Andrewsarchus mongoliensis
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Andrewsarchus | ||||||||||||
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Andrewsarchus mongoliensis, Lebendrekonstruktion | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
spätes Eozän | ||||||||||||
40 bis 35 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Andrewsarchus | ||||||||||||
Osborn, 1924[1] |
Andrewsarchus ist der größte Vertreter der Mesonychiden, die einzige bekannte Gruppe der Urhuftiere, die zu Fleischfressern wurde. Die einzige Art ist Andrewsarchus mongoliensis.
Andrewsarchus wurde nach dem Fossiljäger Roy Chapman Andrews benannt, dem Leiter der dritten Asienexpedition des American Museum of Natural History, während der die Fossilien geborgen wurden. Von Andrewsarchus wurde nur ein enormer Schädel gefunden, analog zum Körperbau anderer Mesonychiden wird ein wolfsähnlicher Körper vermutet, nur eben um einiges größer: das Tier wäre ca. 4-5 Meter lang gewesen und hätte eine Schulterhöhe von fast 2 Meter gehabt. Damit wäre er das größte terrestrische fleischfressende Säugetier, das je gelebt hat (wobei aber auch Sarkastodon und Megistotherium ähnlich groß wurden). Er wog wahrscheinlich ca. 1000 Kilogramm. Andrewsarchus lebte vor rund 35 Millionen Jahren im späten Eozän.
Lebensweise
Fossilien von Mesonychier werden für gewöhnlich einzeln gefunden. Daraus lässt sich schließen, dass auch Andrewsarchus ein Einzelgänger war. Nur zur Paarung kamen sie zusammen. Die enorme Größe ist ein Indiz dafür, dass diese Raubtiere wenig Feinde hatten. Jedes Tier besaß vermutlich ein eigenes Revier, das gegen Artgenossen heftig verteidigt wurde.
Ernährung
Es ist nur wenig über die Ernährung des Andrewsarchus bekannt. Nach dem Aussterben der Dinosaurier gab es zunächst keine großen Landsäugetiere, aber durch die entstandenen ökologischen Nischen entwickelten sich bald solche. Sie alle könnten potentielle Beutetiere gewesen sein, denn Andrewsarchus fraß möglicherweise große Tiere, obwohl Versteinerungen möglicher Beutetiere vom Paläozän und frühen Eozän kaum vorhanden sind. Am Ende des Eozän gab es in Zentralasien dagegen nachweislich sehr große Säugetiere. Da Fossilien des Andrewsarchus in ehemaligen Küstengebieten gefunden wurden, könnte er aber auch auf den Strand gesetzte ursprüngliche Wale, Schalentiere und Schildkröten erbeutet haben, allerdings dürfte die Gesamtpopulation eines so großen Raubtieres kaum auf einen derart engen Lebensraum begrenzt gewesen sein. Auch bei heutigen Braunbären gibt es in Küstengegenden lebende Populationen, die sich von angeschwemmten Aas und bei Ebbe freigelegten Krebs- und Schalentieren ernähren. Möglicherweise war Andrewsarchus auch in z. T. sehr verschiedenen Habitaten zu finden.
Andrewsarchus besaß einen der stärksten Kiefer, die sich je in einem an Land lebenden Tier entwickelten. Er konnte damit durch sehr große Knochen beißen. Jedoch benötigt ein so großes Raubtier ständig große Beutetiere. Andrewsarchus war deshalb wahrscheinlich sehr empfindlich gegenüber z. B. Klimaänderungen, die einen Rückgang solcher Beutetiere bedeuteten. Trotz der enormen Kiefer und sehr starken Zähne hatte Andrewsarchus noch nicht die typische „Knochenschere“ der heute lebenden Carnivoren und musste daher mehr Zeit und Energie zum Fressen aufwenden als diese. Andrewsarchus war offensichtlich nicht an die Jagd und das Fressen von kleinen Beutetieren angepasst, obwohl das Tier möglicherweise anderen Raubtieren kleine Beute streitig machte. Andererseits könnte eine derartige Bezahnung auch auf eine mehr omnivore Lebensweise, ähnlich Bären oder Schweinen hindeuten.
