Können Springspinnen träumen?



Bio-News vom 09.08.2022

Die Konstanzer Biologin Dr. Daniela Rößler und ihr Team haben bei Springspinnen einen REM-Schlaf ähnlichen Zustand entdeckt und tragen damit zum besseren Verständnis der Evolution des Schlafs bei Tieren bei.

Können Spinnen träumen? Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Springspinnen in der Lage sind, ähnlich wie wir Menschen zu träumen. Die Konstanzer Biologin Dr. Daniela Rößler und ihr Team können einen aktiven schlafähnlichen Zustand bei Springspinnen (Evarcha arcuata) nachweisen, der dem aktiven REM-Schlaf des träumenden Menschen ähnelt. Die Dokumentation eines dem REM-Schlaf ähnlichen Verhaltens bei einem wirbellosen Landtier trägt zu einem besseren Verständnis der Evolution des Schlafs bei Tieren bei und wirft die Frage auf, ob Springspinnen visuelle Träume erleben. Die Ergebnisse wurden am 8. August 2022 im Wissenschaftsjournal PNAS veröffentlicht.


Springspinne (Evarcha arcuata) nachts in der hängenden „Schlaf“-Position (an einem seidenen Faden).

Publikation:


Rößler, D.C., Kim, K., De Agrò, M., Jordan, A., Galizia, C.G., Shamble, P.S.
Regularly occurring bouts of retinal movements suggest an REM sleep-like state in jumping spiders

PNAS Vol. 119, Nr. 33 (2022)

DOI: 10.1073/pnas.2204754119



Der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) wurde bei Säugetieren und Vögeln eingehend untersucht und bei Reptilien und Kopffüßern dokumentiert. Da viele Tiere, darunter auch Gliederfüßer, keine beweglichen Augen haben, ist ein umfassender Vergleich aktiver, schlafähnlicher Zustände zwischen den Tierstämmen schwierig. Während Springspinnen nicht in der Lage sind, die Linsen ihrer Augen zu bewegen, können sie jedoch ihre sogenannten Netzhautröhren bewegen, um ihren Blick anzupassen.

Phasen deutlicher Netzhautbewegungen

Die Autorinnen und Autoren nahmen nächtliche Infrarot-Aufnahmen von 34 jungen Springspinnen auf und analysierten sie. Da die Haut der frisch geschlüpften Spinnen noch keine Pigmentierung aufweist, konnten die Autorinnen und Autoren die Netzhäute der Spinnen direkt beobachten. Die Spinnen zeigten Phasen deutlicher Netzhautbewegungen, die in sehr regelmäßigen Abständen auftraten. Die Länge dieser Phasen nahm im Laufe der Nacht zu.

Die beobachteten Netzhautbewegungen gingen stets mit unkontrollierten Körperbewegungen einher, etwa mit dem Einrollen der Beine oder dem Zucken einzelner Gliedmaßen sowie der sogenannten Spinnwarzen. Hier finden sich erstaunliche Ähnlichkeiten zum REM-Schlaf bei anderen Tieren. Die Autoren beobachteten ähnliche Beinbewegungen in regelmäßigen Abständen auch bei erwachsenen Springspinnen.




Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Konstanz via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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