Gottesmodul


Die Bezeichnung Gottesmodul (auch: Religionszentrum) wurde von dem US-amerikanischen Neuropsychologen V. S. Ramachandran für ein bestimmtes Hirnareal im Bereich der Schläfenlappen geprägt.

Dieses Hirnareal zeigt bei Menschen in tiefer religiöser Versenkung eine erhöhte Hirnaktivität (Glukose-/Sauerstoffverbrauch) an. Diese Gehirnaktivität kann zum Beispiel mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) in reproduzierbarer Weise sichtbar gemacht werden. Nach den bisherigen Erkenntnissen macht es dabei keinen Unterschied, ob es sich zum Beispiel um meditierende buddhistische Mönche oder etwa um ins Gebet versunkene katholische Nonnen handelt.

Diese Ergebnisse sind jedoch wissenschaftlich nicht unbestritten. Bis vor kurzem war nicht sicher, was mit der PET oder MRT gemessen wird, da diese Verfahren die Nervensignale nicht direkt registrieren. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Änderungen im Fluss des sauerstoffbeladenen Blutes ein direktes Abbild der Nervenaktivität sind (Nature, Bd. 412, S. 150, 2001). Die wird mit einer verstärkten Aktivität der Verarbeitung von bestimmten Reizen oder z.B. dem Lösen einer Aufgabe in Verbindung gebracht.

Die evolutionäre Entwicklung eines solchen Gehirnareals wird derzeit im Darwinschen Sinne üblicherweise damit erklärt, dass die Religion die soziologische Bindung innerhalb einer Gruppe stärken und als Abgrenzung dieser Gruppe gegen konkurrierende andere Gruppen dienen konnte, so dass die Entwicklung eines für religiöse Erfahrungen zuständigen Hirnbereichs einen Selektionsvorteil bedeutete.

Nach dem kanadischen Neurologen Michael Persinger (MD) kommt es bei einer Aktivierung dieses Gehirnareals mittels transkranieller Magnetstimulation zu individuell unterschiedlichen, doch sehr oft auch tiefreligiösen Erlebnissen. Für bestimmte Arten von epileptischen Anfällen wird für den Bereich des Gottesmoduls eine erhöhte Aktivität nachgewiesen, die dann mit transzendentalen Erfahrungen, Erleuchtungserlebnissen und dergleichen einhergeht.

Literatur

Sachbücher
  • Michael Persinger: Neuropsychological Bases of God Beliefs. Praeger, New York 1987, ISBN 0-275-92648-6.
  • Nicholas Regush: The Breaking Point. Understanding your potential for violence. Key Porter Books, Toronto 1997, ISBN 1-5501-3836-7.
Belletristik
  • Gerald Wolf: Der HirnGott. Roman. 2. Aufl. Sich-Verlag, Magdeburg 2008, ISBN 978-3-9811692-8-7.

Weblinks