Forschungsgruppe unter Göttinger Leitung untersucht Kohlenstoffsenken und Landnutzung auf Java
Bio-News vom 10.12.2019
Um den globalen Klimawandel einzudämmen, sind natürliche Kohlenstoffsenken und das Verständnis ihrer Funktionsweise entscheidend. Eine Kohlenstoffsenke ist ein Reservoir, das zeitweilig oder dauerhaft Kohlenstoff aufnimmt und speichert. Tropische Küstenfeuchtgebiete spielen dabei offenbar eine wichtige Rolle, aber die Datenlage dazu ist noch dünn. Ein Forschungsteam der Universitäten Göttingen und Bremen sowie vom Leibniz-Zentrum für Tropische Meeresforschung in Bremen hat gezeigt, dass Mangrovenökosysteme erhalten und wiederhergestellt werden müssen, um im Kampf gegen den steigenden Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre erfolgreich zu sein.
Das Team untersuchte die von Mangroven gesäumte Segara-Anakan-Lagune in Java, Indonesien. Sie gilt als eine der effektivsten Kohlenstoffsenken in Mangrovenökosystemen weltweit. Die Forscherinnen und Forscher stellten das Alter eines fünf Meter tiefen Sedimentkerns fest und untersuchten seine biogeochemische Zusammensetzung. Auch spürten sie Elemente, Pollen und Sporen auf. Sie analysierten vier verschiedene Zeiträume über eine Zeitspanne von insgesamt 400 Jahren und unterschiedliche Klimazonen hinweg. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Global Change Biology veröffentlicht.
Publikation:
K Anggi Hapsari et al.
Intertwined effects of climate and land use change on environmen-tal dynamics and carbon accumulation in a mangrove-fringed coastal lagoon in Java, Indonesia
Global Change Biology (2019)
DOI: 10.1111/gcb.14926
Die Umweltdynamik in der Lagune und die Kohlenstoffspeicherung wird demnach hauptsächlich durch Klimaschwankungen und menschliche Aktivitäten gesteuert. Das Team fand heraus, dass diese beiden Faktoren die Sedimente und die Salzigkeit der Lagune beeinflussen, die wiederum die Zusammensetzung der organischen Substanzen und die Art und Weise, wie sie in der Lagune abgelagert wurde, verändern. So entsteht die Kohlenstoffsenke. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden auch heraus, dass Kohlenstoffverbindungen aus abgelegenen Gebieten ausgewaschen werden und so in die Lagune kommen. Früher waren diese abgelegenen Gebiete von natürlichem Mischwald geprägt, aber heute werden sie meist landwirtschaftlich genutzt.
Küstenlagunen wie Segara Anakan sind sowohl durch die von Menschen gemachte Zerstörung der Mangrovenwälder als auch durch die Auswirkungen des globalen Klimawandels, wie zum Beispiel dem steigenden Meeresspiegel, besonders gefährdet. Das steigende Wasser verursacht Küstenerosion, extreme Überschwemmungen und Lebensraumverluste, die die Gesellschaft gefährden. „Unsere Forschung zeigt, dass wir Mangrovenökosysteme erhalten und wiederherstellen müssen, weil Mangroven den Kohlenstoff effizient abbauen“, sagt Erstautorin Dr. Kartika Anggi Hapsari von der Abteilung für Palynologie und Klimadynamik der Universität Göttingen. „Es reicht nicht aus, sich nur auf die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen zu konzentrieren.“
Für die Studie arbeiteten paläoökologische Forscher, die Organismus- und Umweltinteraktionen über geologische Zeiträume hinweg betrachten, mit Forschern der Biogeochemie zusammen, die organische chemische Verbindungen in Sedimenten, historischer Kartografie und Sozioökonomie untersuchen, um die Veränderungen in Landschaft und sozioökonomischem Zustand über die Zeit hinweg zu erfassen.
Diese Newsmeldung wurde mit Material der Georg-August-Universität Göttingen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.