Geißblattgewächse



Geißblattgewächse

Wohlriechendes Geißblatt
oder Jelängerjelieber
(Lonicera caprifolium)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Kardenartige (Dipsacales)
Familie: Geißblattgewächse
Wissenschaftlicher Name
Caprifoliaceae
Juss.

Die Geißblattgewächse (Caprifoliaceae, aus lateinisch capra = die Ziege und folium = das Blatt) sind eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Kardenartigen (Dipsacales).

Blütenstand einer Gewöhnlichen Schneebeere (Symphoricarpos albus)

Systematik

Molekulargenetische Untersuchungen in der Ordnung der Kardenartigen (Dipsacales) führten seit etwa 1998 dazu, dass die Grenzen der Familien dieser Ordnung verschoben wurden. Sie wurde in mehrere kleine Familien aufgeteilt und umgegliedert; dann wurden die vielen kleinen Familien zu einer großen Familie der Caprifoliaceae s.l. zusammengefasst. Nach APG III[1] wurden in die Caprifoliaceae die früher als eigenständige Familien geführten Familien Diervillaceae, Dipsacaceae, Linnaeaceae, Morinaceae und Valerianaceae eingegliedert. Dagegen gehen andere Arbeiten, beispielsweise die Arbeitsgruppe um Charles C. Bell, Department of Biological Sciences, University of New Orleans[2], davon aus, dass es sich um eigenständige Familien, besonders bei Valerianaceae, handelt.

Zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) gehören im erweiterten Umfang eine alleinstehende Gattung und sechs Unterfamilien mit etwa 40 Gattungen[3]:

