Milch von weidenden Kühen besser für das Klima als Milch von Kühen in Stallhaltung?



Bio-News vom 01.04.2021

Weidebasierte Milchproduktion kann hohe Milchleistung mit sehr niedrigen Methanemissionen verbinden. Zu dieser Feststellung sind Forschende der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) gekommen. Ist die Milch von weidenden Kühen also besser für das Klima als Milch von Kühen in Stallhaltung?

Weidende Kühe – für viele Menschen ist dieser Anblick nicht nur schön, sondern auch ein Kulturgut. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Kühe, die auf der Weide stehen in Deutschland kontinuierlich ab. Und dies, obwohl Weide international als die kostengünstigste Art gilt, Futter bereit zu stellen, welches zudem in keiner Konkurrenz zur Humanernährung steht. Grünlandflächen sind zudem einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher weltweit und damit ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Gleichzeitig emittieren Kühe aber auch als Nebenprodukt der Verdauung Methan. Dies hat zwar mit zehn Jahren eine vergleichsweise kurze Verweildauer in der Atmosphäre, bevor es wieder in CO2 zerfällt, in dieser kurzen Zeit trägt es aber erheblich zum Klimawandel bei.


Wie viel Methan einzelne Kühe abgeben, ermittelten die Forschenden direkt auf der Weide mit einem Abgasmessgerät. Zwei Zylinder mit Unterdruck sammelten kontinuierlich die Atemluft der Kühe.

Publikation:


Loza, C., Reinsch, T., Loges, R., Taube, F., Gere, J.I., Kluß, C., Hasler, M., Malisch, C.S.
Methane Emission and Milk Production from Jersey Cows Grazing Perennial Ryegrass–White Clover and Multispecies Forage Mixtures
Agriculture 11, 175

DOI: 10.3390/agriculture11020175



Ausgerechnet der Weidehaltung wurde dies bisher oft angelastet, da sie häufig niedrigere Milchleistungen – und somit auch höhere Methanemissionen pro Liter Milch - erzielt als eine Stallhaltung mit hohem Kraftfutter- oder Maisanteil in der Ration. Ob das tatsächlich so ist, ist Gegenstand vieler aktueller Forschungen. Deswegen haben Forschende der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der CAU auf dem Versuchsgut Lindhof im Rahmen des EU-Projektes „SusCatt“ über ein Jahr hinweg die Milchleistungen von weidenden Jersey-Kühen erfasst und es wurden in mehreren Kampagnen die Methanemissionen der weidenden Kühe von der Doktorandin Cecilia Loza (Abteilung Grünland und Futterbau/Ökologischer Landbau - Professor Friedhelm Taube) gemessen.


Die Kühe weideten unter anderem auf einer diversen Mischung mit acht Pflanzenarten inklusive Wiesenkräutern und weiteren Leguminosen.
Die Messung des Methanausstoßes der Kühe erfolgte direkt am Maul. Ungefähr 96 Prozent des Methans wird durch das Rülpsen über das Maul ausgestoßen.

Die Kühe weideten hierbei in zwei Gruppen jeweils auf einer einfachen Grünlandmischung aus Weißklee und Weidelgras, oder auf einer diversen Mischung mit acht Arten inklusive Wiesenkräutern und weiteren Leguminosen. Zudem erhielten sie täglich im Stall eine geringe ergänzende Kraftfuttergabe von zwei Kilogramm – dies entsprach ungefähr 12 bis 15 Prozent der gesamten Trockenmasseaufnahme. Gerade artenreiche Grünlandbestände haben den Vorteil, dass sie weitere Ökosystemdienstleistungen erbringen: Zum Beispiel liefern sie Nektar für blütenbesuchende Insekten.

Das überraschende Resultat der Forschungsarbeit, die unlängst in der internationalen Fachzeitschrift publiziert wurde: Die Milchleistungen der Kühe waren nicht nur generell sehr hoch und vergleichbar mit Jersey-Kühen aus einer anderen Studie, die bei gleichem Körpergewicht 61 Prozent Kraftfutter in der Ration aufgenommen haben – die Milchleistung konnte sogar noch zusätzlich auf den artenreichen Beständen signifikant gesteigert werden und lag in der frühen Laktationskurve im Mittel bei bis zu 30 Kilogramm Standardmilch (ECM) pro Kuh und Tag. Da Jersey-Kühe mit etwa 430 Kilogramm Körpergewicht wesentlich leichter sind als solche der Rasse Holstein-Friesian, sind das extrem hohe Leistungen bezogen auf das Körpergewicht.

Diese Milch ist zudem von exzellenter Qualität mit Fettgehalten von durchschnittlich fünf bis sechs Prozent. Die Methanbildung war zwar auch mit ca. zehn Prozent leicht gesteigert, doch blieben die Methanemissionen insgesamt mit ca. acht bis zehn Gramm Methan pro Kilogramm Standardmilch auf einem im Vergleich zur internationalen Literatur sehr niedrigen Niveau. Dies ist vor allem das direkte Resultat der exzellenten Futterqualitäten und hohen Futteraufnahmen auf der Weide, die mit dem sehr jungen Weidefutter angeboten worden war – um das zu erreichen, rotierten die Kühe auf etwa 15 Teilflächen bis zu zehnmal im Jahr.



Diese Newsmeldung wurde mit Material der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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