Brunsvigien



Brunsvigien

Kaiserin Josephines Brunsvigie (Brunsvigia josephinae), Blütenstand

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Unterfamilie: Amaryllidoideae
Tribus: Amaryllideae
Gattung: Brunsvigien
Wissenschaftlicher Name
Brunsvigia
Heist.

Die Brunsvigien (Brunsvigia) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Die etwa 20 Arten sind im südlichen Afrika beheimatet.

Beschreibung

Illustration von Brunsvigia grandiflora
Illustration von Brunsvigia grandiflora; der Aufbau des Blütenstandes mit den Tragblättern und den gestielten Blüten ist gut dargestellt.

Erscheinungsbild und Laubblätter

Brunsvigia-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Geophyten weisen in der Trockenzeit keine grünen Laubblätter auf. Bei Pflanzen an Naturstandorten mit Winterregenzeit treiben die Blätter erst nach dem Abblühen; an den Standorten mit Sommerregenzeit überschneiden sich die Zeiten des Blatt- und Blütenstandswachstums. Sie bilden meist unterirdische Zwiebeln als Überdauernungsorgane; bei Brunsvigia herrei und Brunsvigia josephinae sind sie halb oberirdisch. Die Zwiebelhülle ist meist lohfarben und spröde, bei den Arten Brunsvigia josephiniae und Brunsvigia litoralis dagegen papierartig und braun.[1]

An ausgewachsenen Pflanzen sind die grundständigen und mehr oder weniger zweizeilig angeordneten Laubblätter länglich bis zungenförmig und breit. Die Arten mit kleinen Zwiebeln (Brunsvigia comptonii, Brunsvigia namaquana und Brunsvigia radula) bilden nur zwei bis drei Laubblätter pro Pflanze aus, die meisten anderen Arten besitzen vier oder mehr Laubblätter. Die größte Zahl an Laubblättern findet sich mit etwa 20 bei Brunsvigia josephiniae. Bei den meisten Arten liegen die Blätter flach und schmiegen sich am Boden an. Nur bei den Arten Brunsvigia grandiflora, Brunsvigia herrei, Brunsvigia josephiniae, Brunsvigia litoralis und Brunsvigia undulata stehen die Blätter deutlich vom Boden ab. Bei den meisten Arten sind die Blattoberflächen glatt und unbehaart. Bei den beiden in Namaqualand heimischen Arten Brunsvigia namaquana und Brunsvigia radula sind sie dagegen strohfarben, borstig behaart; bei einigen Populationen der Art Brunsvigia striata sind sie weich behaart.

Blütenstände, Blüten, Früchte und Samen

Die Blütezeit liegt im Südlichen Afrika je nach Art in ganz unterschiedlichen Teilen des Jahres. Die Blütenstände sind sehr auffällig. Bei den meisten Arten stehen die Blütenstiele der Einzelblüten gerade radial nach außen ab und formen so zusammen einen kugeligen Blütenstand. Bei den Arten Brunsvigia josephiniae, Brunsvigia litoralis und Brunsvigia orientalis sind die Blütenstiele dagegen gebogen, und bei den drei Arten Brunsvigia elandsmontana, Brunsvigia marginata und Brunsvigia pulchra sind die Blütenstände kompakt und bürstenförmig. Die Einzelblüten sind meist rubinrot bis scharlachrot (Arten Brunsvigia josephiniae Brunsvigia litoralis, Brunsvigia marginata und Brunsvigia orientalis) oder blassrosa bis kräftig rosa. Bei manchen Arten ist der ganze Blütenstand auffällig gefärbt. Ein charakteristisches Merkmal für die Arten Brunsvigia bosmaniae und Brunsvigia gregaria ist die dunkle Nervatur auf den Tepalen.

Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Je Blüte sind sechs Blütenhüllblätter vorhanden, die frei stehen oder zu einer kurzen Röhre teilverwachsen sind. Bei den Arten mit dichten, kompakten Blütenständen sind die Einzelblüten meist radiärsymmetrisch und trompetenförmig, bei den Arten mit lockeren, offenen Blütenständen überwiegen zygomorphe Blüten. Die Blüten der Arten Brunsvigia comptonii, Brunsvigia namaquana und Brunsvigia radula sind davon abweichend stark asymmetrisch, da alle Blütenhüllblätter bis auf eines nach oben gekrümmt sind. Bei allen Brunsvigia-Arten produzieren die Blüten Nektar; bei vielen Arten duften sie auch.[1]

In spindelförmigen oder dreikantigen, oft stark gerippten Kapselfrüchten sind die wasserhaltigen, nicht ruhenden Samen enthalten.

Blütenstände von Brunsvigia orientalis am Naturstandort; sie blüht im blattlosen Zustand

Vorkommen

Die etwa 20 Brunsvigia-Arten sind im Südlichen Afrika weit verbreitet. Überwiegend kommen sie an semiariden Standorten vor. Die mehr als die Hälfte der Arten ist in Regionen mit Regenzeit im Winter heimisch, einige Arten kommen dagegen in Regionen mit sommerlicher Regenzeit (Gegend um den Drakensberg und KwaZulu-Natal) vor. Das Verbreitungsgebiet reicht von den Küsten bis zu den Gebirgen im Inneren des Kontinentes. Einige Arten gedeihen an besonderen Standorten auf besonderen Substraten auf Quartzit-Adern, Dolomit-Aufschlüssen, Muschelbänken und Sandflächen. Nur wenige Arten gedeihen in saisonal feuchten Vertiefungen, hauptsächlich im östlichen Sommerregengebiet. Einige Arten besitzen eine weites Verbreitungsgebiet aber wenige Arten (Brunsvigia elandsmontana, Brunsvigia herrei, Brunsvigia namaquana, Brunsvigia pulchra, Brunsvigia radula, Brunsvigia striata und Brunsvigia undulata) sind natürlicher Weise selten.[1]

