Altwelt-Schlangenhalsvogel
Altwelt-Schlangenhalsvogel | ||||||||||
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Männlicher Indien-Schlangenhalsvogel | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Anhinga melanogaster | ||||||||||
(Pennant, 1769) |
Der Altwelt-Schlangenhalsvogel (Anhinga melanogaster) ist eine Art der Schlangenhalsvögel (Anhingidae). Sein Verbreitungsgebiet umfasst Afrika sowie den Süden und Südosten Asiens. Er gehört außerdem zur Fauna Australiens und kommt auch auf Neuguinea vor.
Die IUCN führt den Altwelt-Schlangenhalsvogel auf der Vorwarnstufe near threatened.
Erscheinungsbild
Ausgewachsen erreicht der Altwelt-Schlangenhalsvogel eine Körperlänge von etwa 86 bis 94 Zentimeter und wiegt dann zwischen 900 Gramm und 2,6 Kilogramm. Die Flügelspannweite beträgt 120 Zentimeter.[1] D
Es handelt sich beim Altwelt-Schlangenhalsvogel um einen dunkelgefiederten Fischfresser mit einem sehr langen Hals, der den anderen drei Arten der Schlangenhalsvögel sehr gleicht. Charakteristisch für den Altwelt-Schlangenhalsvogel ist ein bräunlicher bis schwarzbräunlicher Kopf, der Rücken ist glänzend schwarz mit auffällig weißen, silbergrauen oder blassbraunen Streifen und Punkten. Die Steuerfedern sind lang und bräunlich, bei frisch vermauserten Vögeln dagegen eher schwärzlich. Ein auffälliger weißer oder blassbrauner Streifen verläuft vom Schnabelansatz entlang der Kopfseiten und dem oberen Hals. Die Geschlechter sind auch bei Feldbeobachtungen eindeutig identifizierbar. Männchen haben eine dunkle Körperunterseite, während die der Weibchen hell ist. Weibchen haben außerdem eine graubraune Körperoberseite, weisen aber ähnliche Farbmarkierungen wie die Männchen auf.[2] Die Iris ist beim Männchen gelb, beim Weibchen dagegen blassgelb bis blassbraun.
Der Schnabel ist lang, schlank und spitz zulaufend. Häufig schwimmt der Altwelt-Schlangenhalsvogel so, dass sich nur Hals und Kopf über dem Wasser sichtbar ist. Auffallend an dieser Art ist, dass er besonders geformte Wirbel im Hals besitzt. Auf Grund dieser ist er in der Lage, seinen Hals z-förmig zu knicken und ruckartig zu strecken. Dies nutzt er während seines Nahrungserwerb, während dessen er Fische mit dem Schnabel aufspießt.
Verbreitung und Lebensraum
Der Altwelt-Schlangenhalsvogel kommt in Afrika südlich der Sahara, auf Madagaskar, im Irak, Pakistan, Indien und im Südosten Asiens sowie Indonesien, Neuguinea und Australien vor. Irrgäste erreichen gelegentlich auch Neuseeland.[3] Die Wanderbewegungen von Altwelt-Schlangenhalsvögeln sind bislang nicht abschließend untersucht, ein beringter Vogel wurde jedoch über eine Entfernung von mehr als 2.000 Kilometer vom Beringungsort wiedergefunden. Im Norden des australischen Northern Territorys ist der Bestand am Alligator River in der winterlichen Trockenzeit sehr hoch, in der Regenzeit verlassen zahlreiche Vögel jedoch diese Region. Im australischen Bundesstaat Victoria gibt es dagegen keine Hinweise auf vergleichbare Wanderbewegungen finden.[4]
Sein Lebensraum sind Feuchtgebiete des Binnenlands und geschützte Küstenabschnitte in den Tropen und subtropen. Er ist für seine Nahrungssuche auf offene, große Gewässer ohne größeren Wellengang angewiesen und benötigt über die Wasseroberfläche ragende Äste oder abgestorbene Baumstämme, um darauf zu ruhen und seine Flügel zu trocknen. Er kommt entsprechend an Seen, Wasserspeichern, Teichen, Billabongs, Sümpfen und Flussmäanderungen vor. Wasserregionen mit dichter Wasserpflanzenvegetation meidet er. Dagegen ist die Zusammensetzung der Ufervegetation nicht dafür entscheidend, ob ein Gewässer geeigneten Lebensraum für ihn bietet.
Nahrung und Nahrungssuche
Das Nahrungsspektrum des Altwelt-Schlangenhalsvogels besteht überwiegend aus Fisch. Daneben fressen sie Insekten und andere Tiere der Gewässerzone wie beispielsweise Wasserschildkröten. Die Nahrung finden sie überwiegend tauchend. Sie nutzen während der Nahrungssuche bevorzugt Gewässer mit einer Tiefe von mehr als sechzig Zentimeter. Die einzelnen Tauchgänge dauern 30 bis 60 Sekunden.[5]
Kleine Beute wird noch unter Wasser verschluckt. Fische werden mit dem Schnabel aufgespießt und an die Wasseroberfläche gebracht. Mit einer schnellen Kopfbewegung wird der Fisch auf die Wasseroberfläche geworfen, wieder aufgenommen und mit dem Kopf zuerst verschluckt. Gelegentlich werfen den Fisch auch in die Luft und fangen ihn erneut, bevor er auf die Wasseroberfläche auftrifft.[6] Große Fische werden gelegentlich zu einem Ruheplatz gebraucht und dort gefressen.
