Gewöhnlicher Liguster
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Gewöhnlicher Liguster | ||||||||||||
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Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare), Blütenstand | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ligustrum vulgare | ||||||||||||
L. |
Der Gewöhnliche Liguster (Ligustrum vulgare), auch Gemeiner Liguster, Rainweide, Beinholz, Tintenbeerstrauch, Zaunriegel genannt ist eine Pflanzenart in der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae). Er ist die einzige in Europa heimische Art der Gattung Liguster (Ligustrum) und kommt in Mittel- und Südeuropa sowie in den Kaukasusländern vor.
Merkmale
Der Gewöhnliche Liguster wächst als laubabwerfender oder halbimmergrüner Strauch, der Wuchshöhen von 1,5 bis 4,5 Meter erreicht. In milden Klimalagen, wie sie beispielsweise in Südeuropa vorherrschen, fallen die Blätter erst zum Laubaustrieb im nächsten Frühjahr ab.
Wuchsform
Der Gewöhnliche Liguster wächst als reich verzweigter Strauch. Er besitzt aufrecht wachsende, biegsame Zweige, seine Kurztriebe sind häufig quirlig angeordnet. Junge Zweige besitzen eine olivgrünbräunlich gefärbte Rinde, die kahl oder zur Spitze fein kurz behaart sein kann. Die graubraune, kahle Rinde älterer Zweige ist mit hellen Lentizellen besetzt.
Blätter
Die gegenständig oder in dreizähligen Wirteln angeordneten Laubblätter sind kurz gestielt (1 bis 3 mm). Die einfache, etwas ledrige Blattspreite ist bei einer Länge von 2,5 bis 8 cm und einer Breite von 0,8 bis 2 cm breit lanzettförmig bis elliptisch. Die breiteste Stelle des Blattes befindet sich ungefähr in der Mitte - im Gegensatz zum Ovalblättrigen Liguster, bei dem sie deutlich näher am Blattspreitengrund liegt. Die Blätter sind unbehaart. Im Herbst geht die gewöhnlich dunkelgrün gehaltene Blattfärbung häufig ins Violette über.
Blüten
Die Blüten stehen in länglichen, pyramidenförmigen, rispigen Blütenständen an den Spitzen des Neuaustriebs. Die duftenden, zwittrigen Blüten sind vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier Kelchblätter sind 1,5 mm lang verwachsen mit 1,5 bis 2 mm langen Kelchlappen. Die vier weißen bis cremefarbenen Kronblätter sind zu einer 1 bis 2 mm langen Kronröhre verwachsen, die in vier 3 mm langen Kronlappen endet. Am Grund der Kronröhre wird Nektar abgeschieden. Die zwei Staubblätter besitzen etwa 2 mm lange Staubfäden, ragen etwas aus der Kronröhre heraus und übergipfeln die zweilappige Narbe. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen.
Früchte
Die befruchteten Blüten wachsen zu eiförmigen bis kugeligen, glänzend schwarzen Beeren heran. Die außen intensiv schwarze Farbe der zweisamigen Beeren beruht auf einer hohen Anthocyankonzentration.
Giftigkeit
Die Beeren des Liguster sind giftig, der Verzehr kann zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Leibschmerzen führen.[1] Die Wirkung tritt sicher ein, wenn eine größere Menge gegessen wurde. In den Blättern ist das Glucosid Syringin enthalten, wodurch sie ebenfalls giftig sind. Hautkontakt beim Schneiden der Pflanze kann zu Hautreizungen, dem sogenannten Liguster-Ekzem, führen.
Als giftige Inhaltsstoffe des Ligusters werden mindestens die drei Glykoside Ligustrosid und Oleuropein und Syringin genannt. Weitere Alkaloide entstehen aus diesen Stoffen bei der Aufarbeitung mit Ammoniak (Artefakte). Es wird vermutet, dass ähnliche Reaktionen auch im Organismus (in vivo) stattfinden können.[2][3]
Nutzung
Zierpflanze
Man kultiviert diese Strauch-Art, wie auch mehrere japanische Ligustrum-Arten, in Gärten zur Anlage von Hecken. Dazu werden meist wintergrüne Sorten wie 'Atrovirens' verwendet. Liguster ist sehr schnittfest und wird daher auch gerne für Formhecken verwendet.
Holz
Das außerordentlich harte Holz des gewöhnlichen Ligusters zeichnet sich durch einen violett gefärbten Kern aus. Es ist glatt, zäh und fest und eignet sich für Drechsler- und Schnitzarbeiten sowie zur Herstellung von Werkzeuggriffen. Früher verwendete man es für Pflöcken für Schuhmacher und Rebstangen für den Weinbau. Die biegsamen jungen Zweige benutzte man zu Korbarbeiten.
