Zierliche Moosjungfer
Zierliche Moosjungfer | ||||||||||||
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Leucorrhinia caudalis, reifes Männchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Leucorrhinia caudalis | ||||||||||||
(Charpentier, 1840) |
Die Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis) ist eine Libelle innerhalb der Familie der Segellibellen (Libellulidae) und wird in die Gattung der Moosjungfern (Leucorrhinia) eingeordnet.
Merkmale
Die Zierliche Moosjungfer erreicht eine Flügelspannweite von 6 bis 6,5 Zentimetern und eine Körperlänge von 30 Millimetern. An der Hinterflügelbasis befindet sich ein schwarzer Fleck. Das Flügelmal (Pterostigma) ist bei den Männchen von oben weiß und von unten dunkel, bei den Weibchen beidseitig dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Sowohl das Männchen als auch das Weibchen der Imagines haben die für Moosjungfern typische weiße Stirn, auch die oberen Hinterleibsanhänge sind weiß. Der Hinterleib (Abdomen) beider Geschlechter ist zum Ende hin keulenförmig verdickt. Sexualdimorphismen zeigt die Zierliche Moosjungfer in der Färbung des Hinterleibs: Der des Männchens ist schwarz und bekommt im Alter auf den Segmenten 3 bis 5 eine hellblaue Bereifung. Das Abdomen des Weibchens hat auf der Oberseite der Abdominalsegmente 2 bis 6 jeweils einen gelben Fleck, die blaue Bereifung fehlt.
Ähnliche Arten
- Östliche Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons)
Lebensraum und Verbreitung
Früher wurde Leucorrhinia caudalis als typische Libellenart von Torfmooren, Torfstichen und Moränenseen beschrieben. Jedoch zeigten neuere Untersuchungen, dass es sich nicht um eine reine Moorlibelle handelt. Man findet diese Art auch an stehenden, vegetationsreichen Gewässern wie größeren Teichen, Weihern, Kiesgruben, Altarmen, Seebuchten und sonstigen Gewässern in den Auen großer Flüsse. Die Art und Dichte der Vegetation – sowohl im Wasser, als auch in der umliegenden Umgebung – spielen dabei eine große Rolle. Besiedelt werden Gewässer mit üppiger Unterwasservegetation, meist in Verbindung mit Schwimmblattvegetation und Sträuchern (Weiden) und/oder Bäumen in der Nähe der Ufer. Der Gewässergrund darf nicht zu verschlammt sein, die Ufer müssen eine Verlandungszone mit Röhrichten, Seggen, Binsen, Schachtelhalmen oder Ähnlichem aufweisen.
Die Zierliche Moosjungfer ist ebenso wie die Östliche Moosjungfer ein europäisch-westsibirisches Faunenelement. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in Osteuropa sowie in Nordeuropa im südlichen Finnland, im Süden von Schweden und Norwegen nur an lokalen Fundorten. In Großbritannien und Dänemark fehlt diese Art vollständig. Östlich reicht ihre Verbreitung mit einigen Lücken bis nach Westsibirien. In West- und Mitteleuropa sind nur vereinzelte Vorkommen bekannt, dabei handelt es sich oftmals um ältere Nachweise, die seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr bestätigt werden konnten. In Deutschland sind gesicherte Vorkommen in Mecklenburg Vorpommern und in Brandenburg vorhanden, wo sie in geeigneten Habitaten auch in größerer Stückzahl auftreten können. Auch im übrigen Deutschland gibt es einige wenige etablierte Vorkommen.
Lebensweise
Die Männchen sitzen gerne auf den Blättern von See- und Teichrosen. Sie haben dabei ihre Flügel leicht angehoben und strecken ihr Abdomen in die Höhe. Vermutlich präsentieren die Männchen damit ihre weißen Hinterleibsanhänge, um den Weibchen zu imponieren. Die Zierliche Moosjungfer fliegt von Mai bis in den Juli.
