Latua pubiflora



Latua pubiflora

Latua pubiflora

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Latua
Art: Latua pubiflora
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Latua
Phil.
Wissenschaftlicher Name der Art
Latua pubiflora
(Griseb.) Baill.

Latua pubiflora (Syn.: Latua venenosa Phil.), auch Baum der Zauberer genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Es ist die einzige Art der Gattung Latua. Sie ist endemisch in den küstennahen Bergen des südlichen Chile.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Latua pubiflora wachsen als 2 bis 10 Meter Wuchshöhe erreichende Sträucher oder kleinere Bäume mit einem oder mehreren Hauptstämmen, die einen Durchmesser von 3 bis 25 cm erreichen können. Die Pflanze ist mit starren, bis zu 2 cm langen Stacheln besetzt, die in den Blattachseln stehen. Die Laubblätter stehen an 2 mm langen Blattstielen, die Blattspreiten sind behaart, 3 bis 12 cm lang und 1,5 bis 4 cm lang, elliptisch bis langgestreckt-elliptisch, die Spitze ist lang zugespitzt, die Blattbasis läuft verjüngt zu. Spaltöffnungen sind nur auf der Unterseite unregelmäßig verteilt zu finden.

Blüten

Die Blüten stehen einzeln an 5 bis 20 mm langen, filzigen Blütenstielen. Diese entspringen den Achseln der Stacheln aus einer Hülle aus sich überlappenden Schuppen. Der fünfzählige, glockenförmige Kelch ist etwa 8 bis 10 mm lang. Die Kelchzipfel sind gleichgeformt, dreieckig, etwas zugespitzt. Die magentafarbene bis rote, urnenförmige Krone besitzt eine Länge von 3 bis 4 cm und einen mittleren Durchmesser von etwa 1,5 cm. Die Außenseite ist dicht behaart. Die Kronzipfel sind relativ kurz, so breit wie lang oder etwas breiter. Die Staubblätter sind etwa 8 mm von der Kronenbasis mit den Kronblättern verwachsen. Sie stehen leicht über die Kronenröhre hinaus, am unteren Ende sind sie behaart. Die Staubbeutel sind etwa 2 mm lang und an der Basis mit den Staubfäden verwachsen. Die Theken stehen am äußeren Ende voneinander getrennt, diese Trennung reicht über ein Drittel ihrer Gesamtlänge. Die Pollen sind drei- bis vierfaltig, kugelig abgeflacht bis sphärisch und mit 20 bis 21 µm relativ klein. Die zwei Fruchtblätter sind zweikammerig, die vielzähligen Samenanlagen sind anatrop (gegenläufig) angeordnet. Der Griffel ist so lang wie das längste Staubblatt. Es sind kreisförmige Nektarien ausgebildet. Die Blüten werden durch Kolibris bestäubt.

Früchte und Samen

Die Früchte sind gelbe bis orange-gelbe, fleischige Beeren mit einem Durchmesser von etwa 2 cm, an der Frucht ist der Kelch auf eine Länge von 11 bis 16 mm verlängert, die Kelchzipfel stehen nach außen ab. Die Samen sind dunkelbraun bis schwarz und etwa 2 mm groß, relativ dick, etwas länger als breit. Im Inneren befindet sich ein gebogener Embryo, dessen Kotyledonen kürzer sind als der restliche Embryo. Das Endosperm ist reichlich ausgebildet.

Sonstige Merkmale

Die Chromosomenbasiszahl ist $ n=9 $. Vor allem die Sprosse, Samen und Blätter enthalten verschiedene Tropan-Alkaloide, unter anderem Atropin, Hyoscyamin und kleineren Mengen Scopolamin.

Verbreitung

Die Art ist endemisch in den küstennahen Bergen des südlichen Chile in Höhenlagen zwischen 300 und 900 m.

Verwendung

Schamanistische Verwendungen der Art sind von den Mapuche-Huilliche-Indianern bekannt, die die Pflanze als Mittel gegen Übel wollende und Krankheiten verursachende Geister einsetzten. Die machis genannten Medizinmänner des Stammes nutzten die Pflanze ebenfalls, um sich in trance-artige Zustände zu versetzen, um Offenbarungen zu erhalten. Die Wirkung der Pflanze ähnelt der der Tollkirsche (Atropa): Erweiterung der Pupillen, trockener Mund und spätere Schaumbildung, mentale Verwirrung, Krämpfe, Delirium und Halluzinationen bis hin zu anhaltender Unzurechnungsfähigkeit und Tod.[1]

Bereits aus dem Jahr 1859 ist eine versuchte Verwendung der Latua pubiflora als Zierpflanze nachgewiesen, als Richard Pearce, der für Veitch and Sons arbeitete, Pflanzen dieser Art kultivierte. Über den Verbleib dieser kultivierten Pflanzen gibt es jedoch wenig Nachweise, es wird angenommen, dass sie kurz nach 1900 wieder aus der Kultur verschwand. Neuere Kultivierungsversuche, wie die des International Conifer Conservation Programme im Royal Botanic Garden Edinburgh berichten von Erfolgen, die Pflanze ganzjährig im Freiland zu ziehen.[2]

Literatur

  • Armando T. Hunziker: The Genera of Solanaceae. A.R.G. Gantner Verlag K.G., Ruggell, Liechtenstein 2001. ISBN 3-904144-77-4.

Einzelnachweise

  1. Richard Evans Schultes: Solanaceous hallucinogens and their role in the development of New World cultures. In: The biology and taxonomy of the Solanaceae. Academic Press, London, 1979. Seiten 137−160.
  2. Martin F. Gardner: The Potential for Chilean Plants in Cultivation. In: Combined Proceedings International Plant Propagators' Society, Volume 52, 2002. Seiten 285−290.