Doppeleiche
Die Doppeleiche ist eine Eiche, die über zwei Stämme verfügt, welche manchmal im unteren Teil zusammengewachsen sind (Zwiesel) und eine gemeinsame Krone bilden. Sie wurde im Zuge des Konflikts zwischen Dänen und Deutschen über den völkerrechtlichen Status Schleswig-Holsteins Mitte des 19. Jahrhunderts zum Symbol für die Zusammengehörigkeit der Herzogtümer Schleswig und Holstein stilisiert.
Symbolik im Konflikt um Schleswig-Holstein im 19. Jahrhundert
Die historischen Hintergründe zu dem Konflikt um Schleswig-Holstein sollen hier nicht näher ausgeführt werden, da auf den Artikel über Schleswig-Holstein verwiesen werden kann. Die Doppeleiche wurde in diesem Zusammenhang zu einem Symbol für die deutschen Bestrebungen, sowohl Schleswig als auch Holstein in einen deutschen Nationalstaat einzugliedern:
Die Eiche wurde (und wird) wegen ihrer kultischen Bedeutung für die Germanen als „deutscher Baum schlechthin“ angesehen. Ferner versinnbildlicht sie in der Heraldik unter anderem Kraft, Beständigkeit, Kampf und Sieg.
Das Zusammenwachsen zweier Stämme, die eine gemeinsame Krone bilden, spielte auf das Motto „Up ewig ungedeelt“ (Auf ewig ungeteilt) an, welches die Pflicht zur gemeinsamen Verwaltung der Herzogtümer Schleswig und Holstein nach dem Vertrag von Ripen von 1460 ausdrücken sollte. So wie eine Doppeleiche nicht getrennt werden kann, ohne dass sie schweren Schaden nimmt und ganz oder teilweise abstirbt, sollte Schleswig-Holstein nur als ein ungeteiltes Ganzes – in einem (künftigen) deutschen Nationalstaat – bestehen können.
Diesen Gedanken drückt auch das Lied „Wanke nicht, mein Vaterland“ aus, wie es 1844 vorgestellt wurde. Darin heißt es in der 7. Strophe:
- „Teures Land, du Doppeleiche,
- unter einer Krone Dach,
- stehe fest und nimmer weiche,
- wie der Feind auch dräuen mag!
- Schleswig-Holstein, stammverwandt,
- wanke nicht, mein Vaterland!
- Schleswig-Holstein, stammverwandt,
- wanke nicht, mein Vaterland!“
Dieses Lied bildet heute unter dem bekannteren Namen Schleswig-Holstein meerumschlungen die Hymne des Bundeslands Schleswig-Holstein.
Symbolik im Kaiserreich
1898 jährte sich der Beginn des ersten Schleswig-Holsteinischen Kriegs, also des offenen Ausbruchs von Feindseligkeiten im Schleswig-Holstein-Konflikt, zum fünfzigsten Mal. Aus diesem Anlass wurden vor allem auf dem Gebiet der ehemaligen Herzogtümer Schleswig und Holstein zu Hunderten Doppeleichen gepflanzt, um den nationalen Gedanken in Schleswig-Holstein zu pflegen. Dabei erwiesen sich gerade in ländlichen Gemeinden die Doppeleichen als kostengünstiges Mittel, die zeitgenössische kaiserlich-nationale Gesinnung einerseits und das unteilbare und erfolgreich dem Deutschen Reich gewonnene einige Schleswig-Holstein andererseits darzustellen.
Symbolik heute
Während der Konflikt mit Dänemark um die Grenzen und die Zugehörigkeit Schleswig-Holsteins längst der Vergangenheit angehört, lebt die Doppeleiche als landestypisches Motiv Schleswig-Holsteins fort.
In Schleswig-Holstein finden sich noch etwa 100 Doppeleichen aus dem 19. Jahrhundert. Von der überwiegenden Zahl ist jedoch allenfalls der Name geblieben, der bei Gasthäusern o. ä. überdauert hat. Ferner lebt der Name bei Vereinen weiter (z. B. TSV Doppeleiche Viöl e. V. von 1923). Verschiedene schleswig-holsteinische Gemeinden führen die Doppeleiche im Wappen:
- Gemeinde Beldorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde
- Gemeinde Itzstedt, Kreis Segeberg
- Gemeinde Jagel, Kreis Schleswig-Flensburg
- Gemeinde Looft, Kreis Steinburg
- Gemeinde Rickert, Kreis Rendsburg-Eckernförde
- ferner das Amt Hohenwestedt-Land, Kreis Rendsburg-Eckernförde
Zuweilen wird die Doppeleiche nur angedeutet, so beispielsweise durch zwei Eichenblätter in den Wappen der Gemeinden Goltoft und Fleckeby, beide Kreis Schleswig-Flensburg. Im letzteren weist das Motiv auf das Zusammenwachsen zweier Teile hin, wie es die Doppeleiche symbolisiert, allerdings zeitgemäßer aus Anlass der Zusammenlegung der Gemeindeteile Fleckeby und Götheby-Holm im Jahre 1974. Ähnliches symbolisiert auch die Doppeleiche im Wappen der Gemeinde Rabenkirchen-Faulück, Kreis Schleswig-Flensburg. Sie geht zwar einerseits auf eine tatsächlich vorhandene Doppeleiche zurück, soll aber zugleich auf den Zusammenschluss von Rabenkirchen und Faulück im Jahre 1971 hinweisen. Die unten getrennten Stämme wachsen (symbolisch) seither in einem gemeinsamen Stamm mit gemeinsamer Krone weiter und variieren so das Doppeleichenmotiv.