Grube Messel: Ein Grabungssommer geht zu Ende



Bio-News vom 24.09.2013

Die Grabungsaktivitäten des Forschungsinstituts Senckenberg in der Grube Messel bringen jedes Jahr aufsehenerregende Fossilfunde ans Licht.

Die Grube Messel ist seit 1995 als Welterbestätte der UNESCO anerkannt und ermöglicht durch die exzellent erhaltenen Fossilien einmalige Einblicke in die Vergangenheit. Hinsichtlich besonders bedeutungsvoller Funde ist das Jahr 2013 außerordentlich erfolgreich. Gleich drei Säugetiere, darunter ein Urpferdchen und viele andere Stücke erweitern das Wissen über die Biodiversität vor 47 Millionen Jahren.


m Inneren des Ölschiefers: Das Röntgenbild zeigt Überreste eines Insektenfressers. Macrocranion fraß aber zum Beispiel auch Fisch.

Publikation:


Forschungsinstitut Senckenberg
Grube Messel: Ein Grabungssommer geht zu Ende



Am 4. Oktober endet die Grabungssaison in der Grube Messel und damit ein Sommer mit außergewöhnlichen Säugetierfunden und einer Reihe weiterer besonderer Fundstücke. „Das Jahr 2013 ist außerordentlich erfolgreich, weil neben vielen anderen interessanten Stücken gleich drei größere und seltenere Säuger gefunden worden sind“, erläutert Dr. Stephan Schaal, Senckenberg-Abteilungsleiter Paläoanthropologie und Messelforschung. Insgesamt wurden seit Grabungsbeginn am 22. April über 2000 Befunde in die Grabungsprotokolle eingetragen.

Das Grabungsteam entdeckte unter anderem eine Reihe von Wirbeltieren: Neben zahlreichen Fischen und Fledermäusen wurde beispielsweise ein mittelgroßes Krokodil gefunden, das vermutlich zu der in Messel häufigsten Art Diplocynodon darwini gehört. Besonders gut erhalten ist auch eine junge Schildkröte.

Ein Urpferdchen erweitert die Herde

Bisher sind nur die Zähne zu sehen, denn noch ist es fast vollständig in Ölschiefer eingebettet, doch ein natürlicher Bruch in der Platte zeigt, dass wieder ein Urpferd geborgen wurde. „Das ist schon eine Besonderheit an sich, denn zuletzt wurde im Jahr 2000 ein Exemplar gefunden“, sagt Säugetierexperte Dr. Thomas Lehmann. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Vertreter der kleinsten Gattung: Eurohippus.

Auch der zweite große Säugetierfund ist noch nicht präpariert. Auf einer Röntgenaufnahme der Platte ist aber schon ersichtlich, um welche Art es sich handelt: Macrocranion tupaiodon war ein mittelgroßer Insektenfresser. Die Art gehört zu den häufigsten Säugetieren aus dem Ölschiefer von Messel und kommt auch an anderen gleichalten Fossilfundstätten in Europa und den USA vor. Nur dank der gut erhaltenen Messel-Exemplare ist einiges über die Lebensweise bekannt. So wissen die Forscher durch Mageninhalte der Funde, dass Macrocranion neben Insekten auch Fische und anderes verspeiste.

Wie ein Riesen-Eichhörnchen

Bereits teilweise aus dem Ölschiefer befreit hat Präparator Michael Ackermann ein neues Exemplar des größten bekannten Nagetiers aus Messel: Ailuravus macrurus. Das Tier ist etwa einen Meter lang, davon sind 60cm Schwanz, der wahrscheinlich einmal buschig war. „Die Besonderheit an diesem Stück sind die schön erhaltenen Zähne von denen das Tier freundlicherweise die Kaufläche vorzeigt“, erläutert Dr. Lehmann. Ailuravus verfügt schon über die nagetiertypischen ständig nachwachsenden Schneidezähne und seine scharfen Krallen zeigen, dass es wie heute die Eichhörnchen auf Bäumen lebte. Verwandt mit den heutigen Eichhörnchen ist es aber nicht.

Im Sommer graben – im Winter auswerten

Das Team des Forschungsinstituts Senckenberg nutzt für die Grabungssaison den Sommer. Von Ende April bis Anfang Oktober ist es – mit kurzen, meist wetterbedingten Unterbrechungen – mit der Bergung von Funden beschäftigt. Aktuell helfen zehn studentische Grabungspraktikantinnen und -praktikanten sowie ehrenamtliche Grabungshelferinnen – und helfer bei der Fossiliensuche, und auch ein Team vom Museumsverein Messel ist an einem Nachmittag pro Woche dabei.

Mit dem Ende der Grabungssaison beginnt die Auswertung. Erst im Winter können die neuen Funde nach und nach genauer untersucht und präpariert werden. Daher sind bei den neuen Funden derzeit die wissenschaftliche Bearbeitung und weitreichende Aussagen noch nicht möglich.


Diese Newsmeldung wurde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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