Heteropterygidae
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Heteropterygidae | ||||||||||||
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Malaiische Riesengespenstschrecke (Heteropteryx dilatata), ♀ | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Heteropterygidae | ||||||||||||
Kirby, 1896 |
Die Heteropterygidae sind eine in Südostasien beheimatete Familie aus der Ordnung der Gespenstschrecken, zu welcher etwas mehr als 100 Arten gezählt werden (Stand Anfang 2008). Der für die Heteropterygidae stellenweise verwendete Name Riesengespenstschrecken ist irreführend,[1] da er auch für andere nicht zu dieser Familie gehörende Arten verwendet wird. Außerdem erreichen lediglich die Vertreter der Unterfamilie Heteropteryginae ein Größe die diesen Namen rechtfertigen würde.
Morphologie
Unter den Vertretern dieser Familie finden sich sowohl sehr kleine Arten, etwa die nur 19 bis 35 Millimeter langen Planispectrum-Arten, als auch sehr große und massige Arten, wie die bis zu 17 Zentimeter lange Malaiische Riesengespenstschrecke (Heteropteryx dilatata).[2] Gemeinsam sind ihnen bestimmte morphologische Merkmale: Eines der auffälligsten ist der bei den Weibchen zur Mitte verbreitere Hinterleib (Abdomen). Bei adulten Weibchen ist dieser Bereich nicht nur sehr breit, sondern durch die permanent und häufig in großer Zahl produzierten Eier auch deutlich erhöht. Bei den Weibchen der Unterfamilien Heteropteryginae und Obriminae endet das Abdomen in einem spitzen Legestachel, welcher den eigentlichen Ovipositor umgibt. Dieser wird ventral aus dem achten Sternit gebildet, welches hier als Subgenitalplatte,[3] oder auch Operculum bezeichnet wird. Dorsal besteht der Legestachel aus dem als Supraanalplatte oder Epiproct bezeichneten elften Tergum.[4] Die kleineren Männchen haben einen im Querschnitt rundlichen mittleren Abdomenbereich, welcher hier ganz im Gegensatz zu den Weibchen am dünnsten ist. Das verdickte Abdomenende wird bei ihnen ventral durch die Subgenitalplatte und dorsal vom achten, neunten und dem als Analsegment bezeichneten zehnten Tergum gebildet. Außer bei Miroceramia westwoodii finden sich bei den Vertretern der Obriminae und der Dataminae keine Flügel, während die Heteropteryginae Flügel haben.[5] Bei ihnen sind oft die Vorderflügel (Tegmina) und meist auch die Hinterflügel verkürzt, wie bei den Haaniella-Arten. Bei den Männchen der Malaiischen Riesengespenstschrecke (Heteropteryx dilatata) bedecken die Tegmina fast das gesamte Abdomen. Die darunter liegenden, voll entwickelten Hinterflügel befähigen die Tiere jedoch nur zu sehr kurzen Flatterflügen. Der Körper kann mit zahlreichen spitzen Stacheln besetzt sein. Daneben gibt es auch Arten mit wenigen, mehr oder minder spitzen Dornen oder Tuberkeln, die vor allem auf der Oberseite des Thorax zu finden sind. Der schräg nach vorn unten gerichtete Kopf trägt auf dem meist konischen Scheitel oft artspezifische Strukturen. Dies können beispielsweise Dornen sein, die bei vielen Arten wie eine Krone wirken.
Fortpflanzung und Lebenserwartung
Die adulten Weibchen legen ihre verhältnismäßig großen Eier mittels Legestachel, so vorhanden, fast immer einzeln, mehrere Zentimeter tief im Erdboden ab. Auch die Arten ohne den stachelförmigen Legeapparat legen ihre Eier am oder im Boden ab. Aus ihnen schlüpfen nach zwei bis zwölf Monaten die Nymphen, welche selbst bei kleineren Arten mit mindestens zehn Millimeter Länge schon recht groß sind. Das Heranwachsen zur Imago dauert wiederum häufig bis zu einem Jahr. Neben Arten mit durchschnittlicher Lebenserwartung, gibt es viele Arten die ein erstaunliches Alter erreichen. So konnte Oskar V. Conle bei einem Wildfangweibchen von Haaniella scabra ein Alter von mehr als fünf Jahren nachweisen.[6]
Abwehrverhalten
Typisch für die geflügelten Vertreter, also die der Unterfamilie der Herteropteryginae, ist ein ausgeprägtes Abwehrverhalten, bei welchem der Gegner zunächst durch eine mit den Flügeln erzeugte Abwehrstridulation angedroht wird. Schließlich werden der Hinterleib und die bedornten Hinterbeine angehoben, deren Schienen bei taktilen Reizen klappmesserartig gegen die Schenkel geschlagen werden, was ein Einklemmen des Gegners zum Ziel hat. Im Gegensatz dazu sind die weniger bewehrten Arten deutlich besser getarnt. Insbesondere die Vertreter der Dataminae haben die Mimese von Borke und kurzen Ästen nahezu perfektioniert.
