Europäische Wildkatze
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Europäische Wildkatze | ||||||||||||
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Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Felis silvestris silvestris | ||||||||||||
(Schreber, 1777) |
Die Europäische Wildkatze oder Waldkatze (Felis silvestris silvestris) ist eine Unterart der Wildkatze, die von Schottland bis Portugal und in Osteuropa bis zum Kaukasus vorkommt. Da sie zu den am weitesten verbreiteten Katzen gehört, wird sie in der Roten Liste der IUCN seit 2002 als Nicht Gefährdet (Least Concern) geführt.[1]
Merkmale
Im Erscheinungsbild ist die Wildkatze massiger und kraftvoller als eine Hauskatze. Ausgewachsene männliche Wildkatzen weisen eine Gesamtlänge von 83 bis 97 cm und ein Gewicht von 3,0 bis 6,5 kg, weibliche eine Gesamtlänge von 73 bis 94 cm und ein Gewicht von 2,3 bis 4,9 kg auf.[2] Der Schwanz ist dick und relativ kurz, weist an der Spitze oft eine typische Dreier-Ringelung auf und endet stumpf. Die Augen liegen weit auseinander. An der Sohle befindet sich ein kleiner schwarzer Fleck. Das Fell an der Innenseite der Schenkel ist rötlich. Die Fellzeichnung der Wildkatze wirkt sehr verwaschen und ist nicht kontrastreich. Auf dem Rücken befindet sich ein typischer durchgehender schwarzer Strich. Weiteres Erscheinungsmerkmal ist der helle Nasenspiegel (rosa).
Verbreitung und Lebensraum
Europäische Wildkatzen leben vorwiegend in Wäldern. Große Population kommen in Laubwäldern oder Mischwäldern vor, die von Menschen nicht gestört werden. Sie leben auch entlang von Küsten, am Rand von Sumpfgebieten, in Auwäldern und in der mediterranen Macchie. Sie meiden Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Seit den 1920er-Jahren erholen sich die Populationen in Belgien, Tschechien und der Slowakei, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien wieder, nachdem sie seit dem späten 18. Jahrhundert nahezu ausgerottet wurden. Auf Korsika, Sardinien, Kreta, den Balearen und einigen kleineren Inseln im Mittelmeer gibt es ebenfalls Populationen.[3]
Die deutsche Population wurde im Jahr 2000 auf 1700 bis 5000 Individuen geschätzt.[4] In den 2000er-Jahren sind Wildkatzen aus den Vogesen in den Schwarzwald, den Pfälzerwald und weitere Gebiete im südlichen Baden-Württemberg eingewandert.[5] Wildkatzen gibt es im Nationalpark Hainich im Thüringer Wald, im Harz, im Hunsrück und in der Eifel und auch im Saarland. In Nordhessen sind die Populationen heute ebenfalls wieder im Wachstum begriffen. Die Populationen sollen mit naturbelassenen Waldkorridoren verbunden werden oder sind es bereits.
In der Schweiz wurde die Katze im 18. und 19. Jahrhundert stark dezimiert oder wie im Mittelland ganz ausgerottet. Insbesondere im Schweizer Jura ist sie wieder präsent, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) 2011 angab. Eine im Auftrag des Bafu zwischen 2008 und 2010 durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass 2011 in der Schweiz schätzungsweise 450 bis 900 Wildkatzen auf einer Fläche von rund 600 Quadratkilometern leben. Das Untersuchungsgebiet konzentrierte sich auf den Schweizer Jura, da alle Wildkatzen, die in den letzten Jahrzehnten nachgewiesen werden konnten, aus diesem Gebiet stammen. Allerdings ist der Grad der Hybridisierung von Bedeutung für die Einstufung der Gefährdung der Wildkatze. Denn wenn der sich ausbreitende Wildkatzenbestand in der Schweiz sich zu sehr mit Hauskatzen vermischt (wie dies zum Beispiel in Ungarn und Schottland der Fall ist), besteht die Gefahr, dass die Wildkatzen allmählich genetisch verschwinden.
