Erlen (Botanik)
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Erlen | ||||||||||||
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Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), unreife Blütenkätzchen und alte Fruchtstände | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Alnus | ||||||||||||
Mill. |
Die Erlen (Alnus, norddeutsch Ellern) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). In Mitteleuropa sind drei Arten heimisch: die Grün-, Grau- und Schwarz-Erle.
Beschreibung
Erlenarten sind sommergrüne, also laubabwerfende Bäume oder Sträucher. Erlen bilden je nach Art Borken aus oder sind als Peridermbaumarten einzustufen; so bildet Alnus glutinosa beispielsweise eine tiefrissige, grau-schwarze Borke und Alnus incana eine grau-glänzende Peridermoberfläche aus.
Wie alle Birkengewächse sind die Erlenarten einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch); es werden an einem Exemplar die Blütenstände beider Geschlechter ausgebildet. Sie werden Kätzchen genannt. In den Kätzchen sitzen jeweils nur weibliche oder männliche Blüten. Die männlichen Blüten sitzen zu dritt und die weiblichen Blüten zu zweit in den Achseln von Tragblättern. Die Erlen sind die einzigen Laubbäume, bei denen die weiblichen Kätzchen verholzen und damit folgerichtig als Zapfen bezeichnet werden. Es werden einsamige geflügelte oder ungeflügelte Nussfrüchte gebildet.
Ökologie
Erlenarten bilden an ihren Wurzeln Wurzelknöllchen aus, symbiotisch mit stickstofffixierenden Aktinomyzeten (Frankia alni), ähnlich der Symbiose von Knöllchenbakterien und Leguminosen. Diese Symbiose ermöglicht den Erlen, an Stellen mit wenig Nährstoffen zu leben. Erlen können es sich deshalb leisten, ihre Blätter grün abzuwerfen; so sind Erlen oft Pionierpflanzen an Standorten, die durch natürlichen wie menschlichen Einfluss ohne Pflanzenbewuchs sind (beispielsweise sind Grün-Erlen nach Lawinen oft Pionierpflanzen). Sie bereiten anderen Pflanzen den Boden auf.
Grau- und Schwarz-Erle (A. incana und A. glutinosa) wachsen vorwiegend an Gewässerrändern oder in Feuchtgebieten. Sehr feuchte Standorte sind oft nährstoffarm; an diesen Standorten ist die Stickstofffixierung der stickstoffbindenden Wurzelknöllchen der entscheidende Grund, weshalb dort ausschließlich Erlen gedeihen. Die Grau- und Schwarz-Erlen wirken oft als Uferschutz gegen Ausspülung und gelten als ökologisch wertvoll.
Die Blätter der Erle bieten zahlreichen Falter- und Schmetterlingsarten Lebensraum und Nahrung.
Krankheiten, Sonstiges
Die in Mitteleuropa heimischen Erlenarten sind durch den Pilz Phytophthora alni gefährdet (Wurzelfäule der Erle).
Erlenpollen enthalten mäßig starke bis starke Allergene. Sie weisen eine starke Neigung zur Auslösung von Kreuzallergien mit Birkenpollen auf.
Verbreitung und Standort
Die etwa 35 Erlenarten kommen weltweit vor, und sind mit Ausnahme der Anden-Erle (Alnus jorullensis), die in den Anden Südamerikas heimisch ist, ausschließlich auf der Nordhalbkugel der Erde (Europa, Asien, Nordamerika) verbreitet. Östlich des 115. Längengrads sind in Amerika allerdings keine baumartigen Erlen mehr zu finden [1].
Drei Arten, die Grün-, Grau- und Schwarz-Erle, sind in Mitteleuropa heimisch. Die Herzblättrige Erle (Alnus cordata) ist in Korsika und Süd-Italien verbreitet.
Die Kaukasische Erle (Alnus subcordata) findet sich im Kaukasus und Nordiran.
