Blauer Eisenhut
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Blauer Eisenhut | ||||||||||||
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Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Aconitum napellus | ||||||||||||
L. |
Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) ist eine Pflanzenart der Gattung Eisenhut (Aconitum) in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Weitere im deutschsprachigen Raum gebräuchliche Namen sind Mönchs-, Fischer- und Reiterkappe, Gift- und Sturmhut, Venuswagen und -kutsche, Würgling und Ziegentod.
Der Blaue Eisenhut ist eine traditionelle Zier- und Arzneipflanze. Alle Teile der Pflanze sind stark giftig.
Beschreibung
Der Blauen Eisenhut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 50 bis 200 Zentimeter erreicht. Aus einer knollenartig verdickten Wurzel treibt ein steif aufrechter, kräftiger Stängel. Er trägt zahlreiche, dunkelgrüne, dicht stehende, wechselständige Laubblätter. Sie sind fast kahl, gestielt und handförmig fünf- bis siebenfach tief geteilt. Die einzelnen Blattzipfel sind meist 3 bis 7 Millimeter breit. Die oberen Blätter sind weniger gegliedert als die unteren. Insgesamt ist die Blattform sehr variabel.[1][2]
Zahlreiche Blüten stehen dicht in einem fast immer verzweigten, traubigen Blütenstand, wobei der endständige Hauttrieb deutlich größer als die Seitenzweige ausgebildet ist. Der Blütenstand ist meist dicht mit Bogenhaaren bedeckt, nie mit klebrigen Drüsenhaaren. Die kurz gestielten, zwittrigen Blüten sind zygomorph. Die fünf Blütenhüllblätter sind in der Regel dunkel blauviolett, können in der Farbe jedoch von tiefblau bis hellblau oder gar blau-weiß gescheckt variieren. Das obere ist auffallend helmförmig ausgebildet. Der Helm ist fast immer breiter als hoch, höchsten gleich in Breite und Höhe. Aus meist drei kahlen Fruchtblättern werden mehrsamige Balgfrüchte gebildet. Die Samen sind pyramidenförmig dreikantig und an den Kanten geflügelt. Die Hauptblütezeit liegt in Mitteleuropa von Juli bis September.[1][2]
Beim Blauen Eisenhut handelt es sich um einen Knollenkryptophyten. Die Pflanze bildet in der Vegetationsperiode eine oder zwei Tochterknollen, aus denen sie im Frühjahr neu austreibt. Der ursprüngliche Spross stirbt ab.[3]
Ökologie
Der Blaue Eisenhut liefert Nektar und Pollen für Schwebfliegen, Hummeln und Käfer sowie Blätter für Raupen. Die zygomorph aufgebauten Blüten sind vollkommen an die Hummel angepasst. Das helmförmige oberste Blütenblatt umschließt zwei Nektarblätter. Lange Stiele mit einer Führungsrinne für die Rüssel der Hummeln münden in einem nach außen umgebogenen Sporn, in dem Nektar abgesondert wird. Zwei Blütenhüllblätter auf der Unterseite der Blüte bieten den Hummeln eine Landemöglichkeit.
Standortansprüche und Verbreitung
Der Blaue Eisenhut bevorzugt kühle und feuchte, nährstoffreiche, auch kalkhaltige Lehm- und Tonböden und helle bis halbschattige Standorte. Die Wildform kommt an Bachufern, auf feuchten Wiesen und an lichten Stellen in Auwäldern vor. Natürliches Hauptverbreitungsgebiet sind die europäischen Gebirge und die höheren Lagen der Mittelgebirge. Vereinzelt ist er auch im Tiefland anzutreffen.[1][2][4]
Die Pflanze ist durch Verwilderung aus Zierpflanzenbeständen auch an Stellen außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets eingebürgert.[5][3]
Verwendung als Zierpflanze
Der Blaue Eisenhut wird gelegentlich als Zierpflanze in Staudenbeeten angepflanzt. Durch züchterische Bearbeitung wurden zahlreiche Sorten erzeugt, die sich hauptsächlich in der Blütenfarbe unterscheiden (z.B. auch weiße oder rosa Blüten). Der Blaue Eisenhut ist auch als Schnittblume geeignet[6].
Vergiftungserscheinungen
Alle Teile der Pflanze sind sehr giftig[3][2]. Typische Vergiftungserscheinungen sind die Taubheit der Körperstellen, die mit der Pflanze in Berührung gekommen sind, bei Einnahme auch Kälteempfindlichkeit, Übelkeit, nervöse Erregung, Herzrhythmusstörungen und Krämpfe sowie in schweren Fällen Lähmungen und Kreislauflähmung bis hin zum Tod.
Verwendung als Arzneistoff
Die Pflanze liefert Arzneistoffe in zwei Formen:
- Tubera Radix Aconiti oder Aconiti tuber, auch Sturmhutknollen genannt: Die Knollen sind dunkelgraubraun bis schwarzbraun, haben eine raue Oberfläche, sind 5 bis 10 cm lang und über 2 cm dick. Ihr Geschmack ist erst süßlich, dann kratzend und später würgend scharf.