Blätter der Brunsvigia marginata
Blütenstand der Brunsvigia nervosa
Datei:Brunsvigia orientalis Blaetter ibiblio org PDMary Sue Ittner.png
Grundständige Laubblätter von Brunsvigia orientalis

Systematik

Die Gattung Brunsvigia wurde 1755 durch den deutschen Botaniker Lorenz Heister in Beschreibung eines neuen Geschlechts, S. 3, Braunschweig [2] aufgestellt. Der Gattungsname Brunsvigia ehrt den Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel, der die Erforschung der Pflanzen, insbesondere der am Kap vorkommenden Art Brunsvigia orientalis, förderte.[1]

Die Gattung Brunsvigia gehört zur Subtribus Strumariinae aus der Tribus Amaryllideae in der Unterfamilie Amaryllidoideae innerhalb der Familie der Amaryllidaceae. Früher wurde sie auch in die Familie der Liliaceae eingeordnet.[3]

Es gibt etwa 20 Brunsvigia-Arten (wobei neben dem botanischen Autorkürzel auch die Veröffentlichung mit Erscheinungsjahr der Erstbeschreibung angegeben ist):[4]

  • Brunsvigia bosmaniae F.M.Leight., S. African Gard. 22: 137 (1932).
  • Brunsvigia comptonii W.F.Barker, J. S. African Bot. 14: 29 (1948).
  • Brunsvigia elandsmontana Snijman, Bothalia 31: 34 (2001): Sie ist ein Endemit im Fynbos in Elandsberg im Westkap. Sie ist nur von einem Standort auf Übergangsböden zwischen Sandstein und Lehm bekannt. Ähnliche Standorte wurden in den letzten 70 Jahren zu Weizenfeldern umgewandelt. Es sind weniger als 700 Exemplare bekannt und diese sind durch Abgrasen von Wild gefährdet. Sie wird in der Red List of South African Plants als „Critically Endangered“ = „vom Aussterben bedroht“ bewertet.[5]
  • Brunsvigia grandiflora Lindl., Edwards's Bot. Reg. 16: t. 1335 (1830).
  • Brunsvigia gregaria R.A.Dyer, Pl. Life 6: 79 (1950).
  • Brunsvigia herrei Leight. ex W.F.Barker, J. S. African Bot. 29: 165 (1963).
  • Kaiserin Josephines Brunsvigie (Brunsvigia josephinae (Delile) Ker Gawl.), Bot. Reg. 3: t. 192, 193 (1817).
  • Brunsvigia kirkii Baker, Handb. Amaryll.: 99 (1888).
  • Brunsvigia litoralis R.A.Dyer, Pl. Life 7: 62 (1951).
  • Brunsvigia marginata (Jacq.) W.T.Aiton, Hortus Kew. 2: 230 (1811).
  • Brunsvigia namaquana D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies, Feddes Repert. 105: 347 (1994).
  • Brunsvigia natalensis Baker in W.H.Harvey & auct. suc. (eds.), Fl. Cap. 6: 208 (1896).
  • Brunsvigia nervosa (Poir.) ined..
  • Brunsvigia orientalis (L.) Aiton ex Eckl., Topogr. Verz. Pflanzensamml. Ecklon: 7 (1827).
  • Brunsvigia pulchra (W.F.Barker) D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies, Feddes Repert. 105: 352 (1994).
  • Brunsvigia radula (Jacq.) W.T.Aiton, Hortus Kew. 2: 230 (1811).
  • Brunsvigia radulosa Herb., Amaryllidaceae: 281 (1837).
  • Brunsvigia undulata F.M.Leight., Fl. Pl. South Africa 14: t. 552 (1934).

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Dee Snijman, April 2005: Heist. bei PlantZAfrica vom South African National Biodiversity Institute = SANBI.
  2. Eintrag bei Tropicos.
  3. Eintrag bei GRIN. abgerufen am 8. Februar 2012
  4. Liste der bei World Checklist Project anerkannten Arten von Royal Botanic Gardens in Kew, zuletzt abgerufen am 6. Januar 2012.
  5. D. A. Snijman & D. Raimondo: Brunsvigia elandsmontana Snijman., In: National Assessment: Red List of South African Plants, 2007.

Weiterführende Literatur

  • R. A. Dyer: A review of the genus Brunsvigia, Plant Life 6, 1950, S. 63-83.
  • R. A. Dyer: A review of the genus Brunsvigia Heist. Plant Life 7: 44–64. 1951.
  • C.A. Smith: Common names of South African plants. Memoirs of the Botanical Survey of South Africa No. 35. TheGovernment Printer, Pretoria 1966.
  • R.S. Adamson, T.A. Salter (eds.): Flora of the Cape Peninsula. Juta, Kapstadt und Johannesburg, 1950.
  • J. Manning, P. Goldblatt: Wild flowers of the fairest Cape. Red Roof Design in association with the Nationalotanical Institute, Kapstadt 2000.
  • E.G. Rice, R.H. Compton: Wild flowers of the Cape of Good Hope. The Botanical Society of SA, Kapstadt 1950.
  • A. Pauw, S. Johnson: Table Mountain: a natural history. Fernwood Press, 1999.
  • G.D. Duncan: Grow bulbs. Kirstenbosch Gardening Series, National Botanical Institute, Kapstadt 2000.

Weblinks

Commons: Brunsvigia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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