Eduard Oscar Schmidt


Der Zoologe Eduard Oscar Schmidt (1823–1886)

(Eduard) Oscar Schmidt (* 21. Februar 1823 in Torgau; † 17. Januar 1886 in Kappelrodeck) gehörte zu den bedeutenden Zoologen seiner Zeit.

Leben und Wirken

Schmidt wurde als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte ab 1842 zunächst in Halle Mathematik und Naturwissenschaften, übersiedelte aber nach einem Jahr nach Berlin. Dort kam er durch Christian Gottfried Ehrenberg und Johannes Peter Müller zur Zoologie. 1847 habilitierte er sich in Jena, Er lehrte in Jena (ab 1848), Krakau (ab 1855), Graz (ab 1857) und ab 1872 in Straßburg. Schmidt war einer der ersten Verfechter der Darwinschen Deszendenzlehre und wandte diese in seinen Forschungsgebieten an; dabei dehnte er die Anwendung des Abstammungsgedankens auf den gesamten Bereich des Lebens aus, von dessen Entstehung bis hin zum Menschen. So schrieb er bereits 1873:

„wir dürfen, ja wir müssen schließen, daß das Leben zu einem gewissen Zeitpunkt der Abkühlung auf natürlichem Weg, d.h. ohne einen unbegreiflichen Schöpfungsakt erschien.“[1]

Und zur Besonderheit der menschlichen Sprache:

„Selbst wenn man über den Ursprung der Sprache unklar wäre oder sogar die gänzliche Unwissenheit über diesen Punkt zugestehen müßte, so dürfte man aus dem Vorhandensein der Sprache nicht auf die Unanwendbarkeit der Abstammungslehre auf den Menschen herleiten, ohne, wie uns scheint, die Kette der Verstandesoperationen willkürlich abzubrechen.“

Er war mit Ernst Haeckel und Franz Unger befreundet, die beide in Italien an der Adria Forschungen betrieben. Dadurch wurde er dazu angeregt, die Schwämme (Porifera) dieser Region zu bearbeiten. Darüber schrieb er mehrere systematisch wie auch entwicklungsgeschichtlich wertvolle Arbeiten. Doch auch zur Popularisierung der Naturwissenschaften leistete er einen bedeutenden Beitrag. So schrieb Schmidt 1866 den Band der „Niederen Thiere“ für Brehms Thierleben.

Schriften von Schmidt

  • Die rhabdocoelen Strudelwürmer (Turbellaria rhabdocoela) des süssen Wassers. Friedrich Mauke, Jena 1848.
  • Hand-Atlas der vergleichenden Anatomie zum Gebrauch bei academischen Vorlesungen und für Studirende. Friedrich Mauke, Jena 1852 (61872).
  • Lehrbuch der Zoologie. Braumüller, Wien 1854.
  • Die Spongien des adriatischen Meeres. Engelmann, Leipzig 1862.
  • Descendenzlehre und Darwinismus. Leipzig 1873.
  • Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, IV. Abteilung: Wirbellose Thiere, 2. Band. Bibliographisches Institut, Leipzig 1878.

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Schmidt, Oscar. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 30. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1875, S. 309–312 (Digitalisat).
  • Wilhelm Heß: Schmidt, Oscar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 11 f.

Weblinks

Wikisource: Oscar Schmidt – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Schmidt: Descendenzlehre, S. 10f. Zitiert nach Franz Stuhlhofer: Charles Darwin. Berneck 1988, Kap. 10: Darwinismus in Deutschland, S. 126f. Dort auch das folgende Zitat.