Hans Rudolf Herren


Hans Rudolf Herren (* 30. November 1947 in Mühleberg) ist ein Schweizer Insektenforscher, Landwirtschafts- und Entwicklungsexperte. Als Pionier in der biologischen Schädlingsbekämpfung bekämpfte er in den 1980er Jahren erfolgreich die Schmierläuse, die in Afrika das wichtige Grundnahrungsmittel Maniok bedrohten. Damit verhinderte Herren eine große Hungersnot und rettete schätzungsweise 20 Millionen Menschen das Leben.[1] 1995 wurde er hierfür mit dem Welternährungspreis ausgezeichnet.[2]

Laufbahn

Hans Rudolf Herren nahm 1979 seine Tätigkeit am International Institute of Tropical Agriculture (IITA, Internationales Institut für tropische Landwirtschaft) in Nigeria auf, nachdem er an der ETH in Zürich sowie an der University of California in Berkeley studiert hatte. Als er eintraf, kämpften die dortigen Forscher gegen einen sechs Jahre zuvor eingeschleppten Schädling, der den Maniok gefährdete.

Maniok, auch Kassava genannt, stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde im 16. Jahrhundert von den Portugiesen nach Afrika gebracht. Dort gedieh er sehr gut, da er allgemein eine anspruchslose Pflanze ist und in Afrika keine natürlichen Feinde hatte. So wurde er zu einem wichtigen Grundnahrungsmittel, das vorwiegend von Kleinbauern angebaut wird und für 200 Mio. Menschen mehr als 50 % der Nahrungsenergie liefert. Nun aber war die Maniok-Schmierlaus ebenfalls aus Südamerika eingeschleppt worden und vernichtete in manchen Gegenden vier Fünftel der Maniokernte. Die Regierungen der betroffenen Länder versuchten die drohende Hungersnot zu verhindern, indem sie Pestizide gegen die Schädlinge spritzen ließen. Dies hatte jedoch nur mäßigen Erfolg.

Hans Rudolf Herren und andere Forscher am IITA suchten stattdessen im südamerikanischen Ursprungsgebiet nach natürlichen Feinden der Schmierlaus. Dabei fanden sie 1984 in Paraguay eine Schlupfwespe, welche die Schmierläuse tötet, andere Organismen aber nicht beeinträchtigt. In einem groß angelegten Programm wurden diese Schlupfwespen daraufhin nach Afrika gebracht und in den Maniokanbaugebieten von Senegal bis Angola und Madagaskar verbreitet. 1986 setzte Herren pro Sekunde etwa 2.000 Wespen frei.

1993 hatte sich schließlich ein natürliches Gleichgewicht zwischen Schlupfwespen und Schmierläusen eingependelt, in 30 Ländern war die Schmierlauspopulation auf einem kontrollierbaren Niveau. Die große Hungersnot war verhindert worden, Herrens Arbeit hatte schätzungsweise 20 Mio. Menschen das Leben gerettet.

Nach seiner Tätigkeit am IITA leitete Herren von 1994 bis 2005 das International Centre of Insect Physiology and Ecology (ICIPE) in Kenia, wo er biologische Lösungen für weitere Schädlingsprobleme fand, insbesondere die Push-pull-Technologie gegen Maisschädlinge. Seit 2005 ist er Präsident der Millennium Foundation in Arlington, Virginia (USA). Ferner nimmt Herren wichtige Positionen im International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology und in der International Association of the Plant Protection Sciences ein.

Mit dem Preisgeld des Welternährungspreises gründete Hans Rudolf Herren 1998 die gemeinnützige Organisation Biovision, die die Methoden der nachhaltigen Landwirtschaft und biologischen Schädlingsbekämpfung in Afrika fördert. Bisher ist Biovision vor allem in Kenia – in Zusammenarbeit mit dem ICIPE – sowie in Äthiopien tätig.

Herren ist Mitautor und Kovorsitzender des Weltagrarberichtes 2008 des Weltagrarrates (IAASTD)[3].

Schriften

  • Die Ernährungskrise - Ursachen und Empfehlungen in: Universitas 4/2009, S. 335-345.
  • Ein Wegweiser zur Ernährung der Welt in: Hunger im Überfluss (Worldwatch Institute (Hrsg.))[4]

Literatur

  • Herbert Cerutti: Wie Hans Rudolf Herren 20 Millionen Menschen rettete. Die ökologische Erfolgsstory eines Schweizers. Orell Füssli, Zürich 2011, ISBN 978-3-280-05409-3
  • Beat Pfändler: Swiss Guest Book. Porträts inspirierender Persönlichkeiten. Offizin, Zürich 2007, ISBN 978-3-907496-51-0

Auszeichnungen

  • 1991 Sir and Lady Rank Prize for Nutrition[5][6]
  • 1995 World Food Prize (Welternährungspreis)
  • 1995 Kilby International Awards[7]
  • 2002 Brandenberger Award für seine Bemühungen um die Verbesserung der Ernährungs- und Lebensgrundlagen
  • 2003 Tyler Prize for Environmental Achievement
  • 2010 One World Award

Weblinks

Einzelnachweise

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