Blaufränkisch


Blaufränkisch
Synonyme Lemberger, Blauer Limberger – für weitere siehe Abschnitt Synonyme
Blaufränkisch
Art Edle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera)
Beerenfarbe rot
Herkunft Österreich
bekannt seit 18. Jahrhundert
Abstammung

Zufallskreuzung aus
Heunisch × einer noch nicht genau bekannten Fränkischen Rebsorte[1]

Liste von Rebsorten

Blaufränkisch, auch Lemberger oder Blauer Limberger (klassischer Name), ist eine rote Rebsorte. Der Blaufränkisch bevorzugt mildes Klima und windgeschützte Standorte. Als früh austreibende Rebsorte ist sie immer vom Spätfrost gefährdet. Je nach Erntezeitpunkt lassen sich aus den Trauben leichte und fruchtige, aber auch tanninreiche Weine mit einer intensiv roten Farbe ausbauen, die einen kräftigen, fruchtigen, charaktervollen Rotwein mit Aromen von Kirschen und Beeren hervorbringt. Seine Lagerfähigkeit ist erheblich. Die vielen Vorzüge dieser Traube zeigen sich auch in Verschnitten mit anderen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Trollinger oder Spätburgunder, denen sie mit ihrer Fruchtigkeit zu mehr Komplexität verhilft. Ein sortenreiner Blaufränkisch ist ein hervorragender Begleiter zu Wildgerichten, stark mit Kräutern gewürzten Gemüsegerichten und Teigwaren sowie zu pikanten Käsesorten.

Herkunft

Blaufränkisch ist eine autochthone österreichische Rotweinsorte. In Österreich ist die Sorte erstmals im 18. Jahrhundert nachweisbar, erst danach tauchte sie in Deutschland unter der Bezeichnung Lemberger oder Limberger (abgeleitet vom Ort Limberg in Niederösterreich) auf.

Ein Elternteil ist Heunisch. Beim anderen Teil wird eine Abstammung von einer Fränkischen Rebsorte angenommen. Ferdinand Regner von der Höheren Bundeslehranstalt und dem Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg hält für den 2. Teil eine Abstammung von einem Blauen Groben oder Grobschwarzen für am wahrscheinlichsten. Andere Quellen nennen auch noch einen Blauen Zierfandler. Nach dem momentanen Stand der Technik kann dies mit DNA-Analysen nicht eindeutig geklärt werden.[2]

Durch die internationale ampelographische Kommission (gegründet 1873 in Wien) wurde 1875 europaweit der Name Blaufränkisch festgelegt.

Ampelographische Merkmale

  • Die Triebspitzen sind hellgrün glänzend, etwas bronziert und schwach behaart.
  • Die Blätter sind groß, grob gezähnt, wenig gelappt und dreilappig.
  • Die Traube ist groß, verästelt, locker- bis dichtbeerig, kegelförmig mit mittelgroßen dickschaligen, saftigen blauschwarz gefärbten Beeren.
  • Der Wuchs ist kräftig und aufrecht. Die Augen treiben früh aus und die jungen Triebe sind daher spätfrostgefährdet.

Reife: Blaufränkisch zählt international gesehen zu den frühreifenden Sorten. Im kühleren Weinbauklima Österreichs und Deutschlands gehört sie jedoch zu den Sorten die nur an klimatisch begünstigten Standorten reifen kann.

Ertrag

Die Erträge sind mittel bis hoch. Für eine gute Weinqualität muss eine gezielte Ertragsregulierung durchgeführt werden.

Vor- und Nachteile

Vorteilhaft ist die gute Kalkverträglichkeit und gute Winterfrostfestigkeit. Nachteilig sind die Spätfrostanfälligkeit und die Blüteempfindlichkeit. Daraus ergibt sich eine gewisse Ertragsunsicherheit. Ist anfällig für Echten und Falschen Mehltau und Stielfäule.

Wein

Die Sorte liefert sehr dunkel gefärbte, gerbstoffreiche Weine mit nach Waldbeeren- oder Kirschfrucht geprägtem Bukett mit einer charakteristischen feinen Säure. Der Wein baut sich langsam aus, hat ein hohes Potenzial für längere Lagerung und erreicht als Altwein hohe Qualität. Im oberen Qualitätssegment wird er häufig in Holzfässern ausgebaut. Traditionell kommt dabei ein großes Holzfass zum Einsatz, in dem mehr als 1000 Liter Platz finden. Es wird aber mittlerweile auch das aus Frankreich bekannte Barrique verwendet.

