Beim Grillkuckuck beeinträchtigt die Elternschaft das Sexualleben nur wenig



Bio-News vom 10.04.2019

Beim Grillkuckuck sind die Geschlechterrollen vertauscht, nur die Männchen kümmern sich um die Aufzucht der Jungtiere. Trotz des enormen Aufwands während dieser Zeit haben sie jedoch durchaus noch Gelegenheiten zur Fremdvaterschaft, wie ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausfand, geleitet vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen. Auch wenn Väter nur halb so viel Erfolg haben beim Zeugen von Jungen in fremden Nestern als Männchen, die gerade ‚frei‘ sind und kein Gelege versorgen, scheint die Jungenaufzucht für die Väter weniger kostspielig zu sein als bislang angenommen.

Der Afrikanische Grillkuckuck aus der Gattung der Spornkuckucke ist im Gegensatz zu unserem heimischen Kuckuck kein Brutparasit, sondern zieht seine Jungtiere selbst auf. Die Weibchen der Art sind viel größer und schwerer als die Männchen. Sie singen und verteidigen ein großes Revier, in dem sie sich mit bis zu fünf Männchen gleichzeitig verpaaren. Die kleineren Männchen hingegen singen kaum, dafür brüten sie die Eier aus und ziehen die Jungen groß - alleine, ohne die Hilfe der Weibchen. Das ist bemerkenswert, da die Aufzucht von Nesthockern als besonders energie- und zeitaufwändig gilt. Außerdem befindet sich durchschnittlich in jedem zweiten Gelege ein Kuckucks-Kuckuckkind, das mit dem fütternden Männchen also gar nicht verwandt ist.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen, der Universität Dodoma in Tansania und der Universität Zürich wollten nun wissen, wie stark die alleinige Brutfürsorge Männchen dabei einschränkt, Jungtiere in fremden Nestern zu zeugen. Sie haben herausgefunden, dass die Männchen während der zirka sechs Wochen dauernden Zeit der intensiven Brutpflege immer noch ihre Gelegenheiten hatten, zusätzlichen Nachwuchs außerhalb ihres Nestes zu zeugen, wenn auch deutlich seltener. Während des Brütens sank ihre Chance für eine Fremdvaterschaft im Vergleich zu ihrer „versorgungsfreien Zeit“ um 17 Prozent, in der Zeit intensiver Fütterung der Nestlinge gar um 48 Prozent und in der Zeit der Versorgung bereits flügge gewordener Jungtiere um 26 Prozent.


Das Grillkuckuck-Weibchen verteidigt ein Revier mit bis zu fünf Männchen. Diese ziehen die Jungtiere alleine groß.

Publikation:


Safari I, Goymann W, Kokko H
Male-only care and cuckoldry in black coucals: does parenting hamper sex life?
Proceedings of the Royal Society B

DOI: 10.1098/rspb.2018.2789



„Wir konnten auch zeigen, dass mit zunehmender Distanz zum eigenen Nest die Wahrscheinlichkeit für eine Fremdvaterschaft abnimmt, jenseits von 400 Metern außerhalb des eigenen Reviers geht sie recht schnell gegen Null“, sagt Wolfgang Goymann, Leiter der Studie. Die Aufzucht der Jungtiere bedeutet für die Männchen also zwar ein eingeschränktes Sexualleben, nie jedoch eine komplette Auszeit.

Die Weibchen hingegen haben während der gesamten, bis zu vier Monate dauernden Brutsaison ein durchgehend hohes Fortpflanzungspotential. Da Heuschrecken, Gottesanbeterinnen und Frösche, die Nahrung der Grillkuckucke, zur Brutzeit der Vögel im Übermaß vorhanden sind, ist die Fortpflanzungsrate der Weibchen vor allem von der Anzahl der Männchen begrenzt, denen sie Eier ins Nest legen können. Auch ist der Nahrungsüberfluss sicherlich ein Grund dafür, dass ein Elternteil allein die Jungen in einem verhältnismäßig kleinen Revier versorgen kann.

Das Männchen, dem ein Weibchen gerade ein Gelege bereitet, bewacht zwar seine Partnerin, um seine genetische Vaterschaft zu sichern, aber spätestens nach dem zweiten Ei muss er zu brüten beginnen und kann dem Weibchen nicht mehr folgen. Entsprechend haben Vaterschaftsanalysen ergeben, dass es oft die letzten Eier im Gelege sind, die von anderen Vätern stammen.

„Die hohe Wahrscheinlichkeit, sich Fremdvaterschaften in anderer Männchen Gelege sichern zu können, hat die Evolution der alleinigen Brutfürsorge durch die Männchen sicher begünstigt, denn die Einbußen für das Sexualleben sind nicht so groß, wie man bisher angenommen hat.“, fasst Goymann zusammen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt

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