Magenerkrankung


Klassifikation nach ICD-10
K25 Ulcus ventriculi
K29 Gastritis und Duodenitis
K30 Dyspepsie
K31 Sonstige Krankheiten des Magens und des Duodenums
C16 Bösartige Neubildung des Magens
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Magen als Ort der Vorverdauung der Speisen kann von verschiedenen Krankheiten betroffen sein. Es wird behauptet, dass im Laufe des Lebens über 50 % der Bevölkerung mindestens einmal eine Magenerkrankung bekommen.

Liste der Erkrankungen des Magens

  • häufig: Magenverstimmung oder Magen-Darm-Infekt (Gastroenteritis)
  • Magenblutungen aus verschiedenen Ursachen
  • Refluxerkrankungen
  • Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis)
    • A-Gastritis = atrophische (Autoimmun-) Gastritis
    • B-Gastritis = bakterielle Gastritis durch Helicobacter pylori
    • C-Gastritis = chemische Gastritis beispielsweise durch Alkohol- und Nikotinmissbrauch sowie durch NSAR wie z. B. Diclofenac oder Acetylsalicylsäure
    • Stauungsgastritis bei schwerer Rechtsherzinsuffizienz
  • Peptisches Ulcus des Magens (Magengeschwür)
  • gutartige Tumoren des Magens
  • Magenkrebs (Karzinom, seltener Lymphome des Magens oder andere bösartige Erkrankungen)
  • Alkoholfolgeerkrankungen
    • C-Gastritis
    • Fundusvarizen bei Leberzirrhose
    • Ulzera
  • Reizmagen (funktionelle Dyspepsie)
  • seltene Erkrankungen

bei Tieren:

Untersuchungsmethoden

Die ergiebigste Untersuchungsmethode des Magens ist die Gastroskopie (Magenspiegelung). Bei der Magenspiegelung wird oft ein HUT-Test zum Nachweis einer Helicobacter-Besiedlung entnommen. Außerdem sind gezielte Biopsien zur histologischen Untersuchung leicht möglich. Die Röntgenuntersuchung des Magens, die vor dem Aufkommen der Gastroskopie betrieben wurde, wird heute nicht mehr routinemäßig durchgeführt, da sie sehr unsichere Ergebnisse produziert. Die Ultraschalluntersuchung des Magens ist leicht möglich, liefert aber nur selten brauchbare Ergebnisse, wie zum Beispiel eine Magenausgangsstenose oder eine auffällige irreguläre Wandverdickung. Beim Ultraschall ist der Magenausgang recht gut, andere Teile wie z. B. die Cardia kaum beurteilbar. Eine Computertomographie des Magens ist ebenfalls nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Zur Bestimmung von Helicobacter-Bakterien wird zunehmend ein Atemgastest durchgeführt.

Refluxerkrankung

Fast jeder zweite Deutsche kennt Sodbrennen. Treten die Beschwerden nur gelegentlich auf, braucht man sich in der Regel keine allzu großen Sorgen machen.

Manchmal kann sich hinter dem Sodbrennen jedoch auch die „Refluxkrankheit“ verbergen. Angelehnt an ihre englische Bezeichnung (Gastro Esophageale Reflux Disease) wird sie oft GERD genannt. Der andauernde „Reflux“ (Zurücklaufen) von saurem Magensaft in die Speiseröhre verätzt deren empfindliche Schleimhaut, führt zur Speiseröhrenentzündung und kann Speiseröhrenkrebs begünstigen. Zur Therapie der Refluxerkrankung gilt heute als Standard die regelmäßige Einnahme von Medikamenten aus der Gruppe der Protonenpumpenhemmer.

Alternativ wird die Krankheit auch operativ behandelt: in einer so genannten Nissen-Fundoplikatio legt der Operateur um den unteren Bereich der Speiseröhre eine aus der Magenwand gebildete Manschette. Diese Operation wird mittlerweile relativ risikoarm und komplikationslos minimal-invasiv durchgeführt (laparoskopische Fundoplicatio).

Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis)

Es werden nach dem zeitlichen Verlauf zwei Arten der Gastritis unterschieden: die akute und die chronische Gastritis. Die chronische Gastritis besteht jahrelang und macht dem Patienten keine Beschwerden. Ein chronischer Entzündungsprozess führt zu Veränderungen der Schleimhaut und damit zu Veränderungen in der Arbeit des Magens. Die akute Gastritis kann plötzlich und heftig verlaufen. Es treten Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl sowie allgemeine Schwäche und Appetitlosigkeit auf. Auffällig kann das Auftreten von Mundgeruch sein. Auch bei dieser Krankheit können Protonenpumpenhemmer zur Behandlung eingesetzt werden.

Peptisches Ulcus (Magengeschwür)

Geschwür in der Magenschleimhaut, das die gesamte Magenwand durchdringen und zur Magenperforation oder Magenblutung führen kann. Ein Ulkus entsteht durch den Angriff der Magensäure auf die z. B. durch eine Helicobacter-pylori-Infektion vorgeschädigte Magenschleimhaut. Die Behandlung des unkomplizierten Ulcus ist heute die so genannte Eradikationstherapie. Die blutenden Magengeschwüre werden in der Regel mittels Gastroskopie behandelt. Nur komplizierte Geschwüre, beziehungsweise Geschwüre, die die Magenwand durchbrechen, müssen mittels Operation behandelt werden.

Magenkarzinom

Als Risikofaktoren sind bestimmte Ernährungsgewohnheiten, chronische Gastritis, Zigarettenrauch und Alkoholkonsum identifiziert. Das Risiko an Magenkrebs zu erkranken ist bei erblicher Belastung erhöht (was vermutlich mit der erblichen Übertragung des Bakteriums Helicobacter pylori zusammenhängt) - es besteht ein 3,7 fach erhöhtes Risiko für Verwandte ersten Grades. Menschen mit der Blutgruppe A sind häufiger betroffen. Die Ursache ist unbekannt. Die Therapie des Magenkarzinoms ist zurzeit hauptsächlich operativ.

Alkoholfolgeerkrankungen

Als Folge des Alkoholismus entstehen Veränderungen der Magenschleimhaut, portale Gastropathie genannt. Als Folge der Leberveränderungen kommt es zu Veränderungen der Magenvenen. Sie vergrößern sich und werden als „Fundusvarizen“ (siehe Magen-Fundus) bezeichnet. Die Therapie hier ist die Alkoholabstinenz, die Gabe von Betablockern und die Verödung mit Histoacryl-Klebstoff.

Gutartige Tumoren

Die häufigsten gutartigen Veränderungen sind so genannte Korpusdrüsenzysten und hyperplastische Polypen. Allerdings müssen diese Geschwulste ab einer bestimmten Größe endoskopisch abgetragen werden. Zurzeit besteht die Empfehlung zur Entfernung für alle Raumforderungen über 2 cm Durchmesser, da man sich nie sicher sein kann, ob doch nicht bösartiges Gewebe in den großen Geschwulsten sich entwickelt haben könnte.

Seltene Befunde

Unter seltenen Befunde werden alle oben nicht beschriebene Befunde zusammengefasst. Als ein Beispiel seien die Angiodysplasien genannt. Es handelt sich um eine Gruppe von Auffälligkeiten der Gefäße im Magen, die im Rahmen von angeborenen (Morbus Osler) oder erworbenen Krankheiten Niereninsuffizienz auftreten können.