Südliche Breitmaulnashörner sind durch Inzucht und die Fragmentierung ihrer Lebensräume bedroht



Bio-News vom 16.12.2019

Die Fragmentierung der natürlichen Lebensräume durch Zäune und Siedlungen wird den Nashörnern zum Verhängnis. Sie verhindert eine natürliche Abwanderung aus dem Familienverband und führt zu Paarungen unter nahen Verwandten. Hinzu kommt, dass die Nashornweibchen zur Paarung bestimmte Männchen bevorzugen und mit diesem Partner über mehrere Jahre hinweg immer wieder Jungtiere zeugen. Dies führt auf lange Sicht zu einem hohen Grad an Inzucht. Diese Ergebnisse stammen aus der bislang größten wissenschaftlichen Untersuchung zu den sexuellen Vorlieben von Breitmaulnashörnern. Die Wissenschaftler schlagen daher gezielte Maßnahmen vor, um den Fortbestand der Art auf lange Sicht zu erhalten.

Erkenntnisse zum Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten sind wichtig, um Schutzmaßnahmen für Breitmaulnashörner zu optimieren. Während der Kolonialzeit wurden die Breitmaulnashörner durch die Jagd auf wenige Individuen dezimiert. Alle heute lebenden Nashörner stammen aus dieser kleinen Gründerpopulation. Ein Teil der für sie wichtigen genetischen Vielfalt ging dadurch für immer verloren, die Breitmaulnashörner sind also genetisch verarmt. Die Ergebnisse der neuen Untersuchung deuten darauf hin, dass das ungewöhnliche Paarungsverhalten der Nashörner diese Vielfalt weiter reduziert.


Tiere der untersuchten Population.

Publikation:


Kretzschmar P, Auld H, Boag P, Gansloßer U, Scott C, Van Coeverden de Groot P J, Courtiol A
Mate choice, reproductive success and inbreeding in white rhinoceros: new insights for conservation management
Evolutionary Applications

DOI: 10.1111/eva.12894



„Wir müssen die Südlichen Breitmaulnashörner so genetisch vielfältig wie möglich halten, wenn wir ihnen die Möglichkeit geben wollen, sich an vom Menschen erzeugte Herausforderungen wie Wilderei, Klimawandel oder etwa Krankheiten anzupassen“, erklärt Dr. Petra Kretzschmar, Leitautorin der Veröffentlichung und Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW).

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren von ihren Erkenntnissen selbst überrascht. Sie erwarteten nicht, dass sich die Weibchen über einen längeren Zeitraum immer mit dem gleichen Männchen paaren, da eine enge Bindung mit demselben Partner für Nashörner nicht bekannt war. „Sie sind normalerweise Einzelgänger und kommen nur für kurze Zeit vor der Paarung zusammen“, sagt Dr. Kretzschmar. „Deshalb hat es 13 Jahre Feldforschung gebraucht, um die Geheimnisse ihres Paarungsverhaltens aufzudecken“, fährt sie fort.

Die Kombination von Freilanddaten mit genetischen Vaterschaftsanalysen von 172 Individuen zeigt, dass drei Verhaltensweisen bei der Paarung die genetische Verarmung von Breitmaulnashörnern fördern können. Viele Weibchen verpaaren sich über mehrere Paarungszeiten hinweg mit dem gleichen Partner. Dies führt dazu, dass alle ihre Nachkommen Gene vom gleichen Vater erhalten. Außerdem vermeiden Nashörner bei der Partnerwahl ihre nächsten Familienmitglieder nicht, wie das von vielen anderen Arten bekannt ist. Schließlich ist der Fortpflanzungserfolg verschiedener Männern sehr ungleich, so dass einige Männchen mit ihren Genen die nachfolgende Generation dominieren.

In der Vergangenheit war dieses Paarungsverhalten vermutlich unproblematisch, da Nashörner die Möglichkeit hatten die Streifgebiete ihrer Mütter zu verlassen und sich somit nicht in der Nähe enger Familienmitglieder aufhielten. „Heutzutage leben Südliche Breitmaulnashörner in relativ kleinen Naturschutzgebieten und privaten Wildreservaten, die von Zäunen und menschlichen Siedlungen umgeben sind. Sie können sich nicht weit genug ausbreiten, um Inzucht zu vermeiden“, sagt Dr. Alexandre Courtiol, der Seniorautor des Aufsatzes. Die Forscher empfehlen daher eine permanente Überwachung der Nachkommen und ihrer Familienbeziehungen sowie einen regelmäßigen Austausch von nicht verwandten Tieren zwischen den Schutzgebieten. „Nur so kann das langfristige genetische Erbe der Art erhalten werden“, sagt Dr. Kretzschmar abschließend.


Diese Newsmeldung wurde mit Material Forschungsverbund Berlin e.V. via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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