Der Altwelt-Schlangenhalsvogel lebt überwiegend einzelgängerisch, allerdings können sich an reichen Nahrungsgründen mehrere Vögel versammeln. Sie bilden allerdings keine gemeinschaftlich fressende Trupps.
Fortpflanzung
Altwelt-Schlangenhalsvögel gehen eine monogame Paarbeziehung ein, die wenigstens eine Fortpflanzungsperiode Bestand hat. Sie nisten entweder einzeln oder in loosen Kolonien von bis zu zehn Nestern. Häufig finden sich in diesen Kolonien auch andere baumbrütenden Wasservögeln wie Kormorane, Löffler und Ibisse.[7] Gegen Artgenossen wird ein Umkreis von mehreren Metern um das Nest verteidigt. Sie verteidigen dagegen kein Nahrungsterritorium.[8]
Das Männchen wählt den Nistplatz, dabei wählt es gelegentlich auch einen bereits vorher genutzten Niststandort. Das Territorium rund um das Nest kann sich auf den Ast begrenzen, auf dem sich das Nest befindet oder auch den gesamten Baum, in dem gebrütet wird. Zum antagonistischen Verhalten von Altwelt-Schlangenhalsvögel gehört es, dass sie mit geschlossenen Schnabel auf einen Eindringling weisen. Kommt er näher, wird der Schnabel leicht geöffnet und der Vogel gibt Zischlaute von sich. Nicht brütende Vögel nähern sich gelegentlich auch mit geöffnetem Schnabel und gespreizten Flügeln, dabei rufen sie sehr laut. Kommt der Eindringling noch näher schnappen sie nach ihm, allerdings zielen sie dabei nicht auf einen direkten physischen Kontakt ab, der Schnabel wird lediglich in Kopf- oder Halsnähe schnell geschlossen. Erst wenn der Eindringling auch davon nicht abgeschreckt wird, hackt der Altwelt-Schlangenhalsvogel, der sein Revier verteidigt, auch nach dem Hals oder Kopf des Eindringlings.[9]
Der Altwelt-Schlangenhalsvogel scheint an keine bestimmte Fortpflanzungszeit gebunden zu sein. In einigen Regionen fehlt er auch über längere Zeit als Brutvogel. Die Nestbasis sind in der Regel frische Äste, beim darauf errichteten Nest werden gewöhnlich bis zu 150 dürre Äste verbaut, die zwischen 10 und 40 Zentimeter lang sind. Einige Nester sind in ihrer Struktur so locker, dass die Eier für einen Beobachter, der direkt unterhalb des Nestes steht, sichtbar sind.[10] Das Nistmaterial wird überwiegend vom Männchen herbeigeschafft.
Das Gelege umfasst zwischen zwei und sechs Eier, typisch sind jedoch Gelege, die aus vier Eiern bestehen. Beide Elternvögel brüten, die Brut wird mit dem ersten Ei aufgenommen. Die Brutzeit beträgt durchschnittlich 28 Tage, der Schlupf der Jungvögel verläuft asynchron. Frisch geschlüpfte Küken sind zunächst nackt. Nestlinge haben in der Regel im Alter von vier Wochen die Größe ihrer Elternvögel erreicht. In diesem Alter beginnen sie auch, aus dem Nest zu klettern und schwimmen gelegentlich sogar. Einige der Jungvögel klettern wieder ins Nest zurück, andere bleiben auf Ästen unterhalb des Nestes hocken. Im Alter von etwa fünfzig Tagen können sie bereits kurze Distanzen fliegen. Das Alter, in dem Nestlinge normalerweise flügge werden, ist nicht ganz gesichert. Vermutet wird, dass sie mit etwa sechzig Tagen flügge werden.[11]
Der Reproduktionserfolg des Altwelt-Schlangenhalsvogels ist noch nicht systematisch untersucht worden. Am Lake Cowal in Australien gingen von 122 Nestern 38 Gelege verloren. Die Verluste sind überwiegend auf Störungen durch den Menschen zurückzuführen. Brütende Altwelt-Schlangenhalsvögel kehren in der Regel nicht zu ihren Nestern zurück, bis die Störer sich aus der Umgebung zurückgezogen haben. Diese Brutunterbrechung nutzen Neuhollandkrähen in der Regel aus, um die Eier zu fressen. In 64 Nestern schlüpften zwischen zwei und fünf Jungvögel je Nest, in zwölf Fällen führte ein ausgeprägter Größenunterschied auf Grund des asynchronen schlüpfenden Jungvögel dazu, dass der kleinste Nestling nicht überlebte. In vierzehn Fällen starben Nestlinge, nachdem sie sich verletzt hatten als sie aus dem Nest sprangen.[12]
Sonstiges
Die Federn des indischen Schlangenhalsvogels werden als Roagaspitz in manchen Trachten auf dem Hut getragen, z.B. in der Berchtesgadener Tracht.
Literatur
- P. J. Higgins (Hrsg): Handbook of Australian, New Zealand & Antarctic Birds, Band 1, Ratites to Ducks, Oxford University Press, Oxford 1990, ISBN 0-19-553068-3
Weblinks
- Anhinga melanogaster in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. Abgerufen am 19. Dezember 2008.
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Anhinga melanogaster in der Internet Bird Collection