Mehrere Arten sind in Ostasien heimisch. Alnus firma ist auf Japan beschränkt, Alnus hirsuta kommt in Japan, Sachalin, Kamtschatka, Korea und Ostsibirien vor und die Japanische Erle (Alnus japonica) findet sich in Japan, Taiwan, Korea und der Mandschurei.
Erlen lieben Wasser, daher sind sie bevorzugt an Bachläufen und an Ufern von Seen und Flüssen zu finden.
Systematik
Die Gattung Alnus wurde 1754 vom englischen Botaniker Philip Miller aufgestellt.[2]
In der Gattung der Erlen werden etwa 35 Arten unterschieden, die in drei Untergattungen eingeteilt werden:[3]
- Untergattung Alnobetula: mit Arten aus Nordamerika und Asien
- Untergattung Alnus: mit Arten aus Europa, Ostasien und Amerika
- Untergattung Cletropsis: mit Arten aus Ostasien und den USA
Hier die vollständige Auflistung der anerkannten Arten und Arthybriden gemäß dem World Checklist Project der Royal Botanic Gardens in Kew:[4]
Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Veröffentlichung Alnus acuminata Kunth in F.W.H.von Humboldt, J.A.A.Bonpland & C.S.Kunth, Nov. Gen. Sp. 2: 20 (1817). Alnus cordata (Loisel.) Loisel. Herzblättrige Erle Fl. Gall. 2(2): 317 (1828). Alnus cremastogyne Burkill J. Linn. Soc., Bot. 26: 499 (1890). Alnus ×elliptica Req. Ann. Sci. Nat. (Paris) 5: 381 (1825). Alnus ×fallacina Callier Repert. Spec. Nov. Regni Veg. 10: 232 (1911). Alnus fauriei H.Lév. & Vaniot Bull. Soc. Bot. France 51: 423 (1904). Alnus ferdinandi-coburgii C.K.Schneid. Bot. Gaz. 64: 147 (1917). Alnus firma Siebold & Zucc. Abh. Math.-Phys. Cl. Königl. Bayer. Akad. Wiss. 4(3): 230 (1845). Alnus formosana (Burkill) Makino Bot. Mag. (Tokyo) 26: 390 (1912). Alnus glutinosa (L.) Gaertn. Schwarz-Erle Fruct. Sem. Pl. 2: 54 (1790). Alnus glutipes (Jarm. ex Czerpek) Vorosch. Fl. Sovetsk. Dal'n. Vost.: 152 (1966). Alnus hakkodensis Hayashi Bull. Gov. Forest Exp. Sta. 57: 153 (1952). Alnus ×hanedae Suyinata New Keys Jap. Trees: 457 (1961). Alnus henryi C.K.Schneid. in C.S.Sargent, Pl. Wilson. 2: 495 (1916). Alnus hirsuta (Spach) Rupr. Färber-Erle Bull. Cl. Phys.-Math. Acad. Imp. Sci. Saint-Pétersbourg 15: 376 (1857). Alnus ×hosoii Mizush. J. Jap. Bot. 32: 1 (1957). Alnus incana (L.) Moench Grau-Erle Methodus: 424 (1794). Alnus japonica (Thunb.) Steud. Japanische Erle Nomencl. Bot., ed. 2, 1: 55 (1840). Alnus jorullensis Kunth Anden-Erle in F.W.H.von Humboldt, J.A.A.Bonpland & C.S.Kunth, Nov. Gen. Sp. 2: 20 (1817). Alnus lanata Duthie ex Bean Bull. Misc. Inform. Kew 1913: 164 (1913). Alnus mairei H.Lév. Bull. Acad. Int. Géogr. Bot. 23: 283 (1914). Alnus mandshurica (Callier) Hand.