Verbreitung

Lesereife Trauben am Eisenberg im südlichen Burgenland

Österreich

Die weitreichenden Weingärten am „Sonnberg“
Blaufränkisch-Trauben bei der Reife

Die Anbaufläche in Österreich umfasste im Jahr 2010 3225 Hektar. Das bedeutet den zweiten Rang unter den roten Trauben, nach dem Zweigelt. Im Jahr 2010 umfasste der Blaufränkisch 7 % der gesamten Rebfläche des Landes.[3] 94 % des Blaufränkisch werden im Burgenland angebaut, wo die Sorte speziell im Weinbaugebiet Mittelburgenland, das deshalb auch Blaufränkischland genannt wird, einige der besten österreichischen Rotweine hervorbringt. Seit 2006 wird dem mit dem sogenannten Mittelburgenland DAC Rechnung getragen. Das kontinentale Klima mit seinen langen trockenen Sommern sorgt für hervorragende Traubenqualität, wobei die tiefgründigen Lehmböden den tiefwurzelnden Rebstöcken ermöglichen, die extrem niederschlagsarme Zeit gut zu überstehen. Dabei wird der österreichische Blaufränkische entweder reinsortig ausgebaut oder gerne mit anderen Sorten wie dem Zweigelt zu einer Cuvée verschnitten. Weitere wichtige österreichische Anbauflächen sind im Weinbaugebiet Neusiedlersee-Hügelland an den Hängen des Leithagebirges, Carnuntum bei Göttlesbrunn und im Südburgenland am Eisenberg.

Weinbaugebiet Rebfläche (Hektar)
Wachau 1,71
Kremstal 1,26
Kamptal 3,94
Traisental 0,71
Wagram 4,15
Weinviertel 32,70
Carnuntum 90,50
Thermenregion 27,71
Neusiedlersee 807,07
Neusiedlersee-Hügelland 962,95
Mittelburgenland 1194,41
Südburgenland 186,09
Wien 5,13
Südoststeiermark 5,16
Südsteiermark 11,26
Weststeiermark 0,96
Summe Österreich 2007 3335,71

Quelle: Weingartenerhebung 1999 + Umstellungsänderungen bis 2007 (ausgepflanzte Flächen)[4]

Panoramablick über die Weingärten der Marktgemeinde Lutzmannsburg (Mittelburgenland) in Richtung Norden

Deutschland

Die Anbaufläche in Deutschland hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. Im Jahr 2007 waren 1702 Hektar ( = 1,7 % der deutschen Rebfläche) [5] mit der Rebsorte Blaufränkisch (bzw. Lemberger) bestockt. Im Jahr 2006 waren noch 1664 Hektar [6] Anbaufläche bestockt, nachdem im Jahr 1999 nur 1118 Hektar [7] erhoben wurden. Diese liegen mit 1.581 ha im Jahr 2007 fast ausschließlich im Anbaugebiet Württemberg.[5] Seit 1. August 2000 ist die Bezeichnung Blaufränkisch anstelle von Lemberger auch in Franken wieder zugelassen.

Die Rebflächen in Deutschland verteilten sich im Jahr 2007 wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:

Weinbaugebiet Rebfläche (Hektar)
Ahr -
Baden 57
Franken 5
Hessische Bergstraße 2
Mittelrhein -
Mosel unter 0,5
Nahe unter 0,5
Pfalz 39
Rheingau -
Rheinhessen 11
Saale-Unstrut 7
Sachsen unter 0,5
Stargarder Land -
Württemberg 1581
TOTAL Deutschland 2007 1702

Quelle: Rebflächenstatistik vom 13. März 2008, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2008 in Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008, Seite 198ff. [8]

Ungarn

Die Ungarn bauen die Rebe als Kékfrankos hauptsächlich im Weinbaugebiet Sopron, am Südufer des Neusiedlersees, am Plattensee (Balaton) und im südlichsten Weinbaugebiet Ungarns, in Villány, an. Dort erbringt die Rebe, die auch oft als Gamay noire (nicht identisch mit der französischen Sorte Gamay) oder Nagyburgundi abgefüllt wird, ihre national besten Ergebnisse. Der Kékfrankos hat auch weitgehend den Kadarka im Egri bikavér (Erlauer Stierblut) als Trägersorte abgelöst.

Namensgebung in Ungarn (Sage): Die napoleonischen Truppen sind während einer ihrer Feldzüge durch Ungarn gezogen und haben dort auch eine längere Station gemacht. Zu dieser Zeit hat Napoleon seine Truppen mit "roten" Francs bezahlt, wobei die offizielle Währung in Frankreich "blaue" Francs waren. Die Franzosen haben von den ortsansässigen Winzern auch Wein erstanden, wobei ein spezieller Rotwein es den französischen Truppen besonders angetan hatte. Die ungarischen Winzer hatten schnell begriffen, dass dieser spezielle Wein von den Franzosen bevorzugt wird und wussten über die zwei verschiedenen Währungen bescheid. Von da an wurde dieser spezielle Wein nur für "blaue" Francs verkauft (blau = kék, Francs = Frank), da die roten Francs viel weniger Wert waren. Aus der Zusammensetzung der Wörter entstand der Name "Kékfrankos".