Färberei
Die reifen Beeren des Gemeinen Ligusters wurden nach Frosteinwirkung auch als Farbstoff verwendet. Auf Wolle bildet sich ein tiefblauer Farbton. Dabei wurde mit Eisen- oder Aluminiumsalzen oder mit Soda vorgebeizt. In dieser Funktion wurden die Beeren bereits im Oberdeutschen Färbebüchlein aus dem 15. Jahrhundert erwähnt (Cgm.317, Bayerische Staatsbibliothek München). Neben den reifen Beeren werden aber auch die Blätter, die gelben Zweige und die Rinde zum Färben verwendet.
Die Beeren enthalten Glukoside als färbenden Bestandteil; die Blätter und die Rinde sind reich an Flavonoidfarbstoffen und enthalten außerdem einen geringen Anteil an Gerbstoffen. Durch die Verwendung unterschiedlicher Beizen und unterschiedlichen Färbevorgängen können Farbtöne von gelb über grün bis blau erreicht werden.
Der rote bis blaue Saft der Ligusterbeeren wurde auch zum Malen verwendet. Der rote Farbton wurde durch Zusatz von Sulfaten, der purpurne durch Hinzufügen von Urin, der blaue durch Mischen mit Kalk und Pottasche erreicht. Regional wurde der Beerensaft auch zum Färben von Wein benutzt.
Die Bedeutung des Ligusters für das Tierleben[4]
Blütenbesucher
Die Ligusterblüten, die ihren Nektar am Grund der Kronröhre und an der Wand des Fruchtknotens abscheiden, werden von Honigbienen, Wildbienen und einigen Fliegenarten aufgesucht. Als Pollenquelle nutzen Honigbienen sowie Sandbienen- und Furchenbienenarten die Blüten. Die Pollen werde von der Blüte ganztags angeboten, mit der Bestzeit zwischen 6 und 8 Uhr.
Die Blüten werden auch von verschiedenen Falterarten aufgesucht darunter alle vier Weißlinge, Kleiner Fuchs, Gemeiner Scheckenfalter, Großes Ochsenauge, Brauner Waldvogel, Perlgrasfalter, Pflaumenzipfelfalter und mehrere Widderchenarten.
Der Liguster als Habitat für Falterraupen.
Der Liguster ist eine Heimat für eine Reihe von Nachtspannerarten wie Nachtschwalbenschwanz, Fliederspanner, Kreuzflügel und Gefleckter Baumspanner sowie ein Dutzend Kleinschmetterlingsarten. Gelegentlich wird der Strauch auch von der Raupe des Totenkopfschwärmers besiedelt, der meist auf Nachtschattengewächsen lebt.
Namensgebend wurde der Liguster für den 9–12 cm großen Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri), der als Raupe oft, aber nicht ausschließlich Ligusterhecken besiedelt.
Ligusterbeeren als Tiernahrung
Insgesamt 20 Vogelarten wurden beim Verzehren der Ligusterbeeren beobachtet, etwa Amsel, Drossel und Dompfaff. Die schwarzen Beeren werden oft erst im Spätwinter verzehrt und dann auch ausgeschieden und dadurch verbreitet. Die Keimung der Samen wird durch Frost gefördert.
Außerdem fressen eine Reihe von Nagetieren die Früchte.
Bilder
Quellen
- Beschreibung in der Flora of New South Wales. (engl.)
- Das Oberdeutsche Färbebüchlein, Handschrift, Ende 15tes Jahrhundert, Gm.317, Bayerische Staatsbibliothek München. Färberezepte
- Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, ISBN 978-3-440-10375-3
- Ligustrum vulgare´Atrovirens
- frühere wissenschaftliche Beschreibung (fr)
Einzelnachweise
- ↑ https://services.nordrheinwestfalendirekt.de/broschuerenservice/download/1626/giftpflanzen06.pdf, S. 14, PDF-Datei
- ↑ Giftigkeit Gewöhnlicher Liguster
- ↑ http://www.botanik.univie.ac.at/hbv/download/gift_liguster.pdf
- ↑ Helmut Hintermeier: Der Liguster und seine Gäste, in Allgemeine Deutsche Imkerzeitung, November 2008, Seiten 30, 31
Weblinks
- Gewöhnlicher Liguster. FloraWeb.de
- Die Giftpflanze Liguster.