Die teilweise vorgebrachte Behauptung, Andrewsarchus wäre ein Aasfresser und nicht in der Lage gewesen Beutetiere zu jagen, weil er keine Krallen, sondern nur stumpfe Hufe besaß, kann nicht geltend gemacht werden, da moderne Wölfe und Hyänen ihre stumpfen Krallen ebenfalls nicht zur Jagd einsetzen, und ihre Beutetiere praktisch ausschließlich mit ihren Zähnen festhalten und töten, spitze Krallen also keine Voraussetzung für einen erfolgreichen Jäger sind.
Andrewsarchus war anscheinend lange erfolgreich als Art, starb aber schließlich ziemlich sicher aufgrund des eingeschränkten Beutespektrums aus. Es stand zudem, wie andere frühe Fleischfresser des Känozoikums, in zunehmenden Wettbewerb mit den Miaciden (Urväter aller katzen- und hundeartiger Tiere) und ihren heutigen Nachfahren, den modernen, fleischfressenden Säugetieren (Carnivora).
Verbreitung & Aussterben
Andrewsarchus und andere verwandte räuberische Säugetiere lebten in der Nordhemisphäre gemeinsam mit den Creodonten (Urraubtiere) und den frühesten Raubtieren (Carnivora). Dort gab es auch riesige räuberische Vögel wie Gastornis.
Abgetrennte südliche Hemisphärebereiche wie Australien und Südamerika entwickelten konvergent ihre eigenen, total unterschiedlichen Linien räuberischer Landtiere, einschließlich flugunfähiger riesiger Vögel und der Beuteltiere wie des australischen Thylacoleo (ein „Beutellöwe“).
Schließlich ersetzten die Carnivora die Creodonten, die Mesonychiden und die riesigen flugunfähigen räuberischen Vögel völlig. Verschiedene Arten von Carnivora haben jetzt (teils unterstützt vom Menschen) jeden Kontinent, sowie die meisten Inseln erobert und so die meisten anderen großen terrestrischen Säugetier-Fleischfresser ersetzt.
Früher glaubte man, dass Andrewsarchus ein direkter, noch terrestrisch lebender Vorfahre der modernen Wale sei. Heute hält man es aber für wahrscheinlicher, dass Andrewsarchus nur ein entfernter Verwandter ist. Die wahren Huftier-Vorfahren der Pakicetidae, jener landlebenden Übergangsform zwischen den frühen Huftieren und den Walen, sucht man heute eher unter den Artiodactyla (Paarhufern).
Fundort, Fossilmaterial & Paläoökologie
Bisher ist Andrewsarchus nur von einem einzigen Schädel bekannt, der fast einen Meter lang war. Dieser wurde in der 1920er Jahren in der mongolischen Wüste gefunden.
Andrewsarchus teilte seinen Lebensraum mit einigen kleineren Mesonychiern, die jedoch nicht mit dem Raubtier konkurrierten. Zu den Beutetieren gehörte unter anderem Embolotherium, eine nahe mit Pferden und Nashörnern verwandte Gattung, die wie Andrewsarchus am Ende des Eozäns ausstarb.
Literatur
- Henry Fairfield Osborn: Andrewsarchus', giant mesonychid of Mongolia. American Museum novitates; Nr. 146. The American Museum of Natural History, New York City 1924. PDF
- X. Zhou, R. Zhai, P. D. Gingerich und L. Chen: Skull of a new mesonychid (Mammalia, Mesonychia) from the late Paleocene of China. Journal of Vertebrate Paleontology, Bd. 15, Nr. 2, S. 387–400, 1995. PDF
- Haines, Chambers: The Complete Guide to Prehistoric Life. 2006
Einzelnachweise
Weblinks
- Andrewsarchus. Les Condylarthres Monde Animal Préhistorique (Französisch)