Kriech-Quecke
Kriech-Quecke | ||||||||||||
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Kriech-Quecke (Elymus repens) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Elymus repens subsp. repens | ||||||||||||
(L.) Gould |
Die Kriech-Quecke (Elymus repens subsp. repens; Syn.: Elytrigia repens, Agropyron repens, Triticum repens), auch Gemeine Quecke, Gewöhnliche Quecke oder einfach Quecke genannt, ist eine Unterart aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Der Name der Quecke ist aus queck, quick = „zählebig“ entstanden.[1] Dieses Gras ist nahezu weltweit verbreitet und stellt eine Pionierpflanze auf fast allen Böden dar.[2]
Merkmale
Die Kriech-Quecke ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis 120 (150) Zentimeter erreicht, wobei insbesondere sterile Triebe sehr hochwüchsig sind. Die Pflanzen bilden Horste oder, mit Hilfe von kriechenden Ausläufern, große Flecken. Die Halme sind kahl, aufrecht oder unten gebogen und weisen drei bis fünf Knoten auf. Die schlaffen Blätter sind grün und dabei abwischbar blau bereift. Ihre Spreiten werden 6 bis 30 Zentimeter lang, 3 bis 5 (10) Millimeter breit, sind flach gerippt, oberseits rau und haben am Grund bewimperte, stängelumfassende Öhrchen. Das Blatthäutchen ist weniger als einen Millimeter lang und häutig.
Die schlanken, endständigen Ähren werden etwa 5 bis 20 (30) Zentimeter lang; ihre 10 bis 20 Millimeter langen Ährchen sitzen locker bis dicht. Diese weisen spitze, lanzettliche Hüllspelzen auf, die 5-nervig sind und länger als das halbe Ährchen. Ihre Deckspelzen sind grannenlos oder kurz begrannt. Insgesamt ist die Kriech-Quecke ein außerordentlich variabel aussehendes Gras. Die Quecke blüht und bildet etwa 50 Samen erst im zweiten Jahr. Blütezeit ist in Mitteleuropa von Juni bis August. Die Keimtiefe der Samen beträgt etwa 5 cm.
Standortansprüche
Die Art kommt auf Ackerflächen, nährstoffreichen Wiesen („Jauchewiesen“), überweideten Weiden, an Wegen, in Ufersäumen und in Unkrautgesellschaften vor, etwa an Dämmen oder Schuttplätzen. Es handelt sich um eine Halblichtpflanze, die vor allem an stickstoffreichen Standorten wächst. Es ist eine Ordnungscharakterart halbruderaler Pionier- und Lockerrasen-Gesellschaften (Elymetalia repentis).
Verbreitung
Die Verbreitung erstreckt sich über die ganze Nordhalbkugel. Die Kriech-Quecke vermehrt sich mittels unterirdischer Rhizome und über Samenbildung. Da sich dieser Vermehrungsvorgang sehr intensiv vollzieht und die Pflanze bis zu 80 cm tief wurzelt, gilt die Quecke als das „Ackerunkraut“ schlechthin. Das Längenwachstum der Wurzeln der Quecke beträgt auf nährstoffarmen Böden etwa 25 bis 30 cm pro Jahr, auf nährstoffreichen Böden bis zu einem Meter pro Jahr. Zum Teil trägt auch die Bodenbearbeitung zur Verbreitung bei. Besonders durch schneidende Bodenbearbeitungsgeräte (z. B. Scheibenegge) vermehrt man die Quecke praktisch mechanisch, da die Rhizome zerteilt werden. Aus jedem Rhizomstück (volkstümlich „Wurzelstock“) kann dann wieder eine neue Pflanze entstehen. Die Pflanze scheidet an den Wurzeln Exsudate aus, was andere Pflanzen allelopathisch im Wachstum hemmt und dadurch die eigene Ausbreitung fördert.[1]
Ökologie
Die Quecke ist mit ihren Blättern eine wichtige Futterpflanze für Gras fressende Säugetiere.[3] Auch Raupen der Schmetterlinge (Lepidoptera) wie der Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter (Thymelicus lineola) nutzen oberirdische Pflanzenteile der Quecke als Futterpflanze zum Reifefraß. Einige Vögel fressen die Samen, besonders Finken und Ammern.[4]
Nutzung
Anbau in der Landwirtschaft
In Nordeuropa, z. B. in Finnland, wird der Anbau als Futtergras empfohlen, wenn gut gedüngt wird. Auch die Wurzelstöcke und Ausläufer sind für Vieh nährstoffreich und wurden verwendet.[1]
Anbau als Gemüse und Arzneipflanze
In den GUS-Staaten existiert schon lange bedeutender Anbau von Quecke. Besonders im ukrainischen Regierungsbezirk Poltawa werden jährlich 33 Dezitonnen Ausläufer geerntet. Die Ernte der Ausläufer erfolgt im Herbst bis Frühjahr, wenn der Boden nicht gefroren ist und die Rhizome noch nicht austreiben. Der höchste Ertrag liegt bei 2,5 kg/m². [5]
Krankheiten und Schädlinge
Die Quecke ist eine Wirtspflanze für Viren und übertragbare Pilze und ist besonders ein Wirt für den Mutterkorn bildenden Pilz Claviceps purpurea.
