Haaniella



Haaniella

Haaniella erringtoniae, Pärchen

Systematik
Ordnung: Gespenstschrecken (Phasmatodea)
Teilordnung: Areolatae
Überfamilie: Bacilloidea
Familie: Heteropterygidae
Unterfamilie: Heteropteryginae
Gattung: Haaniella
Wissenschaftlicher Name
Haaniella
Kirby, 1904
Eier von sechs Haaniella-Arten
Anordnung der Bruststacheln bei den Männchen von H. echinata, H. saussurei und H. grayii im Vergleich
Nach ihrem Fundort als Haaniella sp. "Sibayak" bezeichnete Art

Haaniella ist eine Gattung aus der Gespenstschrecken-Familie Heteropterygidae.

Morphologie

Die Arten der Gattung Haaniella werden mit 7,5 bis 14 cm Körperlänge durchwegs recht groß. Die stets kleineren Männchen haben einen schlankeren Hinterleib (Abdomen) als die Weibchen, deren Abdomen besonders in der Mitte breiter und höher ist als der übrige Körper. Bei den Weibchen endet das Abdomen wie bei allen Vertretern der Unterfamilie Heteropteryginae in einem spitzen Legestachel, welcher den eigentlichen Ovipositor umgibt. In beiden Geschlechtern reichen die Vorderflügel (Tegmina) der adulten Tiere nur knapp bis zum Hinterleib. Sie bedecken die ebenfalls sehr kurzen Hinterflügel vollständig und werden zur Abwehrstridulation genutzt. Gelegentlich werden Männchen gefunden, die im Habitus denen von Haaniella entsprechen, jedoch einen ähnlichen Flügelaufbau haben wie die der Malaiischen Riesengespenstschrecke (Heteropteryx dilatata). Ihre schmalen Vorderflügel bedecken fast das gesamte Abdomen. Die darunter liegenden Hinterflügel sind voll entwickelt. Joseph Redtenbacher beschrieb 1906 ein solches, im Osten der Insel Sumatra nahe dem Fluß Indragiri gefundenes Männchen als Leocrates mecheli. Mittlerweile wird es als Variante von Haaniella muelleri betrachtet.[1]

Charakteristisch für die auf Borneo lebenden Arten, also Haaniella dehaanii, Haaniella echinata, Haaniella grayii, Haaniella saussurei und Haaniella scabra sind die insbesondere bei den Jugendstadien kräftig gefärbten Zwischenhäute im Bereich der Hinter- und Mittelhüften. [2][3][4]

Verbreitung

Der Verbreitungsschwerpunkt der Gattung ist Borneo, wo fünf Arten endemisch sind. Weitere Vertreter sind auf den Inseln Sumatra, Java, auf der Malaiischen Halbinsel und den dazwischen liegenden kleineren Inseln heimisch.[1]

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Die Weibchen legen ihre verhältnismäßig großen Eier mittels Legestachel mehrere Zentimeter tief im Erdboden ab. Mit einer Länge von bis zu zwölf Millimetern und einem Gewicht von knapp 0,3 Gramm produziert Haaniella echinata die größten bekannten Gespenstschreckeneier. Die Eier haben eine diagonal kreuzförmige Mikropylarplatte in deren unterem Winkel sich die Mikropyle befindet. Bei den meisten Arten sind rau und beborstet. Lediglich die zitronenförmigen Eier von Haaniella saussurei und die ebenso typischen Eier von Haaniella erringtoniae sind glatt und unbehaart. Die Nymphen schlüpfen je nach Art und Umweltbedingungen nach 6 bis 18 Monaten. Das Heranwachsen zur Imago dauert ebenfalls 6 bis 18 Monate, wobei Haaniella erringtoniae mit sechs Monaten bis zum Schlupf und weiteren sechs Monaten bis zur Imago die Art mit der kürzesten Entwicklungszeit ist. Die übrigen Haaniella-Arten brauchen nicht nur länger für die Entwicklung, sondern erreichen auch ein deutlich höheres Alter. So konnte Oskar V. Conle bei einem Wildfangweibchen von Haaniella scabra ein Alter von mehr als fünf Jahren dokumentieren.[2][5][6]

Systematik

Die Gattung wurde 1904 von William Forsell Kirby zu Ehren des holländischen Zoologen Wilhem de Haan aufgestellt. Kirby überführte in diese eine Reihe bereits beschriebener Arten aus der Gattung Heteropteryx, welche dadurch monotypisch wurde. In den letzten Jahrzehnten wurde Haaniella erringtoniae als Synonym zu Haaniella muelleri betrachtet. Erst der Vergleich der Typusexemplare zeigte, dass es sich bei Haaniella erringtoniae um eine eigene Art handelt.[7]