  • Triplostegia Wall. ex DC. wird als alleinstehendes Schwesterntaxon der Kardengewächse und der Baldriangewächse geführt[4]: Die zwei Arten sind im südöstlichen Asien und östlichen Malesien beheimatet.
  • Unterfamilie Caprifolioideae:
    • Heptacodium Rehder: Mit der einzigen Art:
      • Heptacodium miconioides Rehder: Es ist ein Endemit der chinesischen Provinz Hubei.
    • Leycesteria Wall.: Mit etwa sechs Arten.
    • Heckenkirschen, auch Geißblatt genannt (Lonicera L.): Mit etwa 180 Arten.
    • Triosteum L.: Mit etwa sechs Arten.
    • Schneebeeren (Symphoricarpos Duhamel): Mit etwa 17 Arten.
  • Unterfamilie Diervilloideae:
    • Diervilla Mill.: Mit etwa drei Arten.
    • Weigelien (Weigela Thunb.): Mit etwa zehn Arten.
  • Unterfamilie Linnaeoideae:
    • Abelia R.Br.: Mit früher etwa 30 Arten, heute nur noch etwa fünf Arten, davon ist eine eine kultivierte Hybride. Sie sind in China (drei Arten und die Hybride) und Japan beheimatet.[5]
    • Diabelia Landrein [6]: Mit nur drei Arten, davon zwei in China und zwei in Japan.[5]
    • Dipelta Maxim.: Mit nur drei Arten nur in China.[5]
    • Kolkwitzia Graebn.: Mit der einzigen Art:
      • Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis Graebn.): Sie kommt ursprünglich nur an Berghängen, Straßenrändern und Sträuchern in Höhenlagen zwischen 300 und 1300 Meter in den chinesischen Provinzen Anhui, Gansu, Hebei, Henan, Hubei, Shaanxi und Shanxi vor. Ihre Sorten werden als Ziergehölze in den Gemäßigten Breiten verwendet.[5]
    • Linnaea Gronov. ex L.: Mit der einzigen Art:
      • Moosglöckchen (Linnaea borealis L.): Sie ist weitverbreitet in alpinen und kalten Gebieten der Nordhalbkugel.[5]
    • Zabelia (Rehder) Makino: Mit etwa sechs Arten im nordwestlichen Indien, Nepal, in Afghanistan, China (etwa drei Arten), Korea, Japan, Kirgisistan, Russlands Ferner Osten.[5]
  • Unterfamilie Morinoideae Burnett: Sie enthält (zwei oder) drei Gattungen mit etwa 13 Arten:
    • Acanthocalyx (DC.) Tiegh.
    • Cryptothladia (Bunge) M.J.Cannon
    • Kardendisteln (Morina L.): Mit beispielsweise:
  • Unterfamilie Kardengewächse (Dipsacoideae Eaton, Syn.: Dipsacaceae Juss.): Die etwa 290 Arten in 11 bis 14 Gattungen sind von den gemäßigten bis subtropischen Zonen Eurasiens und Afrikas sowie im tropischen und südlichen Afrika beheimatet. Verbreitungsschwerpunkt ist der Mittelmeerraum und Kleinasien.
    • Bassecoia B.L.Burtt: Die Heimat der etwa zwei Arten ist China und Hinterindien.
    • Schuppenköpfe (Cephalaria Schrad. ex Roem. & Schult.): Sie sind mit etwa 65 Arten vorwiegend im Mittelmeerraum und Kleinasien beheimatet, weiters vom westlichen bis in das zentrale Asien und auch im südlichen Afrika.
    • Karden (Dipsacus L., Syn. Simenia Szabó): Das Verbreitungsgebiet der etwa 20 Arten liegt im westlichen Europa, im Mittelmeerraum und im südlichen und östlichen Asien.
    • Witwenblumen (Knautia L., Syn. Trichera Schrad. ex Roem. & Schult.): Das Verbreitungsgebiet der etwa 60 Arten liegt in Europa und um den Mittelmeerraum im westlichen Afrika und südwestlichen Asien.
    • Grasskabiosen (Lomelosia Raf., Syn.: Pycnocomon Hoffmanns. & Link, Scabiosiopsis Rech.f., Tremastelma Raf.): Mit annähernd 40 Arten, hiervon sind etwa die Hälfte in Europa verbreitet.
    • Pseudoscabiosa Devesa (Syn. Scabiosa sect. Asterothrix Font Quer): Die etwa drei Arten sind im Mittelmeerraum verbreitet.
    • Pterocephalidium G.López: Mit der einzigen Art:
      • Pterocephalidium diandrum (Lag.) G.López: Die Heimat ist die Iberische Halbinsel.
    • Pterocephalodes V.Mayer & Ehrend.: Mit der einzigen Art:
      • Pterocephalodes hookeri (C.B.Clarke) V.Mayer & Ehrend.: Das Verbreitungsgebiet reicht vom südwestlichen China in die Himalayaregion mit Bhutan, dem indischen Sikkim sowie Nepal.
    • Pterocephalus Adans.: Die etwa 25 Arten sind im Mittelmeerraum bis in das tropische Afrika und über das zentrale Asien bis China beheimatet.
    • Skabiosen (Scabiosa L.): Das Verbreitungsgebiet der etwa 100 Arten liegt vorzugsweise im Mittelmeerraum Europas, Asiens und Afrikas.
    • Sixalix Raf. (manchmal in Scabiosa L.): Mit der einzigen Art:
      • Sixalix daucoides (Desf.) Raf.
    • Succisa Haller: Mit etwa drei Arten, beispielsweise:
    • Succisella Beck: Mit etwa fünf Arten.
  • Unterfamilie Baldriangewächse (Valerianoideae Raf., Syn.: Valerianaceae Batsch, Valerianeae Dum.): Die etwa 350 Arten in etwa acht Gattungen sind außer in Australien und Neuseeland beinahe weltweit verbreitet und besiedeln meist höhere Lagen und vielfach montane Regionen (nachstehend sind nur Gattungen mit Arten europäischen Ursprungs angeführt):
    • Spornblumen (Centranthus DC.): Die etwa neun Arten sind von Makaronesien, dem Mittelmeerraum sowie über Südrussland bis in die Kaukasusregion beheimatet.
    • Afrikanischer Baldrian (Fedia Gaertn., Syn.: Mitrophora Neck. ex Raf.): Die etwa drei Arten sind im westlichen Mittelmeerraum beheimatet; beispielsweise mit:
    • Baldriane (Valeriana L.): Die etwa 150 bis 250 Arten sind in den gemäßigten Zonen Eurasiens, Afrikas und Amerikas und zum Teil auch in den Tropen Südamerikas beheimatet.
    • Feldsalat (Valerianella Mill., Syn.: Siphonella (Torr. & A.Gray) Small): Die ursprüngliche Verbreitung liegt mit etwa 80 Arten in Eurasien, Nordafrika und Nordamerika.