Neuzüchtungen mit Blaufränkisch

Blaufränkisch wurde aufgrund seiner Qualität gerne als Kreuzungspartner genutzt:

Österreichs bedeutendste rote Rebsorte Zweigelt entstand 1922 aus einer Kreuzung zwischen St. Laurent x Blaufränkisch. Die Kreuzung wurde von Fritz Zweigelt an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg durchgeführt und wurde nach ihm benannt.

1923 züchtete Fritz Zweigelt an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg die Rebsorte Blauburger mit den Sorten Blauer Portugieser x Blaufränkisch. Die gleichen Elternsorten nutzte August Herold für die Heroldrebe.

In den 1960er Jahren:

Gertrude Mayer an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg nutzte den Zweigelt zur Züchtung der Sorte Roesler (Kreuzung aus Blauer Zweigelt x Klosterneuburg 1189-9-77 (= Seyve Villard 18-402 x Blaufränkisch) und der Sorte Rathay (Neuzüchtung aus Klosterneuburg 1189-9-77 (= Seyve Villard 18-402 x Blaufränkisch) x Blauburger.

In Tschechien entstand die Rebsorte André die vom Elternpaar St. Laurent x Blaufränkisch stammt.

Im Jahr 1971 entstand an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg die Rebsorte Acolon als Kreuzung aus dem Blaufränkisch x Dornfelder. Bereits ein Jahr davor wurden die Sorten Cabernet Cubin und Cabernet Mitos vorgestellt, die beide aus den Sorten Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon entstanden.

In Beilstein (Württemberg) entstanden 1976 bei der Vermehrung von Lemberger-Reben durch Aussaat zwei Rebstöcke, deren Beeren ein ausgeprägtes Muskat-Aroma aufwiesen. Diese wurden ab 1983 weiter vermehrt, zunächst als "Muskat-Lemberger" bezeichnet und sind seit 2003 als Wildmuskat beim Bundessortenamt eingetragen.

Synonyme

Die Rebsorte Blaufränkisch ist auch unter den Namen Blanc doux, Blau Fränkisch, Blau Fränkische, Blauer Limberger, Blaufränkische, Blaufranchis, Blaufranchisch, Blue French, Burgund Mare (Rumänien), Cerne Skalicke, Cerne Starosvetske, Cerny Muskatel, Chirokolistny, Cierny Zierfandler, Crna Frankovka (Kroatien), Crna Moravka, Fernon, Fränkische, Fränkische schwarz, Franconia (Italien), Franconia nera, Franconia nero, Franconien bleu, Franconien noir, Frankinja, Frankinja modra, Frankovka, Frankovka cerna, Frankovka crna, Frankovka modra, Imbergher, Jubiläumsrebe, Gamay noire (irrtümlich), Gamé (Bulgarien), Karmazin, Kék Frankos, Kékfrank, Kékfrankos (Ungarn), Lampart, Lemberger, Limberg, Limberger, Limberger blauer, Limberger noir, Limburske, Maehrische, Modra Frankija, Modra Frankinja, Modry hyblink, Moravka, Moravske, Muskateller schwarz, Nagy burgundi, Nagyburgundi, Neskorak, Neskore, Neskore cierne, Noir de Franconie, Oporto, Orna Frankovka, Portugais lerouse, Portugais rouge, Portugieser rother, Pozdni, Pozdni skalicke cerne, Schwarz Limberger, Schwarze Fraenkische, Schwarzer Burgunder, Schwarzgrobe, Serina, Shirokolistnyi, Sirokolidtnyj, Sirokolstnii, Skalicke cerne, Starovetsky hrozen, Szeleslevelü, Teltfürtü Kékfrankos, Vaghyburgundi, Velke bugundske und Vojvodino bekannt.

Literatur

  • Horst Dippel, Cornelius Lange, Fabian Lange: Das Weinlexikon. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-596-15867-6.
  • Dagmar Ehrlich: Das Rebsorten ABC. Reben und ihre Weine. 3. Auflage. Gräfe & Unzer, München 2005, ISBN 978-3-7742-6960-6.
  • Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. Hachette, Paris 2000, ISBN 978-2-01-236331-1.
  • Walter Hillebrand, Heinz Lott, Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13. Auflage. Fraund, Mainz 2003, ISBN 978-3-921156-53-7.
  • Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten, 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.

Weblinks

Wiktionary: Blaufränkisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Blaufränkisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lemberger-Wein
  2. Lemberger-Wein
  3. Blaufränkisch bei Österreich Wein
  4. Österreichische Weinmarketingserviceges.m.b.H. [ÖWM] (Hrsg.): Dokumentation Österreichischer Wein 2007. Wien 2008, S. 40 ff. (PDF 4,5 MB).
  5. 5,0 5,1 Deutsches Weininstitut: Statistik 2008/2009, (PDF Datei). Mainz 2008.
  6. Deutsches Weininstitut: Statistik 2007/2008, (PDF Datei). Mainz 2007.
  7. Deutsches Weininstitut: Statistik 2004/2005, (PDF Datei). Mainz 2004.
  8. Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008(PDF)

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