In Österreich waren Wildkatzen ehemals im Alpenvorland Nord-, Ost- und Südösterreichs verbreitet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Populationen stark dezimiert und seither nur wenige Exemplare nachgewiesen. Sie gelten in Österreich als ausgestorben, ausgerottet oder verschollen. Derzeit gibt es keinen Hinweis auf eine ansässige reproduzierende Population in Österreich.[6] Allerdings verdichten sich in den letzten Jahren die Meldungen über Sichtungen südlich der Donau.[7]
Auf der Iberischen Halbinsel existieren kleine Bestände, etwa in der portugiesischen Reserva Natural Serra da Malcata. Auch im Kaukasus gibt es noch isolierte Wildkatzenbestände, die man früher für eine eigenständige Unterart der Wildkatze hielt, heute aber aufgrund molekulargenetischer Erkenntnisse Felis silvestris silvestris zurechnet.
Heute wird die Wildkatze vor allem durch Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft bedroht. Sie lebt ausschließlich in ruhigen und intakten Wäldern mit Altholzbestand. Nur im naturnahen Wald findet die Wildkatze alte Baumhöhlen, Fuchs- oder Dachsbaue, die sie für die Aufzucht der Jungen benötigt. Nur in ruhigen Wäldern kann die scheue Wildkatze ungestört jagen. Sie gilt oft als Zielart, an der gut festzustellen ist, ob ein Wald wirklich naturnah ist.
In letzter Zeit konnten sich die Bestände etwas erholen, vor allem, da die Art in vielen Staaten nicht mehr gejagt werden darf. Dennoch kommt die Wildkatze im westlichen Europa nur noch im nördlichen Schottland, in Teilen Spaniens und im Osten Frankreichs in etwas größeren Beständen vor. Im südöstlichen Europa hingegen sind die Bestände der Europäischen Wildkatze noch etwas umfangreicher. Die bisher vorherrschende Meinung war, die Katzenbestände seien, da bis Mitte des 20. Jahrhunderts als Raubtiere verschrien, stark bejagt und deshalb vielerorts ausgerottet worden. Neuere veterinär-historische Untersuchungen lassen diese Darstellung zweifelhaft erscheinen, da die Bestände zeitgleich auch in Gebieten mit Totalschutz, wie etwa in Hessen, abnahmen. Pathologische Untersuchungsberichte verendet aufgefundener Wildkatzen aus der Zeit von 1850 bis 1920 lassen für den Rückgang der Wildkatze ein epidemisches Ereignis wahrscheinlich erscheinen.
Im Pleistozän war die Waldkatze weit über Europa verbreitet. Erst mit dem Rückzug des Eises wurde sie zum Waldtier.
Lebensweise und Verhalten
Europäische Wildkatzen sind extrem scheu und meiden menschliche Nähe. Wie die meisten Katzenarten führen sie ein vornehmlich einzelgängerisches Leben und sind meist ortstreu. Sie sind Pirschjäger, die ihre Beute unbemerkt anschleichen und durch einen Überraschungsangriff mit einem Sprung fassen. Wildkatzen wagen sich nur in Ausnahmefällen auf freies Gelände ohne Deckung. Deshalb werden zum Beispiel in Thüringen ihre Verbreitungsgebiete mit naturbelassenen Waldkorridoren verbunden, um die Art wieder stabil anzusiedeln. Sie sind vielerorts tagaktiv und neigen in dichter besiedelten Gegenden auch zur Nachtaktivität.
Ihre sehr hoch entwickelten Sinnesorgane, die zum Beispiel beim Geruchssinn dem des Hundes überlegen sind, und ihre als sehr hoch eingestufte Intelligenz lassen sie natürliche Gefahren frühzeitig erkennen. Mit 18 einziehbaren langen und kräftigen Krallen und ihrem sehr kräftigen Raubtiergebiss hat sie für ein Tier ihrer Größe eine sehr starke Bewaffnung. Zudem hat sie äußerst kurze Reaktionszeiten und ist dabei auch noch körperlich stark, aber dennoch sehr beweglich, was jedoch fast alle Katzenarten auszeichnet. Dies alles macht sie zu einer äußerst gefährlichen und erfolgreichen Jägerin auf Kleinwild.
Die Größe ihres Reviers richtet sich nach dem Angebot an Beutetieren und kann deshalb je nach Gegend sehr unterschiedlich sein. Ist der Lebensraum optimal, benötigt sie zwei bis drei Quadratkilometer, unter schwierigen Jagdbedingungen kann der Lebensraum auch neun und mehr Quadratkilometer umfassen. Männchen beanspruchen in der Regel größere Reviere als weibliche Tiere.
