Baumschläfer
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Baumschläfer | ||||||||||||
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Baumschläfer | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dryomys nitedula | ||||||||||||
(Pallas, 1778) |
Der Baumschläfer (Dryomys nitedula) ist ein Säugetier aus der Familie der Bilche. Das stark zergliederte Verbreitungsgebiet umfasst große Teile der südlichen Paläarktis und reicht vom südöstlichen Mitteleuropa nach Osten bis in den Westen der Mongolei und den Nordwesten Chinas. Baumschläfer sind Allesfresser und leben vor allem in Laubwäldern, aber auch in Misch- und Nadelwäldern, in der Waldsteppe und in Bereichen mit ausgedehnter Strauchvegetation. Auf Grund des großen Verbreitungsgebietes und des offenbar weitgehend stabilen Bestandes stuft die IUCN den Baumschläfer als "ungefährdet" ("least concern") ein.
Merkmale
Baumschläfer sind kleine Bilche mit mittelgroßen Augen und Ohren und einem buschigen Schwanz. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 80–113 mm, die Schwanzlänge 73–119 mm, die Länge der Hinterfüße 19–24 mm und die Ohrlänge 10–15 mm. Die Tiere wiegen 15–60 g. Die Fellfarbe auf der Oberseite reicht von rotbraun über gelblich braun bis grau, die Unterseite ist scharf abgesetzt graugelb. Eine nicht sehr auffallende schwarze Kopfzeichnung reicht von den hintersten Schnurrhaaren über die Augenumgebung bis zu den Ohren. Der etwa körperlange Schwanz ist einfarbig grau und hat nur gelegentlich eine weiße Spitze. Die Haarlänge nimmt am Schwanz von der Basis zur Spitze hin zu. Alle Füße haben sechs Sohlenballen.
Verbreitung und Lebensraum
Das stark zergliederte Verbreitungsgebiet umfasst große Teile der südlichen Paläarktis. Es reicht in West-Ost-Richtung vom Osten der Schweiz nach Nordosten unter Umgehung der zentralasiatischen Steppe bis in den Süden des Ural, nach Osten und Süden in einer relativ schmalen Zone bis in den Westen der Mongolei und den Nordwesten Chinas. In Nord-Süd-Richtung reicht das Areal vom Baltikum bis in den Norden von Israel, weiter im Osten reichen die südlichsten Vorkommen bis in den zentralen Iran und bis in den Süden Pakistans.[1] Die Nordgrenze der Verbreitung ist weitgehend mit der nördlichen Laubwaldgrenze identisch. In Österreich ist die Verbreitung flächendeckend, in Deutschland gibt es Einzelfunde aus den Bayerischen Alpen, dem Alpenvorland, dem Fichtelgebirge und dem Bayerischen Wald.[2]
Der recht anpassungsfähige Baumschläfer lebt vor allem in Laubwäldern, aber auch in Misch- und Nadelwäldern, in der Waldsteppe und in Bereichen mit ausgedehnter Strauchvegetation sowie in Geröllfeldern und Obstplantagen. Die Art kommt von Meereshöhe bis in 2300 m Höhe vor.
Lebensweise
Baumschläfer sind fast ausschließlich nachtaktiv. Sie verbringen den Tag in kugelförmigen Nestern, die in Baumhöhlen und gerne in Nistkästen, aber auch in alten Vogelnester oder Felsspalten und auch frei in der Vegetation gebaut werden. Die Art ist bei der nächtlichen Aktivität stärker bodenbewohnend als andere Bilche. Baumschläfer sind Allesfresser. Die Nahrung besteht aus Insekten, kleinen Wirbeltieren und Eiern sowie aus Früchten und Samen.
Die Fortpflanzung findet in Osteuropa überwiegend von April bis Juni statt. Paarungen erfolgen im April und Mai, die ersten Jungen werden Mitte bis Ende Juni geboren. In Osteuropa gibt es nur einen Wurf im Jahr, im Süden des Areals auch zwei oder drei. Die Würfe umfassen 2-6, meist 4 Junge. Die Jungen wiegen bei der Geburt 2 g, die Augen öffnen sich im Alter von etwa 16 bis 18 Tagen. Die Jungen werden etwa drei Wochen lang gesäugt; mit 4 bis 5 Wochen sind sie selbständig. Die Geschlechtsreife wird im auf die Geburt folgenden Jahr erreicht. Die Tiere leben im Freiland meist etwa 2 Jahre, maximal bis über 4 Jahre.
Die Tiere halten im Norden des Areals von Oktober bis April Winterschlaf, in klimatisch günstigeren Regionen ist die Dauer deutlich kürzer, er kann z. B. in Israel auch ganz ausfallen.
Bestand und Gefährdung
Der Baumschläfer ist zumindest lokal häufig, wobei die Art in Europa westlich von Russland allgemein als selten gilt. Hinweise auf Bestandsrückgänge gibt es nicht. Der Weltbestand ist laut IUCN ungefährdet („least concern“).
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Der Baumschläfer auf der Red List der IUCN, mit Verbreitungskarte
- ↑ E. Stresemann (begr.), K. Senglaub (Hrsg.): Exkursionsfauna von Deutschland. Band 3, Wirbeltiere. 12. Auflage, 1995: S. 406
Literatur
- S. Aulagnier, P. Haffner, A. J. Mitchell-Jones, F. Moutou, J. Zima: Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag; Bern, Stuttgart, Wien, 2009: S. 174–175. ISBN 978-3-258-07506-8
- A. J. Mitchell-Jones, G. Amori, W. Bogdanowicz, B. Krystufek, P. J. H. Reijnders, F. Spitzenberger, M. Stubbe, J. B. M. Thissen, V. Vohralik, J. Zima: The Atlas of European Mammals. Poyser, London, 1999: S. 300–301. ISBN 0-85661-130-1
- E. Stresemann (begr.), K. Senglaub (Hrsg.): Exkursionsfauna von Deutschland. Band 3, Wirbeltiere. 12. Auflage, 1995: S. 406 ISBN 3-334-60951-0
Weblinks
- Dryomys nitedula in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Batsaikhan, N., Kryštufek, B., Amori, G. & Yigit, N., 2008. Abgerufen am 8. Januar 2010.