- Herba Aconiti oder Eisenhutkraut. Die Droge ist nur ein Jahr haltbar.
Die Hauptwirkstoffe sind:
- Alkaloide: Aconitin, Picroaconitin, Mesaconitin, Hypaconitin.
- Alkamine: Aconin, Napellin, Neopellin, Neolin.
Alle Pflanzenteile, besonders jene der Wurzel, sind stark giftig. Bereits 0,2 g der Wurzel bewirken Vergiftungserscheinungen, 2 g der Wurzel sind tödlich. Das Gift blockiert die Muskelendplatten und führt zu Herzarrhythmien, Krämpfen und Kreislauflähmungen. Eine Vergiftung durch Eisenhut macht sich erst durch ein Prickeln auf den Lippen und eine Taubheit der Zunge bemerkbar. Die Betäubung erfasst danach allmählich den ganzen Körper. Der Herzrhythmus beschleunigt sich und der Tod tritt meistens infolge einer Lähmung der oberen Atemmuskulatur ein.[7]
Zubereitungen von Aconitum napellus dürfen laut EG-Kosmetikrichtlinie und Kosmetikverordnung nicht als Bestandteil in kosmetischen Mitteln enthalten sein.
Therapeutische Anwendung
Ein Auszug aus der Monographie der Kommission E (Phytotherapie): Aconitum napellus Risiken: Wegen der geringen therapeutischen Breite können Intoxikationserscheinungen bereits im therapeutischen Dosisbereich auftreten. Dies sind: Parästhesien, Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfe, Hypothermie, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen und zentrale Atemlähmung.
In der Homöopathie wird Aconitum in verdünnten Zubereitungen therapeutisch eingesetzt. Die Monographie der Kommission D (Homöopathie) nennt als Anwendungsgebiete hochakute entzündliche Erkrankungen und schmerzhafte Nervenerkrankungen.[8]
Geschichte
Der Blaue Eisenhut ist eine jener Giftpflanzen, deren Substanzen während Jahrhunderten für Morde eingesetzt wurden. Pierre Delaveua überliefert in einem 1974 veröffentlichten Buch eine Begebenheit aus dem Elsass, wonach sich ein Köhlerehepaar 1814 an Kosaken rächte, indem es ihnen eine Brühe servierte, in der unter anderem Eisenhutblätter mitgekocht worden waren. Die Kosaken hatten die drei Kinder des Köhlerehepaars ermordet und starben alle an der von der Mutter servierten Brühe.[9]
Einer griechischen Sage nach entspross die Pflanze dem Geifer des Höllenhunds Kerberos, als er am Hügel Akonitos in Pontros von Herakles aus der Unterwelt geholt wurde. Plinius der Ältere bezeichnete den Eisenhut als pflanzliches Arsen. Von den Mauren wurde das Gift noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts als Pfeilgift benutzt. Für den französischen Renaissancedichter Pierre de Ronsard war der Eisenhut der Inbegriff des Bösen:
Die Erde war noch nicht vom Himmel verflucht, ihr Schoss brachte noch keinen Eisenhut hervor.[10]
Im ostasiatischen Raum nehmen zwei andere Arten, Aconitum ferox und Aconitum japonicum, die Stelle des Blauen Eisenhuts ein. Auch dort wurde deren Pflanzensaft als Pfeilgift eingesetzt, hauptsächlich bei der Jagd auf Bären und Elefanten.
Albertus Magnus benutzte den blauen Eisenhut gegen Lepra, Paracelsus setzte ihn als Abführmittel ein. Das chinesische Pen-Tsao-Arzneibuch aus dem 16. Jahrhundert beschreibt dessen Verwendung gegen Malaria, bezieht sich aber womöglich auf eine in China heimische Eisenhut-Art.
In der Literatur
Gustav Meyrink: Kardinal Napellus. In: Fledermäuse. Sieben Geschichten, Kurt Wolff, Leipzig 1916. - Ein ehemaliges Mitglied einer fiktiven Sekte namens "Die Blauen Brüder", deren Religionsmittelpunkt der Blaue Eisenhut darstellt und durch dessen Genuss sie Halluzinationen hervorrufen, erliegt dem Wahnsinn, als er durch Zufall nach Jahren erneut eine solche Pflanze erblickt.
Weitere Fotos
Systematik
Man unterscheidet innerhalb der Art Aconitum napellus die folgenden Unterarten:
- Aconitum napellus subsp. neomontanum
- Aconitum napellus subsp. formosum
- Aconitum napellus subsp. tauricum
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2., ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3322-9, S. 248.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 1 bis 5. 2. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X, S. 80.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Margaret Grieve: A Modern Herbal. Online-Version (engl.).
- ↑ Informationen bei GRIN
- ↑ Profil Aconitum napellus, NRCS, United States Department of Agriculture
- ↑ Werner Rothmaler [Begr], Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 5. Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
- ↑ Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 79f.
- ↑ Monographie "Aconitum napellus" Bundesanzeiger vom 10. Oktober 1985 (BAnz 190a).
- ↑ Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 80.
- ↑ zitiert nach Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 80.