Die Paarungszeit der Europäischen Wildkatze ist in den Monaten Januar bis März. Die Tragzeit beträgt ca. neun Wochen, das Weibchen bringt in einem sicheren Versteck meistens zwei bis vier Junge zur Welt. Mit etwa sechs bis acht Monaten suchen sich die Jungtiere ein eigenes Wohngebiet. Die Sterblichkeit der jungen Wildkatzen ist hoch. Unter optimalen Bedingungen werden sie zwölf bis fünfzehn Jahre alt.
Verwilderte Hauskatzen bleiben in unmittelbarer Nachbarschaft menschlicher Siedlungen, Wildkatzen hingegen meiden die Nähe zum Menschen. Dies führt auch dazu, dass es praktisch nicht zu Mischlingen kommt. In ländlichen Gegenden können sich die Streifgebiete von Hauskatzen und Wildkatzen jedoch überlappen, aber auch das führt nur in den seltensten Fällen zu einer Vermischung.
Wildkatzen gelten als einzige Katzen als absolut nicht zähmbar. Auch in Gefangenschaft geborene Tiere können nicht an den Menschen gewöhnt werden und lassen sich niemals freiwillig von ihm berühren. Gefangene oder in Gefangenschaft geborene Tiere brauchen große Gehege mit Verstecken. Bekommen sie diese, lassen sie sich vom Menschen beobachten, wenn der Mensch ihnen dabei nicht zu nahe kommt. Wildkatzen müssen sich vor den Menschen sicher fühlen, um sich zu zeigen. Freilebende Tiere meiden den Menschen und kehren niemals an Verstecke zurück, die Menschen entdeckt haben. Bilder freilebender Tiere gelangen erstmals in den 1950er-Jahren und sind auch heute noch extrem selten. Ein Nachweis der Existenz von Wildkatzen in einem Revier gelingt häufig nur indirekt.
Ernährung
Untersuchungen des Mageninhalts haben ergeben, dass Wildkatzen sich zu 80 % von Kleinsäugetieren (Wühlmäuse usw.) ernähren. Nur gelegentlich greifen sie auf andere Tiere wie Vögel, Kaninchen, Eidechsen, Frösche und Insekten zurück. Aas und pflanzliche Kost werden nur in Notzeiten genommen.
Fortpflanzung
Im Wurf befinden sich zwei bis vier, selten sechs Junge, die zwischen März und September zur Welt kommen. Die meisten Würfe gibt es im April. Die Tragzeit beträgt 63–70 Tage. Wildkatzen werden 7–10 Jahre alt, in menschlicher Obhut bis über 15 Jahre.
Jägersprache
In der Jägersprache werden folgende Bezeichnungen gebraucht:
- weibliches Tier = Katze oder Kätzin
- männliches Tier = Kuder (nicht Kater)
Dagegen findet sich außerhalb der Jägersprache auch für männliche Wildkatzen die Bezeichnung Kater. Hauskatzen und Wildkatzen können sich paaren und bringen reproduktionsfähige Nachkommen zur Welt. Diese werden Blendlinge genannt, und ihre Geschlechterbezeichnung ist wie bei der Waldkatze. Jedoch kommen derartige Kreuzungen in der freien Natur offenbar nicht gut zurecht, sodass sich keine großen Blendlingspopulationen ausbilden können.
Schutz
Deutschland
In Deutschland begannen bereits in den 1990er-Jahren Aktive des BUND in Thüringen, das Wanderverhalten von Wildkatzen zu erforschen. Es entstand der Plan, gemeinsam mit Politik, Behörden und Bürgern ein Rettungsnetz für die Wildkatze zu knüpfen. Ein Netz aus Büschen und Bäumen für die Wildkatze und andere Waldbewohner sollte sich durch Deutschland ziehen. 2007 stellte der BUND den „Wildkatzenwegeplan“ vor. Im Herbst desselben Jahres wurden die ersten 20.000 Büsche und Bäume zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald gepflanzt. 2009 gingen die Pflanzungen in Rheinland-Pfalz weiter, wo der Bienwald mit dem Pfälzerwald verbunden wird. In Rheinland-Pfalz existieren zwei Wildkatzen-Auffanggehege im Norden (Wildkatzenzentrum Wildenburg) und im Süden (Artenschutzzentrum Wildkatze). 2011 pflanzte der BUND im niedersächsischen Landkreis Holzminden die ersten Bäume für einen grünen Wildkatzenkorridor.