Systematik
William Forsell Kirby fasste 1896 diverse zur Familie der Bacillidae gezählte Arten in der Unterfamilie Herteropteryginae zusammen. Genau 100 Jahre später erhob Oliver Zompro die Unterfamilie in den Rang einer Familie und somit wurden auch die drei darin enthaltenen Triben zu Unterfamilien.[7] Als Erstautor ist Kirby 1896 zu priorisieren, obwohl gelegentlich auch Zompro 1996 genannt wird.[8] Anderen Orts findet man auch fälschlich die Nennung von Rehn, 1904. Vermutlich ist hier James Abram Garfield Rehn gemeint.[9]
Die drei Unterfamilien und deren weitere Unterteilung sind hier bis zur Gattungsebene dargestellt:[10]
- Dataminae Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Datamini Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Dares Stål, 1875
- Epidares Redtenbacher, 1906
- Orestes Redtenbacher, 1906
- Planispectrum Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Pylaemenes Stål, 1875
- Spinodares Bragg, 1998
- Woodlarkia Günther, 1932
- Datamini Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Heteropteryginae Kirby, 1896
- Heteropterygini Kirby, 1904
- Haaniella Kirby, 1904
- Heteropteryx Gray, G. R., 1835
- Miniopteryx Zompro, 2004
- Heteropterygini Kirby, 1904
- Obriminae Brunner von Wattenwyl, 1893
(Syn. = Therameninae Karny, 1923)- Eubulidini Zompro, 2004
- Eubulides Stål, 1877
- Heterocopus Redtenbacher, 1906
- Hoploclonia Stål, 1875
- Ilocano Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Pterobrimus Redtenbacher, 1906
- Stenobrimus Redtenbacher, 1906
- Theramenes Stål, 1875
- Tisamenus Stål, 1875
- Miroceramiini Zompro, 2004
- Mearnsiana Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Miroceramia Günther, 1934
- Obrimini Brunner von Wattenwyl, 1893
- Aretaon Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Brasidas Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Euobrimus Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Hennobrimus Conle, 2006
- Obrimus Stål, 1875
- Sungaya Zompro, 1996
- Trachyaretaon Rehn, J. A. G. & Rehn, J. W. H., 1939
- Eubulidini Zompro, 2004
Quellen
- ↑ Riesengespenstschrecken auf Website des Übersee-Museums Bremen
- ↑ Oliver Zompro: Zwergformen der Phasmatodea - die Kleinsten unter den Riesen, Arthropoda 16 (3) November 2008, Sungaya-Verlag Kiel. ISSN 0943-7274
- ↑ Ingo Fritzsche: Stabschrecken - Carausius, Sipyloidea & Co., Natur und Tier Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-937285-84-9
- ↑ Christoph Seiler, Sven Bradler, Rainer Koch: Phasmiden – Pflege und Zucht von Gespenstschrecken, Stabschrecken und Wandelnden Blättern im Terrarium. bede, Ruhmannsfelden 2000, ISBN 3-933646-89-8
- ↑ Oliver Zompro: Stabschrecken, Gespenstschrecken, Wandelnde Blätter - Phasmidensystematik im Überblick I., Arthropoda 17 (1) April 2009, Sungaya-Verlag Kiel. ISSN 0943-7274
- ↑ Phasmatodea Seite von Oskar V. Conle und Frank H. Hennemann
- ↑ Oliver Zompro: Beiträge zur Kenntnis philippinischer Phasmiden I. Entomologische Zeitschrift (1996) 106 (4), S. 160-164.
- ↑ Oliver Zompro: Revision of the genera of the Areolatae, including the status of Timema and Agathemera (Insecta, Phasmatodea), Goecke & Evers, Keltern-Weiler 2004, S. 191-240, ISBN 978-3931374396
- ↑ DahmsTierleben
- ↑ Paul D. Brock: Phasmida Species File Online. Version 2.1/4.0. (abgerufen am 14. September 2011)