Blombos-Höhle


Blick auf den Höhleneingang
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In der Mitte: Als Kunstwerk interpretiertes, rund 77.000 Jahre altes Stück Ocker aus der Blombos-Höhle; daneben: diverse Werkzeuge
Durchbohrte Meeresschnecken aus der Blombos-Höhle
Ablagerungsschichten in der Höhle
Lage der Blombos-Höhle an der Südspitze Afrikas

Die Blombos-Höhle ist eine seit 1991 wissenschaftlich erforschte Höhle in Südafrika, östlich von Kap Agulhas, die für mehrere Rekorde im Zusammenhang mit der Geschichte des modernen Menschen (Homo sapiens) steht und Südafrika seit der Jahrtausendwende ins Zentrum der archäologisch-kunstkritischen Diskussion rückte: In ihr wurden hunderte Ocker-Stücke sowie hunderte Steinwerkzeuge gefunden.

Lage und Datierung

Die Höhle liegt, wenige hundert Meter von der heutigen Küstenlinie entfernt, 34,5 Meter über dem Meeresspiegel. Im Übergang vom Pliozän zum Pleistozän lag sie auf Meereshöhe und wurde von den Wellen ausgewaschen. Mit Hilfe der Thermolumineszenz wurden die mehr als 20 unterscheidbaren Fundhorizonte der Höhle in drei Stufen eingeteilt: rund 75.000 bis 70.000 Jahre vor heute (M1-Phase genannt), rund 90.000 bis 75.000 Jahre vor heute (M2-Phase), rund 140.000 und 90.000 vor heute. (M3-Phase).[1] Es wechselten sich Perioden der Besiedelung der Höhle mit unbewohnten Perioden ab.

Das Gelände im Umkreis der Höhle hatte der Großvater von Christopher Henshilwood 1961 erworben, um dort dem Angelsport nachgehen zu können. Henshilwood hatte dort als Jugendlicher wiederholt Ferien gemacht und dabei Steinwerkzeuge aufgesammelt.[2]

Archäologische Funde

Zwei der Blombos-Höhle gefundene, geritzte Ockerstücke sind mit einem Alter von rund 77.000 Jahren deutlich älter als alle bis zu dieser Entdeckung bekannten Kunstwerke der Jungsteinzeit und damit – den Autoren der 2002 publizierten Studie um Christopher Henshilwood zufolge – die ältesten bekannten Kunstwerke der Menschheit überhaupt.[3] Es handelt sich um X-förmige Einkerbungen, die von drei horizontalen Linien durchzogen werden. 2008 wurde über den Fund von 13 weiteren Ockerstücken berichtet, die möglicherweise noch älter sind.[4]

2011 wurden zusätzliche Belege zum Umgang mit Ocker in der Blombos-Höhle veröffentlicht, diesmal datiert in die Zeit vor rund 100.000 Jahren.[1] In zwei Abalone-Schalen waren Reste von ockerhaltiger Farbe entdeckt worden, weswegen die beiden Muschelschalen als „Vorratsbehältnis“ für diese Farbe interpretiert wurden. Ferner wurden im gleichen Fundhorizont Steine entdeckt, die zum Abreiben von Ockerstaub benutzt worden waren sowie feine längliche Knochenstücke mit Farbanhaftungen, die vermutlich dem Anrühren der Farbe gedient hatten.

2010 wurde eine von Forschern der Witwatersrand-Universität im südafrikanischen Johannesburg und der University of Colorado at Boulder (USA) gemachte weitere aufsehenerregende Studie publiziert. Durch experimentelle Archäologie war nachvollzogen worden, dass die Technik des „pressure flaking“, bei der die Kanten der zur Werkzeugproduktion benutzten Steine mit Druck kontrolliert bearbeitet werden, bereits vor 75.000 Jahren – im Middle Stone Age – den Vertretern der Still Bay Industry bekannt war; bis dahin hatten die Archäologen hierfür nur rund 20.000 Jahre alte Belege.[5]

Eine große Anzahl durchbohrter und mit Rötel eingefärbte Schneckenhäuser, die 2005 bekannt wurde, stammt ebenfalls aus einer rund 75.000 Jahre alten Fundschicht.[6]

Weblinks

Siehe auch

  • Jungpaläolithische Kleinkunst
  • Liste der Höhlen in Südafrika

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Christopher S. Henshilwood et al.: A 100,000-Year-Old Ochre-Processing Workshop at Blombos Cave, South Africa. In: Science, Band 334, Nr. 6053, 2011, S. 219–222, DOI:10.1126/science.1211535
  2. Jeff Tollefson: Cultural roots. In: Nature, Band 482, 2012, S. 290–292, doi:10.1038/482290a, Volltext
  3. Christopher S. Henshilwood u. a.: Emergence of Modern Human Behavior: Middle Stone Age Engravings from South Africa. In: Science, Band 295, 2002, S. 1278–1280, doi:10.1126/science.1067575. Siehe dazu auch die Abbildung unter spiegel.de vom 11. Januar 2002: „Steinzeitkünstler ritzte rätselhafte Zeichen“ bzw. in The Japan Times vom 13. Januar 2002
  4. Christopher S. Henshilwood et al.: Engraved ochres from the Middle Stone Age levels at Blombos Cave, South Africa. In: Journal of Human Evolution, Band 57, Nr. 1, 2009, S. 27–47, doi:10.1016/j.jhevol.2009.01.005
  5. Vincent Mourre et al.: Early Use of Pressure Flaking on Lithic Artifacts at Blombos Cave, South Africa. in: Science, Band 330, Nr. 6004, 2010, S. 659–662, doi:10.1126/science.1195550
    welt.de vom 28. Oktober 2010: „Die scharfen Tricks der Steinzeitmenschen.“
  6. Francesco d'Errico et al.: Nassarius kraussianus shell beads from Blombos Cave: evidence for symbolic behaviour in the Middle Stone Age. In: Journal of Human Evolution, Band 48, Nr. 1, 2005, S. 3–24, doi:10.1016/j.jhevol.2004.09.002, Volltext (PDF)

Koordinaten: 34° 24′ 50,8″ S, 21° 13′ 3,7″ O

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