Weltweit Schutzgebiete unter die Lupe genommen



Bio-News vom 25.01.2022

Schutzgebiete gehören zu den effektivsten Mitteln, um die biologische Vielfalt zu erhalten, allerdings werden neue Schutzgebiete oft eingerichtet, ohne bereits bestehende Reservate zu berücksichtigen. Dies kann zu einer Überrepräsentation bestimmter biophysikalischer Eigenschaften wie Temperatur oder Topografie führen, die ein bestimmtes Gebiet ausmachen. Eine Forschungsgruppe an der Technischen Universität München (TUM) hat nun in einer globalen Analyse bewertet, welchen Schutzumfang verschiedene biophysikalische Bedingungen haben.

Schutzgebiete sind wichtig für den Erhalt von Artbeständen. Sie sorgen dafür, dass viele Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum nicht verlieren und dienen damit auch dem Schutz gefährdeter Arten sowie der Sicherung der biologischen Vielfalt.

Der Umfang des weltweiten Schutzgebietsnetzes nimmt stetig zu. „Das ist aus Sicht des Naturschutzes grundsätzlich erfreulich. Doch ein unkoordiniertes Anwachsen geschützter Flächen weltweit kann zur Vergeudung von Ressourcen führen, wenn nicht darauf geachtet wird, dass möglichst viele verschiedene Artengemeinschaften oder Umweltbedingungen geschützt werden“, sagt Dr. Christian Hof, Leiter der Juniorforschungsgruppe „MintBio - Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt in Bayern: Multidimensionale Integration für bessere Biodiversitätsprognosen“ des Bayerischen Klimaforschungsnetzwerks bayklif an der TUM.


Pakistans Deosai-Nationalpark.

Publikation:


Matthias F. Biber, Alke Voskamp, Christian Hof
Representation of the world's biophysical conditions by the global protected area network
Conservation Biology (2021)

DOI: https://doi.org/10.1111/cobi.13822



Welche Gegebenheiten im Meer und an Land sind nicht ausreichend geschützt?

Sowohl für das Meer und als auch an Land haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersucht, wie repräsentativ das derzeitige Schutzgebietsnetz der Welt im Hinblick auf biophysikalische Gegebenheiten wie Temperatur, Niederschlag, Topografie, Temperatur der Meeresoberfläche und Salzgehalt ist - welche Gegebenheiten derzeit also nicht ausreichend geschützt sind und wo diese liegen.


Tarangire-Nationalpark.

„Schutzgebietsplanung fokussiert bisher insbesondere auf Biodiversität und auf repräsentative Ökosysteme“, sagt Matthias Biber, Doktorand im MintBio-Team. Unter seiner Federführung hat ein Forschungsteam nun auf globaler Skala die Kombination biophysikalischer Faktoren in den Blick genommen. Diese Methode wird bisher noch wenig berücksichtigt, wenn es um die Planung von Schutzgebieten geht, in der Zusammenschau aus Land– und Meeres-Lebensräumen bislang noch gar nicht.

Biophysikalische Lücken in den derzeitigen Schutzgebieten

Die Studie zeigt, dass an Land Schutzgebiete in Bereichen mit hohen Temperaturen, sowie niedrigem Niederschlag verhältnismäßig selten sind, während der Schutz verschiedener Höhenlagen gleichmäßig verteilt ist. „Bedingungen, wie sie in der Sahara oder auf der Arabischen Halbinsel herrschen, sind unserer Studie zufolge also bisher wenig geschützt“, sagt Matthias Biber.

Im Meer sind dagegen Schutzgebiete in Bereichen mit mittlerem und hohem Salzgehalt sowie die Tiefsee unterrepräsentiert. Gleichmäßig verteilt ist hier der Schutz unterschiedlicher Temperaturbedingungen der Meeresoberfläche. „Gerade die biologische Vielfalt der Tiefsee kennen wir noch viel zu wenig. Da unsere Studie nun einen mangelnden Schutz dieses Lebensraums zeigt, heißt dies, dass ein weithin unerforschter Lebensraum durch menschliche Nutzung oder Schadeinwirkungen auch verloren gehen könnte“, so Biber.

Erkenntnisse für die weitere Planung von Schutzgebieten

„Für den Erhalt der biologischen Vielfalt ist die Gestaltung von Schutzgebietsnetzwerken von größter Bedeutung. Weil wir teilweise gar nicht wissen, welche Arten wir in Gebieten wie der Tiefsee oder in der Wüste noch nicht entdeckt haben und wie diese und andere Arten auf den Klimawandel reagieren werden, ist es wichtig, dass wir nicht nur einige Gebiete mit hoher Artenvielfalt schützen. Vielmehr sollten wir ein möglichst resilientes Schutzgebietsnetzwerk aufbauen, welches auch in Zukunft für alle möglichen Umweltbedingungen und somit alle potentiellen Lebensräume ein Refugium bietet“, erklärt Hof.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Technischen Universität München via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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