Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese


Die Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese ist eine Weiterentwicklung der Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese.

Nach der "Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese" ist der Begriff "Gen", 1909 durch Johannsen eingeführt, eine klassische Auffassung einer Funktionseinheit, durch die ein Merkmal bestimmt wird. Etwas später wurde das Gen als eine Mutationseinheit und Austauschseinheit beim Crossing-over betrachtet. Ein Gen galt als ein Abschnitt auf der DNA, der ein bestimmtes Protein beziehungsweise Enzym codiert.

Die moderne Molekularbiologie hat jedoch zu einem Bedeutungswandel des Genbegriffs geführt: Neu eingeführt wurde der Begriff "Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese", der den alten Begriff der "Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese" zeitweilig ablöste. Gründe dafür sind:

  • Proteine können aus mehreren Polypeptiden bestehen; somit wird jeder DNA-Abschnitt, der für ein Polypeptid codiert, als "Gen" angesehen.
  • Ein "Gen" kann durch alternatives Spleißen auf verschiedene Arten abgelesen werden; somit kann ein "Gen" für mehrere Polypeptide codieren.

"Gene" codieren aber nicht nur Polypeptide, sondern auch funktionelle RNAs, beispielsweise rRNA, tRNA oder auch XIST-RNA. Somit wird heute als "Gen" ein Abschnitt auf dem Chromosom definiert, der für die Bildung eines bestimmten funktionellen Produkts verantwortlich ist.

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