Wirtschaftliche Schäden durch ortsfremde Arten immer noch unterschätzt



Bio-News vom 19.06.2024

In einer umfassenden Umfrage untersuchten Forscher aus Frankfurt die Einstellungen und Wahrnehmungen bezüglich invasiver Arten. Die Studienergebnisse offenbaren, dass alle befragten Interessengruppen die Ausbreitung invasiver Arten als problematisch ansehen und großes Interesse an diesem Thema zeigen. Allerdings wurde der jährliche wirtschaftliche Schaden, den invasive Arten in Deutschland verursachen, sowie deren Artenvielfalt von allen Gruppen signifikant unterschätzt.

Nilgans, Nutria, Waschbär – diese großen Tiere werden besonders häufig genannt, wenn man nach invasiven Arten fragt. Bei den Pflanzen stehen der Riesen-Bärenklau, das Drüsige Springkraut und der Japanische Staudenknöterich vorne auf der Bekanntheitsskala. „Wir haben in einer umfassenden Befragung die Kenntnisse zu invasiven Arten verschiedener Interessengruppen untersucht“, erklärt Dr. Matthias Kleespies, Erstautor der Studie von der Goethe-Universität und fährt fort: „In der Auswertung zeigt sich, dass vor allem große Säugetiere wie Nutria, Waschbär oder Marderhund wahrgenommen wurden, während kleinere Tiere und Pflanzen weniger oft bedacht wurden.“


Maßgeschneiderte Bildungsprogramme und gezielte Informationskampagnen könnten künftig dazu beitragen, das Bewusstsein für die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen invasiver Arten, wie der Nilgans, zu stärken.

Publikation:


Kleespies, M.W., Dörge, D.D., Peter, N. et al.
Identifying opportunities for invasive species management: an empirical study of stakeholder perceptions and interest in invasive species

Biol Invasions (2024)

DOI: https://doi.org/10.1007/s10530-024-03328-z



In Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt hat Kleespies eine quantitative Studie durchgeführt, die auf sozialwissenschaftlichen Gütekriterien basiert. Mehr als 2000 Personen aus neun verschiedenen Interessengruppen in Deutschland – darunter Mitglieder von Umweltschutzorganisationen, Angestellte des Ordnungsamts, Forschenden, Forschenden, Forschenden, Mitglieder von Kleingartenvereinen, Forschenden, Forschenden zoologischer Gärten und Höhlenforscher*innen – wurden befragt. Die Studie untersucht Schätzungen über die Anzahl invasiver Arten und die durch sie verursachten wirtschaftlichen Schäden. Zudem wurde untersucht, ob invasive Arten als Problem angesehen werden, wie groß das Interesse an diesem Thema ist und welche Arten am häufigsten erwähnt werden.


Große invasive Tiere, wie die Nutria, gelten in der Bevölkerung als Bedrohung. Der wirtschaftliche Schaden, den invasive Arten jährlich in Deutschland verursachen, wird jedoch oft deutlich unterschätzt.

„Wir konnten anhand der von uns erhobenen Daten feststellen, dass innerhalb der Interessengruppen ein gutes Verständnis für die ungefähre Anzahl gebietsfremder Arten in Deutschland vorlag. Zudem war das Interesse an der Thematik groß und invasive Arten wurden als wichtiges Umweltproblem wahrgenommen,“ fasst Kleespies die Auswertung zusammen.

„Offenbar gibt es eine hohe Sensibilität für das Thema innerhalb der Interessengruppen und auch ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Verbreitung invasiver Arten. Der wirtschaftliche Schaden, den sie jährlich in Deutschland anrichten – ein dreistelliger Millionenbetrag –, wurde allerdings in allen Gruppen deutlich unterschätzt,“ fügt Prof. Dr. Sven Klimpel von der Goethe-Universität Frankfurt und dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum hinzu und erläutert: „Diese Unterbewertung deutet darauf hin, dass vielen der Befragten die tatsächlichen Auswirkungen invasiver Arten nicht vollständig bewusst sind. Das könnte zur Folge haben, das Präventions- und Managementmaßnahmen nicht rechtzeitig oder nicht in ausreichendem Maße ergriffen und unterstützt werden.“

Im Management invasiver Arten spielen Interessengruppen und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, die direkten Kontakt zu den betroffenen Tieren oder Pflanzen haben, eine wichtige Rolle. Dazu zählen Mitglieder von Jagdverbänden, Landwirtinnen und Landwirte, Umweltorganisationen sowie Personen in Behörden und Verwaltung.

„Diese Gruppen haben einen direkten Einfluss auf die gesellschaftliche Wahrnehmung und den Umgang mit invasiven Arten oder sind sogar unmittelbar an Prävention oder Management beteiligt. Maßgeschneiderte Bildungsprogramme und gezielte Aufklärung könnten in Zukunft dazu beitragen, ein Bewusstsein für die ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen von invasiven Arten zu schärfen und mögliche Wissenslücken der Interessengruppen zu schließen. Zusätzlich bietet unsere Studie einen Anknüpfungspunkt für zukünftige Untersuchungen: So wäre es beispielsweise sinnvoll, die Sichtweise weiterer Interessengruppen und die der allgemeinen Bevölkerung miteinzubeziehen“, resümiert Klimpel.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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