Ekembos Umwelt: Menschenartige lebten auch in offenen Landschaften



Bio-News vom 25.11.2020

Senckenberg-Wissenschaftler Thomas Lehmann hat mit einem internationalen Team den Lebensraum früher Menschenartiger in Ostafrika vor 20 Millionen Jahren rekonstruiert. Unter der Federführung von Dr. Lauren Michel von der Tennessee Tech University (USA) zeigen die Forschenden, dass sich Teile Ostafrikas von offenen zu geschlossenen Landschaften entwickelten. Bislang war man von einer entgegengesetzten Entwicklung ausgegangen.

Ekembo“ bedeutet übersetzt aus der kenianischen Bantusprache Suba „Affe“. Der Name wird daher auch für eine ausgestorbene Affengattung verwendet, die das Ehepaar Mary und Louis Leakey mit kenianischen Kolleginnen und Kollegen in den 1930er und 1940er Jahren in den 17 bis 20 Millionen Jahren alten Sedimenten der Insel Rusinga (Rusinga Island) im Victoriasee entdeckten. „Seit dieser Entdeckung haben zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versucht die Umgebung zu rekonstruieren, in denen Ekembo und seine Zeitgenossen lebten“, erklärt Dr. Thomas Lehmann vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt und fährt fort: „Obwohl im letzten Jahrhundert auf der Insel Rusinga reichlich Pflanzen- und Tierfossilien gefunden wurden, gibt es keine konsistente Interpretation der Paläoumgebung.“


Beispiel für einen miozänen Menschenartigen: Unterkiefer von Kenyapithecus wickeri. Fundort: Fort Ternan, Kenia.

Publikation:


Michel, L.A., Lehmann, T., Mcnulty, K.P., Driese, S.G., Dunsworth, H., Fox, D.L., Harcourt‐Smith, W.E., Jenkins, K. and Peppe, D.J.
Sedimentological and palaeoenvironmental study from Waregi Hill in the Hiwegi Formation (early Miocene) on Rusinga Island, Lake Victoria, Kenya
Sedimentology, 67: 3567-3594

DOI: 10.1111/sed.12762



Ein Team aus Kenia, den USA und Deutschland hat nun ihre Grabung systematisch und hochauflösend unter Einsatz von GPS dokumentiert. Sie konnten nachweisen, dass sich die damalige Landschaft von einer trockenen und offenen zu einer feuchteren und zunehmend geschlossenen Umgebung verändert hat. „Wir haben hier mit dem genauen Gegenteil gerechnet! Bisher war man nämlich davon ausgegangen, dass sich die Wälder zurückzogen und sich so eine offene Savannenlandschaft entwickelt hat, in denen sich unsere frühesten Vorfahren entwickelten“, erläutert Lehmann.

Die neuentdeckten Fossilien wurden in einen stratigraphischen Rahmen gebracht. Versteinerte Böden und verschiedene Sedimentmerkmale nutzen das Team um die vergangene Umwelt zu rekonstruieren. Wichtige Indizien waren z.B. Anzeichen für hohe Verdunstungsraten, fossile Pflanzenwurzeln und sogar einen versteinerten Wald. „Durch die Kombination aller Merkmale ist es uns gelungen an einem einzigen Standort den zeitlichen Übergang der beiden Landschaftstypen zu dokumentieren“, ergänzt Dr. Lauren Michel, Geologin und Hauptautorin der Studie, und fährt fort: „dabei war es uns wichtig dieses Phänomen an einem Ort aufzuzeigen und nicht über mehrere geografische Regionen verteilt aufzuzeigen.“

Ekembo-Fossilien befinden sich in beiden Landschaftstypen – die Affen fanden sich laut der Studie sowohl in waldreichen Regionen, als auch in offenen Graslandschaften zurecht. „Es ist also mitnichten so, dass es vor 20 Millionen Jahren einen linearen Übergang von Wäldern zu den heutigen ostafrikanischen Savannen gab. Das hat auch Auswirkungen auf die Interpretation der frühen Menschheitsgeschichte beziehungsweise den Übergang von Affen zum Menschen – dieser scheint nicht zwingend mit der Entwicklung einer offenen Landschaft zusammen zu hängen.“


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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