Nichtsteroidales Antirheumatikum
Die nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) – auch nichtsteroidales Antiphlogistikum (NSAP) oder NSAID (non steroidal anti inflammatory drugs) – sind Schmerzmittel (Nichtopioid-Analgetika), die ihrer entzündungshemmenden (antiphlogistischen) Wirkung wegen symptombezogen auch zur Rheumatherapie eingesetzt werden. Im Gegensatz dazu werden Cortisol und seine Abkömmlinge als steroidale Antirheumatika bezeichnet.
Wirkstoffklassen
Siehe auch Nichtopioid-Analgetika
Nichtselektive NSAR
Die wichtigsten Wirkstoffklassen der NSAR (COX-1/2-Hemmer) sind:
- Acetylsalicylsäurederivate (Aspirin),
- Arylpropionsäurederivate (Ibuprofen, Flurbiprofen, Naproxen, Ketoprofen, Tiaprofensäure),
- Arylessigsäurederivate (Diclofenac),
- Indolessigsäurederivate (Indometacin) und
- Anthranilsäurederivate (Flufenamin-, Mefenaminsäure),
- Oxicame (Piroxicam, Tenoxicam, Meloxicam),
Selektive COX-2-Hemmer
Seit 1999 waren bzw. sind selektive Cyclooxygenase-2-Hemmer (COX-2-Hemmer) auf dem Markt:
- Rofecoxib (Handelsname Vioxx, 2004 zurückgezogen)
- Lumiracoxib (Zulassung 2007 entzogen)
- Valdecoxib (Zulassung entzogen)
- Parecoxib
- Etoricoxib
- Celecoxib
Im Vergleich zu den zuvor genannten nichtselektiven NSAR weisen sie eine bessere Magen-Darm-Verträglichkeit, jedoch eine höhere kardiovaskuläre Schädlichkeit auf.
Wirkung und Nebenwirkungen
- Die NSAR hemmen Symptome von Entzündungsprozessen wie Schmerz und Schwellung, senken in unterschiedlichem Ausmaß Fieber (Antipyretika) und hemmen die Quervernetzung der Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) aufgrund der verminderten Synthese von Thromboxanen.
- Die am häufigsten zu beobachtenden Nebenwirkungen der NSAR sind Magenschleimhautschädigungen mit Ulcusbildungen durch die verminderte Synthese von Prostaglandin E2 (PGE 2) sowie nierenschädigende Wirkungen bei Langzeittherapie.
- Sie wirken durch die Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase (COX) und die dadurch verminderte Synthese von Prostaglandinen. Sie hemmen somit nicht alle Phasen der Entzündung wie die steroidalen Antiphlogistika (Glukokortikoide). Diese blockieren die Produktion der Arachidonsäure und verhindern somit auch die Synthese der Leukotriene.
- Nach Resorption von Acetylsalicylsäure wird die COX-1-vermittelte Thromboxansynthese der Thrombozyten dauerhaft irreversibel ausgeschaltet, so dass die Gerinnungsfähigkeit des Blutes eingeschränkt ist. Niedrige Dosierungen der Acetylsalicylsäure werden langfristig zum Schutz vor Herzinfarkt oder Hirninfarkt verschrieben. Die Thrombozyten sind nicht in der Lage neue COX-Enzyme zu synthetisieren, da sie als kernlose Zellfragmente keine Möglichkeit zur Proteinsynthese besitzen. Die Länge der gerinnungshemmenden Wirkung entspricht der Lebensdauer der Thrombozyten von etwa einer Woche.
- Acetylsalicylsäure ist für Kinder unter zwölf Jahren wegen des nicht auszuschließenden lebensbedrohlichen Reye-Syndroms kontraindiziert.
- Bei disponierten Patienten kann durch das erhöhte Angebot von Leukotrienen ein Analgetikum-Asthma ausgelöst werden. Darum stellt Asthma bronchiale eine Kontraindikation dar.
- Die gesetzlichen Krankenversicherungen wenden jährlich fast 125 Millionen Euro für die Behandlung gastrointestinaler Nebenwirkungen der NSAR auf. 1100 bis 2200 Menschen sterben in Deutschland jährlich an gastrointestinalen Komplikationen (Schätzungen). Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.[1][2]