Luigi Ferdinando Marsigli


Luigi Ferdinando Marsigli

Luigi Ferdinando Marsigli, gelegentlich auch Marsili oder Marsilius, (* 10. Juli 1658 in Bologna; † 1. November 1730 ebenda) war ein italienischer Soldat und Gelehrter. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „L.Marsili“.

Leben und Wirken

Graf Marsigli diente ab 1681 als Offizier auf österreichischer Seite in den Türkenkriegen und geriet 1683 bei Raab in türkische Gefangenschaft, wurde aber schon im folgenden Jahr ausgetauscht, dann zum Obersten ernannt und wiederholt für diplomatische Missionen herangezogen.

Während des spanischen Erbfolgekriegs war Marsigli Unterkommandant (stellvertretender Kommandeur) der Festung Altbreisach. Als er 1703 nahezu kampflos die Festung an Ludwig von Frankreich, Herzog von Burgund übergab um so das Leben seiner Soldaten zu schonen, wurde er durch ein kaiserliches Kriegsgericht des Landesverrats angeklagt, degradiert und unehrenhaft aus der Armee entlassen.

Danach widmete er sich ausschließlich der Wissenschaft, besonders der Geologie, Astronomie und der Ozeanografie. Er bereiste zu naturwissenschaftlichen Untersuchungen die Schweiz, England und Südfrankreich, danach hielt er sich meist in Bologna auf.

Aus dem wissenschaftlichen Kreis, welcher sich um Marsigli gebildet hatte, entstand später die Academia delle Scienze dell'Istituto di Bologna; an deren Gründung auch Marsigli beteiligt war. Dort entfachte Marsigli durch seine Experimente mit alkoholischer Gärung kontroverse Diskussionen, da er mit ihnen die Unmöglichkeit der Urzeugung zu beweisen versuchte. Zusammen mit Giovanni Maria Lancisi veröffentlichte er 1714 die "Dissertatio de Generatione Fungorum ..." , in dem beide entschieden der seit der Antike verbreiteten Ansicht widersprechen, Pilze entstünden aus Fäulnis, wobei das Myzel ein Zwischenstadium zwischen verfaulenden Pflanzen und den Pilzen sei.

Graf Luigi Ferdinando Marsigli starb am 1. November 1730 im Alter von 72 Jahren in Bologna. Testamentarisch vermachte er seine Bibliothek und eine reichhaltige Sammlung an Instrumenten, Mineralien und antiken Kunstwerken der Stadt Bologna, welche sie dann später im Palazzo Poggi Wissenschaftlern zur Verfügung stellte.

Ehrentaxon

Carl von Linné benannte ihm zu Ehren die Gattung Marsilea der Pflanzenfamilie der Kleefarngewächse (Marsileaceae).[1][2]

Werke (Auswahl)

  • Bevanda asiatica. Trattello sul caffè. Edizione Salerno, Rom 1998, ISBN 88-8402-236-3
  • Danubius Pannonico-Mysicus. Observationibus geographicis, astronomicis, hydrographicis, historicis, physicis perlustratus. Vízügyi Múzeum, Budapest 2004, ISBN 963-217-033-4 (Repr. d. Ausg. Den Haag 1726)
  • Histoire physique de la mer. Linosprint, Bologna 1999 (Repr. d. Ausg. Amsterdam 1725)
  • Lettere. Liguori, Bologna 1978, ISBN 88-207-0731-4 (hrsg. von Ornella Moroni)
  • Ragguaglio della schiavitú. Salerno Edizione, Rom 1996, ISBN 88-8402-186-3
  • Stato militare dell'Imperio Ottomanno. ADEVA, Graz 1972, ISBN 3-201-00769-2 (Repr. d. Ausg. Den Haag 1732)

Literatur

  • John Stoye: Marsigli's Europe. The life and times of Luigi Ferdinando Marsigli, soldier and virtuoso. Yale University Press, New Haven, N.J. 1994, ISBN 0-300-05542-0
  • Christian Wißmüller: Der Geograph Luigi Ferdinando Graf Marsigli 1658-1730. Dissertation, Universität Erlangen 1900

Einzelnachweise

  1. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 93
  2. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 508

Weblinks

Commons: Luigi Ferdinando Marsigli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien