Arsen(III)-oxid
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Kristallstruktur | ||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||
Name | Arsen(III)-oxid | |||||||||||
Andere Namen |
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Verhältnisformel | As2O3 | |||||||||||
Kurzbeschreibung |
weißer, geruchloser Feststoff[1] | |||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||
Wirkstoffklasse |
Antineoplastisches Mittel | |||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||
Molare Masse | 197,84 g·mol−1 | |||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||
Dichte |
3,74 g·cm−3[1] | |||||||||||
Schmelzpunkt |
312,3 °C[1] | |||||||||||
Siedepunkt |
465 °C[1] | |||||||||||
Löslichkeit |
37 g·l−1 in Wasser[1] | |||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||
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MAK |
nicht festgelegt, da cancerogen[1] | |||||||||||
Thermodynamische Eigenschaften | ||||||||||||
ΔHf0 |
−657,41 kJ·mol−1[4] | |||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Arsen(III)-oxid, As2O3, auch Diarsentrioxid, Arsenik oder (ungenau) Arsentrioxid (Handelsname: Trisenox®, Hersteller: Cephalon) ist das Anhydrid der in freiem Zustand nicht vorkommenden arsenigen Säure (H3AsO3). Technisch ist es die wichtigste chemische Verbindung des Arsens.
Geschichte
Arsenik ist seit langem als Mordgift berüchtigt. Seit der Spätantike war es das mit Abstand am meisten verwendete Gift. Die vorwiegend in Frankreich übliche Bezeichnung „Erbschaftspulver“ für Arsenik deutet ebenso auf die gezielte Verwendung als Gift hin. Viele Herrscher haben deshalb auch zur Immunisierung geringe Mengen an Substanzen wie Arsenik eingenommen, um sich gegen Giftmordanschläge zu schützen (Mithridatisation).
In alten lateinischen Texten wird ein Mordanschlag auf einen Fürsten, wenn man Blutvergießen vermeiden wollte, als coniuratio pulveraria, also „eine Verschwörung mit Giftpulver“, bezeichnet.[5] Ein solcher Anschlag wurde 1590 auf Markgraf Jakob III. verübt.
Jahrhundertelang ließ sich Arsenik chemisch nicht nachweisen. Wenn der Mörder die seit dem 16. Jahrhundert bekannte, richtige Dosis verwendete, war ihm der Mord kaum zu beweisen. Noch um 1840 waren 90 bis 95 Prozent aller Giftmorde auf den Einsatz von Arsenik zurückzuführen. Nach Einführung der Marshschen Probe 1836 nahmen die Mordanschläge mit Arsenik allmählich ab.
Vor allem im 19. Jahrhundert gab es die Mode des Arsenikessens, bei der Arsenik als Droge Verwendung fand. Ebenso wurde es von Pferdehändlern in betrügerischer Absicht Pferden verabreicht, um ältere, schwächere gesünder wirken zu lassen. Die stimulierende Wirkung geringer Dosen Arsenik war schon länger bekannt.
In der römischen Antike wurde Arsenik auch als Mittel zur Depilation von Schamhaar benutzt.
Vorkommen
Arsentrioxid entsteht bei der Verbrennung von elementarem Arsen an der Luft. In mineralischer Form kommt Arsenik als kubischer Arsenolith (Arsenikblüte), bestehend aus As4O6- Molekülen analog zu der Struktur von P4O6, sowie als monokliner Claudetit vor.
Gewinnung und Darstellung
Technisch gewinnt man Arsentrioxid durch das Rösten arsenhaltiger Erze in so genannten Gifthütten.
- $ \mathrm {2\ FeAsS+5\ O_{2}\longrightarrow Fe_{2}O_{3}+2\ SO_{2}+As_{2}O_{3}} $
Das Arsentrioxid entweicht dabei als flüchtiger Hüttenrauch. In langen Kanälen (Giftfängen) verdichtet sich das Gas zu einem weißen Pulver. Die Reinigung des Rohproduktes erfolgt durch Sublimation. Je nach Kondensationstemperatur erhält man ein weißes Pulver, das als Giftmehl bezeichnet wird, oder das farblose, glasartige Arsenikglas.
Die Herstellung von reinem Arsentrioxid aus dem Rohprodukt gelingt mit der Umsetzung zum Chlorid und dessen weiterer Hydrolyse.[6]
Eigenschaften
Arsentrioxid ist pulverförmig, weißlich und wird wie Kochsalz farblos, wenn es feucht wird. Es ist geruchsfrei.
Verwendung
Arsentrioxid wird zur Herstellung von Giften für Nagetiere und Insekten ebenso genutzt wie für die Konservierung von Fellen und Häuten. In der Glasherstellung nutzt man es zum Läutern und Entfärben der Schmelze.
Daneben ist Arsentrioxid bereits seit der Antike als wirksames Mittel bei Blutkrankheiten und Syphilis bekannt. In Europa hat es heute den Status eines Orphan-Arzneimittels und wird zur Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie (APL), einer Unterform der akuten myeloischen Leukämie, eingesetzt.[7]
Weiterhin wird es „hochpotenziert“ (stark verdünnt) als Arsenicum album in der Homöopathie verwendet.
Arsentrioxid ist eine Urtitersubstanz nach Arzneibuch.
Sicherheitshinweise
Der Stoff wurde in die Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Stoffe 'Substance of very high concern (SVHC)' aufgenommen.[8]
Toxizität
Arsentrioxid ist ein starkes Gift und eindeutig krebserregend. Oral aufgenommen können bereits weniger als 0,1 g tödlich sein. Akute Vergiftungen äußern sich nach wenigen Stunden durch massive Durchfälle und Erbrechen. Starke Schmerzen kommen hinzu, zunächst im Magen-Darm-Bereich, später, nach einer Scheinbesserung, treten in den Extremitäten Krämpfe auf. Die körperliche Schwäche nimmt beständig zu, Bewusstseinstrübungen, Sehstörungen und langsames Erkalten bereits einen Tag vor Eintritt des Todes werden registriert. Bei der Obduktion findet man u. a. erbsen- bis bohnengroße Magenerosionen an der Magenhinterwand, wo die Giftkristalle an der Schleimhaut haften geblieben waren.
Um Unfällen vorzubeugen, ist beim Umgang mit dieser Verbindung unter einem Abzug zu arbeiten. Als Gegenmaßnahme bei Vergiftungen ist der Mund auszuspülen, Erbrechen auszulösen (nicht bei bewusstlosen Personen) und sofort ein Arzt zu benachrichtigen. In Unfallsituationen sollte ein gasdichter Ganzkörperanzug getragen werden.
Trotz der hohen Giftigkeit wurde Arsenik im 19. Jahrhundert von Arsenikessern auch als Stimulans gebraucht. Die sich dabei herausbildende Toleranz beruht nicht auf einer Gewöhnung des Körpers an Arsentrioxid, sondern allein auf der verminderten Resorption durch die Magenschleimhaut.
Nachweis
Das in Arsentrioxid enthaltene Arsen lässt sich beispielsweise mit Hilfe der Marshschen Probe nachweisen, die allerdings auch für Antimon positiv ausfällt. Ein geeigneteres auch quantitatives Nachweisverfahren ist beispielsweise die Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS) oder die Atomabsorptionsspektroskopie (AAS).[9]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Datenblatt Arsen(III)-oxid bei AlfaAesar (PDF) (JavaScript erforderlich).
- ↑ 2,0 2,1 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger
<ref>
-Tag vorhanden: Für die Referenz namensESIS
wurde kein Text angegeben. - ↑ Eintrag zu CAS-Nr. 1327-53-3 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich)
- ↑ Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 91.-100. Auflage, de Gruyter, Berlin 1985, S. 675.
- ↑ Johannes Fecht: Historia colloquii Emmendingensis, Rostock 1694, S. 372.
- ↑ G. Brauer (Hrsg.): Handbook of Preparative Inorganic Chemistry 2nd ed., vol. 1, Academic Press 1963, S. 600–601.
- ↑ Dietmar P. Berger, Rupert Engelhardt, Roland Mertelsmann: Das Rote Buch: Hämatologie und Internistische Onkologie. 4. Auflage. Hüthig Jehle Rehm, 2011, ISBN 978-3-6095-1216-7, S. 120 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Helpdesk der Bundesbehörden, Abgerufen am 1. Februar 2012
- ↑ Umweltbundesamt: Arsenverbindungen. Abgerufen am 16. September 2012.
Weblinks
- Arsenicum. In: Zedlers Universal-Lexicon. Band 2, Leipzig 1732, Spalte 1652–1654.
- Vorlesung Uni-Kiel (PDF; 412 kB)