Hambacher Forst


Der Hambacher Forst oder Bürgewald oder die Bürge ist ein nach dem Ort Hambach benannter, ursprünglich 5.500 Hektar großer Wald. Seit 1972 gehört Hambach zur Gemeinde Niederzier im nordrhein-westfälischen Kreis Düren. Der Forst liegt je zur Hälfte im Kreis Düren und im Rhein-Erft-Kreis. Zuständig als Untere Forstbehörde ist das Forstamt Eschweiler. Das ursprüngliche Waldgebiet musste weitgehend dem Braunkohletagebau Hambach weichen.

Die Bürge trennt die Jülich-Zülpicher Börde in die Jülicher Börde im Norden und die Zülpicher Börde im Süden; naturräumlich wird sie als Untereinheit (554.0) der Haupteinheit Jülicher Börde (554) zugerechnet.

Geschichte

Seit dem 16. Jahrhundert sind Buschordnungen überliefert, die eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes regeln und zum Teil drastische Strafen bei Holzfrevel und Diebstahl festlegen. In den umliegenden Gemeinden versammelten sich zu festen Terminen die genossenschaftlich organisierten Nutzer und hielten Holzgedinge ab.

Zu Ende des Zweiten Weltkrieges rückten im Rahmen der Operation Grenade der 9. US-Armee am 23. Februar 1945 ein Regiment durch den Hambacher Forst Richtung Erft vor.[1]

Seit 1978 wurde der Wald weitgehend für den sich weiter ausbreitenden Braunkohletagebau gerodet. Nordwestlich des ehemaligen Forstes befindet sich die künstlich angeschüttete Sophienhöhe.

Waldbesetzung

Baumhaus der Waldbesetzer

Von Mitte April 2012 bis Mitte November hielten rund 50 Umweltaktivisten einen kleineren Teil des Waldes besetzt, um so gegen die Abholzung zu protestieren.[2] Das Camp, welches sich autark versorgt, findet mittlerweile auch überregional Aufmerksamkeit, so z.B. durch die Berichterstattung des WDR.[3] Am 13. November 2012 wurde mit der Räumung des Camps begonnen. [4] Ein einzelner Abholzgegner harrte vier Tage in einem selbst angelegten Tunnel 6 Meter unter der Erde aus. Am 16. November wurde er von der Polizei und Spezialkräften ausgegraben.[5]

Flora und Fauna

In den noch verbliebenen Resten des Forstes wachsen Hainbuchen und Stieleichen und der Wald beherbergt eine Kolonie der vom Aussterben bedrohten Bechsteinfledermaus.

Sonstiges

Unter Leitung des Frankfurter prähistorischen Archäologen Jens Lüning fanden im Hambacher Forst experimentalarchäologische Versuche zur jungsteinzeitlichen Landwirtschaft statt.[6]

Literatur

  • Theo Hamacher: Zur Geschichte unserer Wälder – Mittelalterliche Wertung des Waldes und die Bürgebuschordnung vom Jahre 1557. In: Rur-Blumen, Jg. 1928, Nr. 7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Trees: Schlachtfeld zwischen Maas und Rhein: das Ende des Zweiten Weltkrieges September 1944 bis März 1945; wie es damals war …; Aachen: Triangel-Verlag, 1995; ISBN 3-922974-05-8
  2. Blog „Hambacher Forst“; abgerufen am 16. November 2012
  3. Michael Reinartz: 100 Tage Waldbesetzung; Radiobericht im WDR vom 23. Juli 2012
  4. attac.de: Attac protestiert gegen Räumung von Camp im Hambacher Forst
  5. Hambacher Forst Polizei holt eingebuddelten Aktivisten aus Schacht; Bericht auf Spiegel-Online vom 17. November 2012
  6. Jens Lüning, Jutta Meurers-Balke: Experimenteller Getreidebau im Hambacher Forst; Gemeinde Elsdorf, Kr. Bergheim/Rheinland. Bonner Jahrbücher 180, 1980, 305–344.

Koordinaten: 50° 54′ 26,7″ N, 6° 26′ 55,7″ O

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