-Mazz. Oesterr. Bot. Z. 81: 306 (1932). Alnus maritima (Marshall) Muhl. ex Nutt. N. Amer. Sylv. 1: 34 (1842). Alnus matsumurae Callier Repert. Spec. Nov. Regni Veg. 10: 234 (1911). Alnus maximowiczii Callier in C.K.Schneider, Ill. Handb. Laubholzk. 1: 122 (1904). Alnus ×mayrii Callier in C.K.Schneider, Ill. Handb. Laubholzk. 1: 126 (1904). Alnus nepalensis D.Don Prodr. Fl. Nepal.: 58 (1825). Alnus nitida (Spach) Endl. Gen. Pl., Suppl. 4(2): 20 (1847). Alnus oblongifolia Torr. in W.H.Emory, Rep. U.S. Mex. Bound. 2(1): 204 (1858). Alnus orientalis Decne. Ann. Sci. Nat., Bot., II, 4: 348 (1835). Alnus paniculata Nakai Bot. Mag. (Tokyo) 29: 45 (1915). Alnus ×peculiaris Hiyama J. Jap. Bot. 37: 155 (1962). Alnus pendula Matsum. J. Coll. Sci. Imp. Univ. Tokyo 16(5): 6 (1902). Alnus × pubescens Tausch Flora 17: 520 (1834). Alnus rhombifolia Nutt. Weiß-Erle N. Amer. Sylv. 1: 33 (1842). Alnus rubra Bong. Rot-Erle Mém. Acad. Imp. Sci. Saint Pétersbourg, Sér. 7, 2: 162 (1833). Alnus serrulata (Aiton) Willd. Hasel-Erle Sp. Pl. 4: 336 (1805). Alnus serrulatoides Callier Repert. Spec. Nov. Regni Veg. 10: 229 (1911). Alnus sieboldiana Matsum. J. Coll. Sci. Imp. Univ. Tokyo 16(5): 3 (1902). Alnus ×spaethii Callier Spaeths Erle Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges.: 215 (1908). Alnus subcordata C.A.Mey. Kaukasische Erle Verz. Pfl. Casp. Meer.: 43 (1831). Alnus ×suginoi Sugim. J. Geobot. 16: 49 (1968). Alnus trabeculosa Hand.-Mazz. Anz. Akad. Wiss. Wien, Math.-Naturwiss. Kl. 59: 51 (1922). Alnus vermicularis Nakai Bot. Mag. (Tokyo) 33: 46 (1919). Alnus viridis (Chaix) DC. Grün-Erle in J.B.A.M. de Lamarck & A.P. de Candolle, Fl. Franç. 3(3): 304 (1805).
Quellen
- ↑ C. A. Schenk: Fremdländische Wald-und Parkbäume (Dritter Band). Paul Parey, Berlin, 1939.
- ↑ Philip Miller: Gard. Dict. Abr. ed. 4 (1754).
- ↑ Zhiduan Chen, Jianhua Li: Phylogenetics and Biogeography of Alnus (Betulaceae) Inferred from Sequences of Nuclear Ribosomal DNA ITS Region. In: Chicago Journals - International Journal of Plant Sciences. Band 165 (2). University of Chicago Press, Chicago 2004, S. 325–335.
- ↑ Artenliste bei apps.kew.org, abgerufen am 2. März 2008.
Literatur
- Peter Schütt (Hrsg.): Lexikon der Forstbotanik. Landsberg/Lech: ecomed 1992, ISBN 3-609-65800-2, S. 35.
- A. Callier: Alnus Formen der europäischen Herbarien und Gärten. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 27, 1918, S. 39–184.
- Jost Fitschen: Gehölzflora. Bearbeitet von Franz H. Meyer, 10. überarbeitete Auflage, Heidelberg - Wiesbaden: Quelle und Meyer, 1994, S. 31-1 bis 31-4, ISBN 3-494-01221-0
- H. G. Schlegel: Allg. Mikrobiologie, 7. Aufl., 339, Thieme, Stuttgart, 1992