Tyrannosaurus rex - war er wirklich ein Intelligenzbolzen?



Bio-News vom 02.05.2024

Ein internationales Team von Paläontologen, Verhaltensforschern und Neurologen hat herausgefunden, dass Dinosaurier wohl so intelligent waren wie Reptilien, etwa Krokodile. Erstautor der Studie ist Dr. Kai R. Caspar, der am Department Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) arbeitet. Die Forschenden aus Kanada, Spanien, Österreich, dem Vereinigten Königreich und den USA haben ihre anhand von Größe und Struktur der Gehirne der Tiere gewonnenen Ergebnisse nun veröffentlicht.

Eine im Jahr 2023 veröffentlichte Studie (DOI: 10.1002/cne.25453 kam zu dem Ergebnis, dass Dinosaurier wie der Tyrannosaurus rex (kurz T. rex) eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Neuronen hatten und wesentlich intelligenter waren als zuvor angenommen. Außerdem wurde postuliert, dass eine hohe Neuronenzahl direkte Informationen über Intelligenz, Stoffwechsel und Lebensgeschichte liefern könne.

Eine neue Studie untersuchte nun die Techniken, die zur Vorhersage der Gehirngröße und der Anzahl der Neuronen in Dinosauriergehirnen verwendet werden. Die Autorinnen und Autoren fanden heraus, dass die früheren Annahmen über die Gehirngröße von Dinosauriern und die Anzahl der in ihren Gehirnen enthaltenen Neuronen unzulässig waren.


Die Größe des Gehirns und damit auch die Zahl der Neuronen wurde bei T. rex möglicherweise überschätzt, und zwar etwa um das Zwei- bis Zehnfache.

Publikation:


Caspar, K. R., Gutiérrez-Ibañez, C., Bertrand, O. C., Carr, T., Colbourne, J. A. D., Erb, A., George, H., Holtz, T. R. Jr, Naish, D., Wylie, D. R., & Hurlburt, G. R.
How smart was T. rex? Testing claims of exceptional cognition in dinosaurs and the application of neuron count estimates in palaeontological research

The Anatomical Record, 1–32

DOI: 10.1002/ar.25459



Die Forschungsarbeiten schließen an jahrzehntelange Analysen an, in denen Paläontologen und Biologen die Größe und Anatomie von Dinosauriergehirnen untersucht haben und diese Daten nutzten, um auf Verhalten und Lebensweise zurückzuschließen. Informationen über die Gehirne von Dinosauriern stammen aus mineralischen Füllungen der Schädelhöhle, den so genannten Endocasts, sowie aus den Formen der Schädelhöhlen selbst. Das Forschungsteam fand heraus, dass die Größe des Gehirns und damit auch die Zahl der Neuronen bei T. rex überschätzt wurde, etwa um das Zwei- bis Zehnfache. Darüber hinaus zeigen sie, dass die geschätzte Neuronenzahl kein zuverlässiger Hinweis auf die Intelligenz ist.


Montierter Skelett-Abguss von Tyrannosaurus rex im Senckenberg-Museum Frankfurt am Main. Dieser Raubsaurier lebte vor 66 Millionen Jahren und kam ausschließlich im westlichen Nordamerika vor.

Um die Biologie längst ausgestorbener Arten zuverlässig rekonstruieren zu können, sollten – so die Forschenden – mehrere Beweismittel heranziehen: darunter die Skelettanatomie, die Knochenhistologie, das Verhalten lebender Verwandter und Spurenfossilien – also nichtkörperliche Überreste wie etwa Fußspuren. „Um die Intelligenz von Dinosauriern und anderen ausgestorbenen Tieren zu bestimmen, sollte man sich nicht allein auf Schätzungen der Neuronenanzahl verlassen, sondern mehrere Beweislinien heranziehen, die von anatomischen Vergleichen bis zu fossilen Fährten reichen", erklärt Hady George von der School of Earth Sciences in Bristol.


Beziehung zwischen Gehirn- und Körpermasse bei Landwirbeltieren. Dinosaurier wie T. rex zeigten ein Gewichtsverhältnis, das dem lebender Reptilien entsprach.

Dr. Caspar betont: „Es ist nicht sinnvoll, Intelligenz bei ausgestorbenen Arten vorherzusagen, wenn hierfür nur Schätzungen zur Neuronenzahl vorliegen, die von Endocasts abgeleitet sind." Dr. Ornella Bertrand aus Barcelona ergänzt: „Neuronenzahlen sind keine guten Prädiktoren für kognitive Leistungen. Sie zur Vorhersage von Intelligenz bei längst ausgestorbenen Arten zu verwenden, kann zu äußerst irreführenden Interpretationen führen."

Die Endocasts von Krokodilen gleichen denen von T. rex in vielen relevanten Punkten, zum Beispiel bei den Proportionen der verschiedenen Hirnregionen und dem Volumen im Vergleich zur Körpermasse. Diese Muster leiten sich von den gemeinsamen Vorfahren der Krokodile und Dinosaurier/Vögel ab, den ursprünglichen Archosauriern. In den Entwicklungslinien, die bis hin zu den modernen Krokodilen bzw. den Tyrannosauriern führen, erfuhren sie nur geringfügige Veränderungen. Der Saurier von vor über 60 Millionen Jahren besaß also vermutlich eine vergleichbare Neuroanatomie und eine ähnliche Verhaltensflexibilität wie heutige Krokodile.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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