Verwendung
Küche
In den GUS-Staaten wird die Quecke auch als Nahrungsmittel verwendet. Die Ausläufer werden im Herbst oder Frühjahr geerntet wenn sie sich noch in Winterruhe befinden und nicht austreiben. Der Geschmack der Pflanze ist erst stärkeartig, dann süßlich. Die Wurzeln kann man so lange das Gras nicht wächst trocknen und dann zu Mehl zermahlen. Es eignet sich zum Strecken von Getreidemehl. Frisch werden die Ausläufer zum Garnieren von Salaten verwendet oder gekocht zu Suppen gegeben.[5] Des Weiteren wurden die Ausläufer auch zu Sirup verarbeitet oder geröstet als Kaffee-Ersatz und zur Alkoholgewinnung verwendet.[1]
Inhaltsstoffe
Quecke enthält in 100 g 5 bis 6 % Eiweiß, 30 bis 40 % Zucker und 10 % Mehrfachzucker. Zusätzlich sind 150 mg Vitamin C und 6 mg Karotin nachweisbar. Als weitere Stoffe sind noch Inulin und Inosit, sowie geringe Mengen von Saponine und Valline enthalten.[5]
Medizinische Bedeutung
Die getrockneten Rhizome und Wurzeln werden als Teedroge eingesetzt und kommen als Fertigarzneimittel auf den Markt. Sie werden traditionell als harntreibendes Mittel bei Entzündungen der Harnwege oder zur Vorbeugung gegen Nierengrieß verwendet. Als Inhaltsstoffe konnten nachgewiesen werden: Polysaccharide, vor allem Fructan und Tridicin, Zuckeralkohole, Schleimstoffe, Kieselsäure, wenig ätherisches Öl mit dem Polyinkohlenwasserstoff Agropyren und p-Hydroxyzimtsäure. Welche Komponenten für die Wirkung der Droge verantwortlich sind, ist unklar. Darüber hinaus wurde Quecke auch zur Blutreinigung und Behandlung von Unterleibsbeschwerden verwendet.[1]
Bekämpfung im Ackerbau
Der EPPO-Code ist AGRRE [2]. Hat sich die Quecke erst einmal richtig entwickelt und ausgebreitet, lässt sie sich mit rein mechanischen und ackerbautechnischen Mitteln nur noch schwer bekämpfen. Im konventionellen landwirtschaftlichen Anbau wird dann meist eine chemische Bekämpfung mit einem Total-Herbizid (nicht selektiv), das den Wirkstoff Glyphosat enthält, als letztes Mittel angesehen. Hierbei ist aber erforderlich, dass die Quecke genügend Blattmasse gebildet hat, die Temperatur durchschnittlich über 10 °C liegt und die Pflanze nicht unter anderen Stressfaktoren (Trockenheit, Hitze, Nährstoffmangel) leidet. Die Pflanze muss bei der Behandlung aktiv sein da das Mittel über das Blatt aufgenommen wird, aber in der Wurzel erst zur Wirkung kommt.
Die Quecke lässt sich aber auch durch Beschattung von schnellwachsenden Pflanzen nach der Ernte (Senf) eindämmen.[1]
Auf Äckern wächst die Quecke oft von den Feldrändern hinein. Von dort aus wird sie dann durch Bodenbearbeitungsgeräte (z. B. Kreiselegge) über den ganzen Acker verteilt. Deshalb sollten nach der Bearbeitung des Feldrandes die Zinken des Gerätes auf festhängende Wurzeln kontrolliert und diese dann entfernt werden. Da die Samen der Quecke, die tiefer als 7 cm zu liegen kommen, nicht mehr keimen, kann auch eine tiefe Pflugfurche helfen.
Um zu vermeiden, dass die Quecke zum Problem wird, können Feldränder nach der Abernte öfter mit dem Grubber bearbeitet werden. Damit werden die Rhizome an die Oberfläche gezogen, wo sie vertrocknen. Teilweise wird auch eine Pflugfurche am Rand zum Acker hin gepflügt. Darüber hinaus ist die Bodenbearbeitung mit der Bodenfräse wirksam. Eigentlich gilt das Zerstückeln der Wurzeln als vermehrender Vorgang. Doch wirkt die häufige Anwendung bekämpfend auf Quecken, weil die Rhizomlänge so stark vermindert und der Neuaustrieb immer bei jedem Fräsen nochmals geschwächt wird. Wird zusätzlich die Bodenoberfläche durch eine stark beschattende Frucht bedeckt, führt dieses häufig zum Verkümmern des Queckensprosses. Ein hoher Anteil an Hackfrüchten, die häufig gehackt werden, mindert ebenfalls den Aufwuchs.
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser: Süßgräser, Sauergräser, Binsen. 7. Auflage, Franckh, Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05284-2, S. 146
- ↑ 2,0 2,1 Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon (Hrsg.): Unkraut: Ökologie und Bekämpfung. Eugen Ulmer, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3846-8, S. 388
- ↑ Chen Shouliang, Zhu Guanghua: Elytrigia. In:, online, als Elytrigia repens
- ↑ David William Snow, Christopher M. Perrins: The Birds of the Western Palearctic. Concise Edition. Oxford University Press, Oxford 1998, ISBN 0-19-854099-X.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 M.K.: Die Quecke nutzen, in: Gemüse, (aus: Kartofel i ovosci, Heft 6, 1998), Ulmer Verlag, 1999, S. 173
Literatur
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
- Dietrich Frohne: Heilpflanzenlexikon. 7. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsanstalt, Stuttgart 2002, ISBN 3-8047-1897-3.
- Charles Edward Hubbard: Gräser. 2. Aufl., UTB 233, Ulmer, Stuttgart 1985, ISBN 3-8001-2537-4.
- Ben-Erik van Wyk, Coralie Wink, Michael Wink: Handbuch der Arzneipflanzen: ein illustrierter Leitfaden. Wiss. Verl.-Ges., Stuttgart 2004, ISBN 3-8047-2069-2.