Zu Haaniella werden die folgenden Arten gezählt:[1]

(Syn. = Heteropteryx dipsacus Redtenbacher, 1906)
  • Haaniella echinata (Redtenbacher, 1906)
  • Haaniella erringtoniae (Redtenbacher, 1906)
  • Haaniella grayii (Westwood, 1859)
(Syn. = Heteropteryx australe Kirby, 1896)
  • Haaniella jacobsoni Günther, 1944
  • Haaniella muelleri (de Haan, 1842)
(Syn. = Leocrates glaber Redtenbacher, 1906)
(Syn. = Leocrates mecheli Redtenbacher, 1906)
(Syn. = Haaniella erringtoniae novaeguineae Günther, 1930)
(Syn. = Heteropteryx rosenbergii Kaup, 1871)
(Syn. = Haaniella muelleri simplex Günther, 1944)
  • Haaniella saussurei Kirby, 1904
(Syn. = Haaniella echidna Rehn, J. W. H., 1938)
(Syn. = Heteropteryx grayi Saussure, 1869)
(Syn. = Heteropteryx saussurei Redtenbacher, 1906)
  • Haaniella scabra (Redtenbacher, 1906)

Im November 2010 ist eine weitere, bisher unbeschriebene Art auf der Insel Sumatra entdeckt worden. Jimmy Gideon Ginting fand sie in der Nähe des Vulkans Sibayak im Norden Sumatras in 1400 bis 1600 m Höhe. Aktuell (Mitte 2012) wird sie von Oskar Conle und Frank Hennemann taxonomisch bearbeitet. Sie soll nach ihrem Entdecker benannt werden und wird bis dahin nach ihrem Fundort als Haaniella sp. "Sibayak" bezeichnet.[8]

Nutzung durch den Menschen

Von einigen indigenen Völkern auf Borneo ist bekannt, dass sie die sehr großen Eier einiger Haaniella-Arten essen. Dabei werden diese nicht nur wegen des hohen Proteingehaltes geschätzt, sondern sollen gekocht auch gegen Durchfall helfen.[5]

Aus der Gattung Haaniella befinden sich die meisten bisher beschriebenen Arten bei den Liebhabern von Gespenstschrecken in Zucht. Die Phasmid Study Group führt bis auf Haaniella jacobsoni und die echte Haaniella muelleri alle Arten in ihrer Kulturliste. Allerdings wird hier Haaniella erringtoniae immer noch als Haaniella muelleri unter der PSG-Nummer 112 geführt. Auch die oben erwähnte neue Art Haaniella sp. "Sibayak" wurde von Bruno Kneubühler erfolgreich auf- und nachgezogen. Erste Nachzuchten dieser Art sind bereits verteilt worden.[9]

Bilder

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 Paul D. Brock: Phasmida Species File Online. Version 2.1/4.1. (abgerufen am 22. August 2012)
  2. 2,0 2,1 Christoph Seiler, Sven Bradler, Rainer Koch: Phasmiden – Pflege und Zucht von Gespenstschrecken, Stabschrecken und Wandelnden Blättern im Terrarium. bede, Ruhmannsfelden 2000, ISBN 3-933646-89-8
  3. Oliver Zompro: Gespenstschrecken der Familie Heteropterygidae im Terrarium - Reptilia - Terraristik Fachmagazin (Nr.24, August/September 2000) Natur und Tier, Münster 2000
  4. Holger Dräger: Gespenstschrecken der Familie Heteropterygidae Kirby, 1896 (Phasmatodea) – ein Überblick über bisher gehaltene Arten, Teil 1: Die Unterfamilie Heteropteryginae Kirby, 1896, ZAG Phoenix, Nr. 4 Dezember 2011 Jahrgang 2(2), S. 38-61, ISSN 2190-3476
  5. 5,0 5,1 Phasmatodea Seite von Oskar V. Conle und Frank H. Hennemann
  6. Eugène Bruins: Illustrierte Terrarien Enzyklopädie - Dörfler Verlag, Eggolsheim 2006, S. 75-77, ISBN 978-3-89555-423-0
  7. Roy Bäthe, Anke Bäthe & Mario Fuß: Phasmiden, Schüling Verlag, Münster 2009, S. 134-137, ISBN 978-3-86523-073-7
  8. Bruno Kneubühler auf Phasmatodea.com über Haaniella sp. "Sibayak"
  9. Phasmid Study Group Culture List (engl.)

Weblinks

Commons: Haaniella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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