Gros Michel


Die Bananensorte Gros Michel („Großer Michel“), US-amerikanisch auch „Big Mike“ genannt, war die erste Exportbanane in die USA und bis zum Ende der 1950er Jahre die bedeutendste Handelssorte unter den Dessertbananen weltweit.[1] Obwohl es andere Dessertbananen gibt, eignete sich die Gros Michel besonders für den Export in Länder außerhalb der Tropen.

Die Gros Michel stammt ursprünglich aus Südostasien (Burma, Thailand, Malaysia, Indonesien, Sri Lanka) und wurde in den 1820er Jahren durch französische Seeoffiziere nach Martinique gebracht.[2] Von dort verbreitete sich der Anbau in der Karibik einschließlich Jamaica. Der Legende nach begann der Großhandelsexport der Banane in die USA im Jahre 1879 mit der ersten Verschiffung von Gros-Michel-Bananen von Jamaica nach New Jersey durch Seekapitän Lorenzo Dow Baker, der später mit dem Unternehmer Andrew Preston die Firma Boston Fruit gründete, die heute Teil der Chiquita Brands International ist. Der große Exporterfolg der Jamaica-Banane führte zur weitläufigen Verbreitung ihres Anbaus von Fidschi über Nicaragua und Hawaii bis nach Australien.

Die Panama-Krankheit – ein Schimmelpilz, der die Wurzeln angreift – hat einen Großteil der Bestände der Gros Michel seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis etwa 1960 vernichtet. Um 1960 waren alle Importeure der Gros Michel fast bankrott, da sie bis zur letzten Minute gewartet hatten, um mit dem notwendigen finanziellen Aufwand dieser Anbaukrise zu begegnen.[1] Als Exportprodukt wurde die Gros Michel schließlich von der aus Vietnam stammenden Cavendish-Banane abgelöst, die für die Panama-Krankheit nicht anfällig war. Die Gros Michel brauchte allerdings weniger Sorgfalt bei Ernte und Transport als die Cavendish, schon da sie eine dickere Schale besaß.[1] Auch war die Gros Michel geschmackvoller als die kleinere Cavendish-Bananensorte.[1][2]

Die Cavendish wurde später ebenfalls von einer neuen Variante der Panamakrankheit befallen. Man sieht nunmehr als wesentlichen Grund eine Krankheitsanfälligkeit der Plantagenkulturen durch die vegetative Vermehrung, was faktisch dem Klonen gleichkommt. Die Honduranische Stiftung für Agrarforschung hat dagegen seit 1958 an neuen Bananensorten gearbeitet, die durch generative Vermehrung mit Samenbildung gezüchtet werden, darunter auch Varianten der Gros Michel.[3] Die ersten neuen Bananensorten der FHIA, die resistent gegen die Panama-Krankheit sind (FHIA-01 von 1988), stammen allerdings nicht von der Gros Michel ab (FHIA-23).

Nach der großflächigen Ausrottung der Gros Michel wird diese Bananensorte heute nur noch in kleinen Gebieten angebaut. Der Export in nichttropische Regionen beschränkt sich auf den Delikatessenhandel. Anbaugebiete sind heute der zentrale Kongo[4] und einige Inseln wie Saint Lucia, die von der Epidemie verschont blieben.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Dan Koeppel: "Yes, We Will Have No Bananas", Editorial der New York Times, 18. Juni 2008
  2. 2,0 2,1 "The Sterile Banana", Fred Pearce, Conservation Magazine, Vol. 9 No. 4, Oktober-Dezember 2008
  3. Carla Helfferich: "Battling for Bananas", Alaska Science Forum, 1990
  4. "A Gros Michel success story", Pro Musa, November 2008

Literatur

John Soluri: Banana Cultures: Agriculture, Consumption, & Environmental Change in Honduras & the United States. University of Texas Press, 2006, ISBN 0292712561

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