Pflanzen passen Photosynthese an unberechenbare Klimabedingungen an



Bio-News vom 17.03.2021

Die Aufnahme von CO2 aus der Luft ist ein wesentlicher Prozess der pflanzlichen Photosynthese. In trockenen Gebieten verlegen einige Pflanzen diesen Vorgang in die Nacht, damit sie tagsüber ihre Spaltöffnungen geschlossen halten und die Verdunstung von Wasser verringern können. Hierfür besitzen sie einen speziellen Photosynthese-Mechanismus (Crassulacean acid metabolism, CAM). In welchem Umfang Pflanzen diesen Mechanismus für ihren Energiehaushalt nutzen, hängt auch von der Unregelmäßigkeit der Niederschläge ab.

Bisher war bekannt, dass eine geringe jährliche Niederschlagsmenge Pflanzen dazu veranlasst, die Aufnahme von CO2 teilweise auf die Nachtstunden zu verschieben. Aber auch die zunehmende Unberechenbarkeit der Wasserversorgung in einigen Gebieten, wie etwa dem südlichen Namibia, führt zu einem Anstieg der CAM-Photosynthese: Arten, die aus Gebieten mit regelmäßigeren Niederschlägen stammen und bisher nur im Tageslicht Photosynthese betrieben haben, steigen teilweise auf CAM-Photosynthese um, wenn sie in Gebiete mit unberechenbarem Niederschlag vordringen.


Mittagsblumengewächs der Art Drosanthemum wittebergensis am Swartbergpass in Südafrika.

Publikation:


Andreas H. Schweiger, Nicolai M. Nürk, Heath Beckett, Sigrid Liede‐Schumann, Guy F. Midgley, Steven I. Higgins
The eco‐evolutionary significance of rainfall constancy for facultative CAM photosynthesis
New Phytologist (2021)

DOI: 10.1111/nph.17250



Publikation:


Sigrid Liede-Schumann, Guido W. Grimm, Nicolai M. Nürk, Alastair J. Potts, Ulrich Meve, Heidrun E.K. Hartmann
Phylogenetic relationships in the southern African genus Drosanthemum (Ruschioideae, Aizoaceae)
PeerJ- Life and Environment (2020).

DOI: 10.7717/peerj.8999

Diese neuen Erkenntnisse haben die Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und Südafrika bei vergleichenden Untersuchungen an Mittagsblumengewächsen (Aizoaceae) gewonnen, die in Küstenregionen Südafrikas und Namibias heimisch sind. „Unsere Studien zeigen beispielhaft, wie Pflanzen sich unter zunehmend unsicheren klimatischen Bedingungen anpassen können, um sich vor zu großen Wasserverlusten bei der Photosynthese zu schützen“, sagt Prof. Dr. Sigrid Liede-Schumann, Inhaberin des Lehrstuhls für Pflanzensystematik an der Universität Bayreuth.



Die Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf die Mittagsblumen-Gattung Drosanthemum. Deren Ursprung liegt im Süden der Kap-Region, wo die Niederschläge von Mai bis September vergleichsweise hoch sind. Einzelne Linien dieser Gattung – das heißt verschiedene Arten oder Gruppen von Arten mit einem gemeinsamen Vorfahren – sind aber auch in trockenere Lebensräume der Namib-Region und des südafrikanischen Binnenlandes vorgedrungen. Diese Arten wurden daraufhin untersucht, welchen Anteil die CAM-Photosynthese an ihrem Energiehaushalt hat. Dieser Anteil konnte durch die Messung von stabilen Kohlenstoff-Isotopen mit hoher Genauigkeit bestimmt werden. Dabei zeigte sich, dass vor allem die wachsende Unvorhersehbarkeit der Wasserversorgung zu einem höheren Anteil an CAM-Photosynthese führt.


Blühender Pleiospilos als Beispiel eines weiteren Mittagsblumengewächses.

Die Forscherinnen und Forscher sehen sich in diesem Befund durch Untersuchungen bestätigt, die sie an Mittagsblumengewächsen der nebelreichen Küstenregion Namibias durchgeführt haben. Trotz geringer und unregelmäßiger Niederschläge ist der Anteil der CAM-Photosynthese bei diesen Pflanzen gering, da sie sich auf eine regelmäßige Wasserversorgung durch Nebel verlassen können.

Die neuen Erkenntnisse zur Fähigkeit von Pflanzen, sich an klimabedingte Unsicherheiten anzupassen, waren nur möglich, weil den Forscherinnen und Forschern umfangreiches, professionell kuratiertes Pflanzenmaterial zur Verfügung stand. Das an der Universität Hamburg angesiedelte Herbarium Hamburgense, eines der größten Herbarien in Deutschland, hat Pflanzen der Mittagsblumen-Gattung Drosanthemum, die aus dem gesamten Verbreitungsgebiet im südlichen Afrika stammen, über mehrere Jahrzehnte gesammelt und fachgerecht aufbewahrt.



Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Bayreuth via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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