Fortpflanzung und Entwicklung
Insgesamt weiß man bis heute recht wenig über diese scheue Art. Die Paarung findet am Ufer statt. Anschließend werfen die Weibchen ihre Eier im Flug ins Wasser. Die Männchen bewachen diesen Vorgang vermutlich nicht. Je nach Temperatur schlüpft nach circa 2 bis 6 Wochen aus dem Ei die Prolarve. Während der anschließenden etwa zweijährigen Entwicklungsphase vermutet man 11 Larvalstadien. Die Larven haben einen leicht durchsichtigen, gefleckten Körper, wodurch sie wahrscheinlich für ihre Fressfeinde unter Wasser fast unsichtbar werden. Sie leben die meiste Zeit zwischen Wasserpflanzen. Die Larven der Zierlichen Moosjungfer verfügen gegenüber allen anderen Arten der Gattung Leucorrhinia über relativ kräftige Seiten- und Rückendornen, wodurch sie sich offensichtlich gut gegen Fische behaupten können.
Gefährdung und Schutz
Gemäß Anhang IV der europäischen FFH-Richtlinie ist die Zierliche Moosjungfer eine „streng zu schützende Art“, entsprechend wird sie etwa nach dem deutschen Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Sie gilt in ganz Europa als stark bedrohte Art; in der Roten Liste Deutschlands wird sie als „vom Aussterben bedroht“ (Kategorie 1) eingestuft,[1] in Österreich[2] und der Schweiz[3] ebenso. Das hohe Gefährdungsausmaß steht mit den spezifischen ökologischen Ansprüchen an ihren Lebensraum in Zusammenhang.
Diese Art reagiert äußerst empfindlich auf Umwelteinflüsse. In den 1980er-Jahren führten gut gemeinte Eingriffe, um die Wasserqualität zu verbessern (Kalkung), dazu, sie an manchen Orten völlig verschwinden zu lassen. Nach neuen Untersuchungen scheint sich der Bestand jedoch wieder zu stabilisieren. So besiedelte die Zierliche Moosjungfer 2008 und 2009 verschiedene Biotope in unterschiedlichen Regionen, wo sie sogar erstmals nachgewiesen werden konnte. Rückschlüsse darauf, ob der fortschreitende Klimawandel oder zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen für eine positive Bestandsentwicklung verantwortlich sind, konnten noch nicht nachgewiesen werden.[4][5]
Quellen
Literatur
- Heiko Bellmann: Der Kosmos-Libellenführer. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart 2007, ISBN 978-3-440-10616-7
- Heidemann/Seidenbusch: Die Libellenlarven Deutschlands. Verlag Goecke & Evers, Keltern 2002, ISBN 3-931374-07-6
- Gerhard Jurzitza: Der Kosmos-Libellenführer, Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08402-7
- Lehmann/Nüß: Bestimmungsschlüssel Libellen. Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung , Göttingen 1998, ISBN 3-923376-15-4
- Hans Schiemenz: Die Libellen unserer Heimat. Urania Verlag, Jena 1953
- Klaus Sternberg, Bernd Höppner, Franz-Josef Schiel & Michael Rademacher: Leucorrhinia caudalis (Charpentier, 1840) – Zierliche Moosjungfer. S. 391–403 in: Sternberg/Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera). Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3514-0
Einzelnachweise
- ↑ Rote Liste der Libellen Deutschlands bei www.libelleninfo.de
- ↑ Rote Liste der Libellen Österreichs bei www.libelleninfo.de
- ↑ Rote Liste der Libellen der Schweiz bei www.libelleninfo.de
- ↑ Rüdiger Mauersberger: Nimmt Leucorrhinia caudalis im Nordosten Deutschlands rezent zu? Libellula 28(1/2), 2009, S. 69–84.
- ↑ Karl Deubelius & Reinhard Jödicke: Leucorrhinia caudalis in Nordwestdeutschland. Libellula 29(1/2), 2010, S. 1–12.
Weblinks
- Schweizer Artenschutzblatt (PDF-Datei; 250 kB)
- Leucorrhinia caudalis bei Fauna Europaea
- LibellenWissen.de