2010 startete der BUND eine große Informationskampagne: Mit Ausstellungen, Erlebnispfaden, Pflanztagen, Ortsterminen für Entscheidungsträger und vielem mehr versuchte er, die Akzeptanz für das Projekt zu vergrößern. Das Projekt „Biotopvernetzung – Netze des Lebens“ wird mit EU-Mitteln im Rahmen des Programmes LIFE+ gefördert. Rechtsgrundlage für das grüne Lebensnetz des BUND ist die verbindliche EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH).
Schweiz
In der Schweiz gibt es keine speziellen Schutzbemühungen. Jedoch dokumentiert und untersucht das Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin in Bern Katzenfunde. Für die zahlenmäßige Erhebung stellten Wildhüter in den Untersuchungsgebieten mit Baldriantinktur imprägnierte Holzpflöcke auf Wege, die regelmäßig von Tieren benutzt werden. Durch den Geruch angelockte Katzen rieben sich daran. Später wurde im Labor mit molekulargenetischen Methoden geprüft, ob es sich um Haare von Wild- oder Hauskatzen handelt. 2011 wurde eine Studie gestartet, um herauszufinden, welchen Grad die Hybridisierung der Katze in der Schweiz erreicht hat. Davon wird auch abhängen, welcher definitive Status der Wildkatze bei der Teilrevision der Roten Liste der Säugetiere 2012 eingeräumt wird.[8]
Taxonomie
Ursprünglich wurden die Wildkatzen Schottlands und des Kaukasus als eigene Unterarten beschrieben. Heute werden beide der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris) zugeordnet. Die Hauskatze stammt nicht von der Europäischen Wildkatze ab, sondern von der afrikanischen Falbkatze. Nicht zu verwechseln ist die Waldkatze mit einigen Halblanghaar-Rassen der Hauskatzen, die ebenfalls als Waldkatze bezeichnet werden, so der amerikanischen Waldkatze (Maine Coon), der Norwegischen Waldkatze und der Sibirischen Katze, die auch Sibirische Waldkatze genannt wird.
Literatur
- Rudolf Piechocki: Die Wildkatze. Neue Brehm-Bücherei Bd. 189. Westarp 1990. ISBN 3-89432-381-7
Weblinks
- Zoologische Systematik der Familie der Katzen In: Nicola Lesley Jores: Zur Kulturgeschichte der Hauskatze unter besonderer Berücksichtigung ihrer Erkrankungen (online)
- Wildkatzenprojekt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland
- Wildkatze in Österreich Informationsseiten der Plattform Wildkatze
Einzelnachweise
- ↑ Driscoll, C., Nowell, K. (2010) Felis silvestris. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2.
- ↑ Herbert Grabe, Günther Worel (Hrsg.): Die Wildkatze. Zurück auf leisen Pfoten. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg, 2001, ISBN 3-924350-81-7
- ↑ Nowell, K., Jackson, P. (1996) European Wildcat Felis silvestris, silvestris group In: Wild Cats: status survey and conservation action plan. IUCN/SSC Cat Specialist Group, Gland, Switzerland
- ↑ Knapp, J., Herrmann, M. , Trinzen, M. (2000) Artenschutzprojekt Wildkatze (Felis silvestris) in Rheinland-Pfalz. Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim.
- ↑ Dahlbender, B. (2009) Wildkatzen sind zurück in Baden-Württemberg. BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V., Pressekonferenz 2. Februar 2009
- ↑ Bauer, K. (2001) Wildkatze Felis silvestris SCHREBER, 1775. In: Spitzenberger F. (ed.) (2001) Die Säugetierfauna Österreichs. Grüne Reihe des BMLFUW, Wien 13: 665–671.
- ↑ Melde- und Koordinationsstelle Wildkatze Situation der Wildkatze in Österreich Naturschutzbund Österreich
- ↑ http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/hoffnung_fuer_die_wildkatze_1.9936801.html