Ins Eck gedrängt: Forscher der Uni Graz beobachten erstmals, wie Fische auf Quallen-Invasion reagieren



Bio-News vom 06.11.2019

Kristina Sefc, Aneesh Bose und Holger Zimmermann vom Institut für Biologie der Universität Graz haben im afrikanischen Tanganjikasee erstmals beobachtet, wie die dort heimischen Buntbarsche auf eine Quallenblüte reagieren. Das Auftreten der Nesseltiere hat messbaren Einfluss auf das Verhalten der Fische. Die Ergebnisse der Untersuchung sind soeben im Journal Royal Society Open Science erschienen.

Quallen sind nicht nur der Schrecken von Strandurlaubern, auch Fische fühlen sich von deren Massenauftreten bedroht. Kristina Sefc, Aneesh Bose und Holger Zimmermann vom Institut für Biologie der Universität Graz haben im afrikanischen Tanganjikasee erstmals beobachtet, wie die dort heimischen Buntbarsche auf eine Invasion der Nesseltiere reagieren.


Quallenblüte im Buntbarsch-Territorium.

Publikation:


Aneesh P. H. Bose, Holger Zimmermann and Kristina M. Sefc
Freshwater hydrozoan blooms alter activity and behaviour of territorial cichlids in Lake Tanganyika
Royal Society Open Science

DOI: 10.1098/rsos.191053



„Die Situation war vergleichbar mit einem Wochenende in einer eingeschneiten Almhütte: Die Fische hatten sich unter Steinen und in Ritzen verkrochen und waren im Freiwasser, in dem üblicherweise reger Betrieb herrscht, kaum zu sehen“, schildert Sefc. „Irgendwann gehen aber die Vorräte aus, und der Bedarf nach Sozialkontakten wächst.“

Den Kontakt mit den Quallen meiden die Buntbarsche, da sie genauso genesselt werden wie wir Menschen. Sie bewegen sich also viel weniger als sonst. Für Revierbesitzer und brutpflegende Fische hat das den Vorteil, dass sie weniger Eindringlinge und Räuber abwehren müssen. „Sie sparen also Energie“, erklärt Sefc. Längerfristig würde durch die Strategie des Rückzugs allerdings möglicherweise die Nahrungs- und Partnersuche zu kurz kommen.

Mit den Beobachtungen konnten die Grazer Biologen erstmals zeigen, dass eine so genannte Quallenblüte das Verhalten anderer Meeres- oder Seebewohner messbar beeinflusst. Die im seichten Wasser in festen Territorien lebenden Buntbarsche haben auch keine Möglichkeit, den Nesseltieren großräumig auszuweichen. Viel massiver ist das Auftreten von Quallen im Meer. Sefc und ihr Team gehen davon aus, dass ihre neu gewonnenen Erkenntnisse auch auf marine Küstengebiete übertragbar sind.

Frühere Studien von Interaktionen von Fischen und Nesseltieren beschränkten sich auf direkte Konkurrenz um Futter beziehungsweise gegenseitiges Fressen und Gefressenwerden. Die von Plankton lebenden Medusen rauben die Nahrung, machen sich unter Umständen auch über Eier und Larven her und können mit ihren Nesselzellen sogar kleine Fische töten. Andererseits sind sie selbst oder die in den Tentakeln gefangene Beute wiederum Nahrung für manche Fischarten.

Ihre Erkenntnisse haben die Forscherinnen und Forscher der Universität Graz soeben im Journal Royal Society Open Science veröffentlicht.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Karl-Franzens-Universität Graz via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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