Schwanz wog zweieinhalb Tonnen



Bio-News vom 16.07.2020

Ein Forscherteam unter der Leitung von Verónica Díez Díaz, Postdoktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Museum für Naturkunde Berlin, hat zum ersten Mal den dreidimensionalen Bewegungsapparat des Schwanzes von Giraffatitan brancai rekonstruiert. Nach der Digitalisierung mittels Photogrammetrie, Rekonstruktion und Muskelmodellierung ergab sich ein angenommenes Schwanzgewicht von 2,5 Tonnen. Die erstellten digitalen Dateien sind frei verfügbar.

Seit der allerersten Entdeckung eines Dinosauriers interessieren sich nicht nur Paläontologinnen und Paläontologen, sondern auch die breite Öffentlichkeit dafür, wie diese Tiere aussahen. Viele wissenschaftliche Hypothesen wurden aufgestellt und zahlreiche Rekonstruktionen geschaffen. In den letzten Jahren konnten die Forschenden durch die Anwendung neuer Methoden im Bereich Computerwissenschaften und Digitalisierungstechniken neue Erkenntnisse über Aussehen, Verhalten und Lebensweise der Dinosaurier erlangen, die die bisherigen Rekonstruktionen zum Teil ad absurdum führten. Ein gutes Beispiel dafür ist die überholte und nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand falsche Aufstellung der Skelette mit am Boden schleifenden Schwänzen.


Sauriersaal im Museum für Naturkunde.

Publikation:


Díez Díaz et al.
The Tail of the Late Jurassic Sauropod Giraffatitan brancai: Digital Reconstruction of Its Epaxial and Hypaxial Musculature, and Implications for Tail Biomechanics
Front. Earth Sci., 29 May 2020

DOI: 10.3389/feart.2020.00160



Ein Forscherteam unter der Leitung von Verónica Díez Díaz, Postdoktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Museum für Naturkunde Berlin, hat zum ersten Mal den dreidimensionalen Bewegungsapparat des Schwanzes eines der vollständigsten und bekanntesten Sauropoden rekonstruiert: den 150 Millionen Jahre alten Giraffatitan brancai. Alle Elemente des Schwanzes, also Wirbel und Rippen der Schwanzwirbelsäule, sowie das Becken und die Hintergliedmaßen, wurden mittels Photogrammetrie digitalisiert.

Danach wurde das Schwanzskelett mit einer speziellen Software rekonstruiert. Im Anschluss wurden die Muskeln dank der überlieferten Unebenheiten und Grate, die diese Weichteile auf den Knochen hinterlassen hatten, modelliert. Als Vergleich dienten die Schwänze von Krokodilen.

Dank dieser detaillierten dreidimensionalen Rekonstruktion des Schwanzes waren die Forschenden in der Lage, das wahrscheinliche Gewicht und Volumen jedes Muskels genauer zu berechnen. Es ergab sich ein hypothetischer Gesamtwert für den kompletten Schwanz von ca. 2,5 Tonnen. Wahrscheinlich befand sich jedoch fast die Hälfte des Gewichts im vorderen Teil des Schwanzes, wo die massive und kräftige Muskulatur zum Vortrieb der Hintergliedmaßen beitrug.

Diese Art von Rekonstruktionen dienen dem Verständnis der Haltung und Fortbewegung ausgestorbener Tiere. Mit der Methodik können komplette Individuum rekonstruiert oder biomechanische Analysen durchgeführt werden.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Museum für Naturkunde - Leibniz-Instituts für Evolutions- und Biodiversitätsforschung via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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