Enzephalisationsquotient


Der Enzephalisationsquotient (EQ) ist ein Maß für die relative Größe des Gehirns, und ist definiert als das Verhältnis von beobachtetem Gehirngewicht zum für gegebenes Körpergewicht erwartetem Hirngewicht.

Der EQ wurde 1973 von H.J. Jerison[1] entwickelt, um eine quantitative Beziehung zwischen Hirngewicht und kognitiven Fähigkeiten zu bestimmen[2][2] und berücksichtigt anders als das einfache Verhältnis von Gehirngewicht und Körpergewicht Ergebnisse der Allometrie. Der EQ wird zum Vergleich verschiedener Tierarten aber auch in der Anthropologie zum Vergleich verschiedener menschlicher Spezies verwendet.[3]

Ein EQ>1 zeigt, dass das Hirn schwerer als erwartet ist und kann ein Hinweis auf erhöhte kognitive Fähigkeiten sein. Allerdings ist der EQ als Maß für kognitiven Fähigkeiten nur sehr eingeschränkt geeignet. Zum einen hängt er von der Vergleichsgruppe ab, für die die erwartete Hirnmasse berechnet wird, zum anderen werden Aufbau und Struktur des Hirns, die für die kognitiven Fähigkeiten von großer Bedeutung sind, nicht berücksichtigt.[4]

Berechnung

Der EQ berechnet sich als $ EQ={\frac {\text{beobachtetes Gehirngewicht}}{\text{erwartetes Gehirngewicht}}}. $

Das "erwartete Gehirngewicht" ist eine empirisch bestimmte Größe[5] und hängt davon ab, welche Lebewesen man mittels EQ vergleichen möchte. Typischerweise findet man, dass das Gehirngewicht $ m_{\text{G}} $ nach einem Potenzgesetz mit dem Körpergewicht $ m_{\text{K}} $ anwächst ($ m_{\text{G}}\propto m_{\text{K}}^{x} $, wobei der Exponent $ x<1 $ ist. In der Literatur werden für verschiedene Gruppen von Säugetieren oder Warmblütern Werte von $ x\approx 2/3-3/4 $ genannt.[2]

Beispiele

Der Mensch weist im Vergleich zu anderen Tieren einen sehr hohen EQ auf.[6] Der EQ von Warmblütern liegt deutlich über dem anderer Tiere.[2]

Spezies Enzephalisationsquotient (EQ)[7]
Mensch 7,4-7,8
Großer Tümmler 5,3
Afrikanischer Elefant 1,3
Schimpanse 2,2-2,5
Rhesusaffe 2,1
Wal 1,8
Hund 1,2
Katze 1
Pferd 0,9
Schaf 0,8
Maus 0,5
Ratte 0,4
Kaninchen 0,4
EQ im Vergleich zur Katze als Standard-Spezies: EQ(Katze)=1

Einzelnachweise

  1. Jerison, H.J.: Evolution of the Brain and Intelligence. Academic Press, 1973, ISBN 0-12-385250-1.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Onur Güntürkün: Wann ist ein Gehirn intelligent? In: Spektrum der Wissenschaft. November 2008 (wissenschaft-online.de).
  3. Miriam Noel Haidle: Ene, mene, muh – und schlau bist Du? Zur Entwicklung des menschlichen Denkens. Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie, Universität Tübingen.
  4. Suzana Herculano-Houzel: The Human Brain in Numbers- A Linearly Scaled-Up Primate Brain. In: Frontiers in Human Neuroscience. 2. Jahrgang, 2009, S. 1–11, doi:10.3389/neuro.09.031.2009 (englisch, frontiersin.org [PDF]).
  5. Jim Moore: Allometry. Abgerufen am 12. Februar 2011.
  6. Björn Widmann: Neurowissenschaften und Schulpädagogik. GRIN Verlag, 2008, ISBN 9783638925907, S. 11.
  7. Gerhard Roth und Ursula Dicke: Evolution of the brain and Intelligence. In: TRENDS in Cognitive Sciences. 9. Jahrgang, Mai 2005, S. 250, doi:10.1016/j.tics.2005.03.005.

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