Bilder

Quellen

Literatur

  • Qiner Yang, Sven Landrein, Joanna Osborne & Renata Borosova: Caprifoliaceae In Caprifoliaceae, Qiner Yang, Fred R. Barrie & Charles D. Bell S. 615: Diervillaceae, Qiner Yang & Sven Landrein S. 642: Linaceae, Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 654: Dipsacaceae, Deyuan Hong & Fred R. Barrie S. 649: Morinaceae und Deyuan Hong, Fred R. Barrie & Charles D. Bell Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 661 Valerianaceae (textgleich online wie gedrucktes Werk, Abschnitt Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
  • Wen-Heng Zhang, Zhi-Duan Chen, Jian-Hua Lic, Hu-Biao Chenb & Yan-Cheng Tanga: Phylogeny of the Dipsacales s.l. based on chloroplast trnL-F and ndhF sequences. In: Elsevier B.V. (Hrsg.): Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 26, Nr. 2, Februar 2003, ISSN 1055-7903, S. 176–189, doi:10.1016/S1055-7903(02)00303-2 (Elektronische Ausgabe Abstract bei ScienceDirekt).
  • Tang Yang-chen & Li Liang-qian: The Phytogeography of Caprifoliaceae s. str. with Its Implications for Understanding Eastern Asiatic Flora. In: Chinese Academy of Sciences (Hrsg.): Acta Phytotaxonomica Sinica. Band 31, Nr. 3. Beijing 1994, OCLC 238667581, S. 197−218.
  • Nina Theis, Michael J. Donoghue, Jianhua Li: Phylogenetics of the Caprifolieae and Lonicera (Dipsacales) Based on Nuclear and Chloroplast DNA Sequences. In: American Society of Plant Taxonomists (Hrsg.): Systematic Botany. Band 33, 4, Oktober - Dezember, 2008, ISSN 0363-6445, S. 776–783, doi:10.1600/036364408786500163 (Elektronische Ausgabe bei ingentaconnect).

Einzelnachweise

  1. An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG III. In: Angiosperm Phylogeny Group (Hrsg.): Botanical Journal of the Linnean Society. Band 161, 2009, ISSN 1095-8339, S. 105–121.
  2. Charles D. Bell: the Bell Plant Evolution & Phylogenetics Lab. Abgerufen Format invalid (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  3. Gattungen der Caprifoliaceae. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN). United States Department of Agriculture, abgerufen am 20. Januar 2012 (englisch).
  4. Nancy Pyck, Erik Smets: On the systematic position of Triplostegia (Dipsacales):. A combined molecular and morphological Approach. In: Royal Botanical Society of Belgium (Hrsg.): Belgian Journal of Botany. Band 137, Nr. 2, 2004, ISSN 0778-4031, S. 125–139 (Online – digitalisierte Ausgabe von JSTOR).
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Qiner Yang, Sven Landrein, Joanna Osborne & Renata Borosova: Caprifoliaceae In Caprifoliaceae, Qiner Yang, Fred R. Barrie & Charles D. Bell S. 615: Diervillaceae, Qiner Yang & Sven Landrein S. 642: Linaceae, Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 654: Dipsacaceae, Deyuan Hong & Fred R. Barrie S. 649: Morinaceae und Deyuan Hong, Fred R. Barrie & Charles D. Bell Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 661 Valerianaceae (textgleich online wie gedrucktes Werk)
  6. Sven Landrein: Diabelia, a new genus of tribe Linnaeeae subtribe Linnaeinae (Caprifoliaceae). In: Phytotaxa. Band 3. Magnolia Press, 2010, ISSN 1179-3155, S. 34–38 (PDF-Datei 18,4 KB - Online – digitalisierte Ausgabe).

Weblinks

Commons: Geißblattgewächse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Charles D. Bell: Dipsacales. In: Tree of Life Projekt. Abgerufen Format invalid (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value), Eintrag von Caprifoliaceae mit den Kladen in der Version vom 31. Juli 2004).