Marc Hauser


Marc Hauser (2 v.l.) zwischen Jon Meacham und Daniel Dennett (Mitte) beim World Science Festival

Marc D. Hauser (* 25. Oktober 1959) ist ein US-amerikanischer Evolutionsbiologe. Er forschte zum Verhalten von Primaten und zur Kognition bei Tieren. Er lehrte 18 Jahre an der Harvard University.[1] Im August 2010 befand Harvard ihn verantwortlich für acht Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens.[2] Im Juli 2011 trat Hauser von seiner Professur an der Harvard University zurück.[3]

Leben und Werk

Hauser machte seinen Abschluss als BS an der Bucknell University und seinen PhD an der University of California, Los Angeles (UCLA). Hauser war Professor und Co-Direktor des Mind, Brain, and Behavior Programms in Harvard sowie Leiter des Labors für Kognitive Evolution.

Hausers Forschung untersuchte die Prozesse und Folgen der kognitiven Evolution, insbesondere die Entwicklung von Sprache, das Wesen moralischer Urteile, die Entwicklung mathematischer Repräsentationen, vergleichende Studien wirtschaftsähnlicher Entscheidungen, Vorstufen musikalischer Kompetenz sowie das Wesen der Ereignis-Wahrnehmung. Eins seiner Forschungsprojekte war der internet-basierte Moral Sense Test in dem Teilnehmer eine Reihe hypothetischer moralischer Dilemmata vorgelegt bekommen und jeweils beurteilen sollen.

Nach seinem Ausscheiden aus der Harvard Universität widmete Hauser sich der Förderung von sozial auffälligen Jugendlichen (at-risk youth). Er ist Mitgründer der Firma Gamience, die Computerprogramme entwickelt, mit deren Hilfe Jugendliche Selbstkontrolle und andere kognitive Fähigkeiten erlernen können.[4]

Preise und Auszeichnungen

Hauser erhielt den Young Investigator Award der National Science Foundation, eine Wissenschafts-Medaille des Collège de France sowie ein Guggenheim Fellowship. Er hat rund 200 Beiträge in Wissenschaftsmagazinen sowie sechs Bücher veröffentlicht.

Wissenschaftliches Fehlverhalten

Im August 2010 befand eine interne Untersuchungskommission der Harvard University, dass sich Marc Hauser in mindestens acht Fällen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens schuldig gemacht habe.[5] Nach Angabe der Harvard-Untersuchungskommission, die zuvor drei Jahre lang intern ermittelt hatte, lag das Fehlverhalten alleine bei Hauser. Details über die Art des wissenschaftlichen Fehlverhaltens wurden nicht öffentlich gemacht. Ein Aufsatz von Hauser in der Fachzeitschrift Cognition [6] wurde zurückgezogen. Zwei weitere Beiträge in den Zeitschriften Proceedings of the Royal Society B[7] und Science[8] seien ebenfalls betroffen, hieß es zunächst, allerdings konnte Hauser in beiden Fällen die Experimente wiederholen, wodurch seine ursprünglichen Resultate bestätigt wurden.[9][10] Mit Wirkung vom 1. August 2011 kündigte er seine Tätigkeit an der Harvard University.[11]

Eine abschließende Stellungnahme des U.S. Department of Health and Human Services Office of Research Integrity (ORI) bestätigte Anfang September 2012 die Vorwürfe gegen Hauser: Ihm seien in sechs Fällen „wissenschaftliches Fehlverhalten“ nachgewiesen worden.[12][13]

Hauser selbst räumte gegenüber der Fachzeitschrift Nature im September 2012 „Fehler“ ein, wies aber den Vorwurf wissenschaftlichen Betrugs erneut zurück.[4]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Wild Minds: What Animals Really Think (illustrated by Ted Dewan) (Henry Holt, NY 2000; deutsche Fassung unter dem Titel Wilde Intelligenz, München 2001 und 2003, ISBN 3-423-34046-0)
  • Moral Minds: How Nature Designed a Universal Sense of Right and Wrong (Harper Collins/Ecco, NY 2006).
  • Evilicious: explaining our evolved taste for killing, torture, revenge, greed, mockery and masochism (in preparation). Viking/Penguin-USA; Random House UK.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. PI Marc Hauser. In: wjh.harvard.edu. Abgerufen am 23. August 2010.
  2. Harvard Dean Confirms Misconduct in Hauser Investigation, Science, August 20, 2010
  3. http://www.boston.com/Boston/whitecoatnotes/2011/07/embattled-harvard-psychology-professor-resigns/Yb6hnLhdPuBkPf4f0rTXpO/index.html
  4. 4,0 4,1 Eugenie Samuel Reich: Misconduct ruling is silent on intent. Psychologist Marc Hauser admits errors but not fraud. In: Nature. Band 489, Nr. 7415, 2012, S. 189–190, doi:10.1038/489189a
  5. Artikel im Harvard Magazine
  6. Hauser MD, Weiss D, Marcus G: Rule learning by cotton-top tamarins. In: Cognition. 86. Jahrgang, Nr. 1, November 2002, S. B15–22, doi:10.1016/S0010-0277(02)00139-7, PMID 12208654.
  7. Hauser MD, Glynn D, Wood J: Rhesus monkeys correctly read the goal-relevant gestures of a human agent. In: Proc. Biol. Sci. 274. Jahrgang, Nr. 1620, August 2007, S. 1913–8, doi:10.1098/rspb.2007.0586, PMID 17540661, PMC 2270939 (freier Volltext).
  8. Wood JN, Glynn DD, Phillips BC, Hauser MD: The perception of rational, goal-directed action in nonhuman primates. In: Science. 317. Jahrgang, Nr. 5843, September 2007, S. 1402–5, doi:10.1126/science.1144663, PMID 17823353.
  9. Marc Hauser, Justin Wood: Replication of ‘Rhesus monkeys correctly read the goal-relevant gestures of a human agent’. In: Proceedings of the Royal Society B. Juli 2010, doi:10.1098/rspb.2010.1441 (royalsocietypublishing.org [abgerufen am 26. August 2010]).
  10. Justin N. Wood und Marc D. Hauser: Replication of „The Perception of Rational, Goal-Directed Action in Nonhuman Primates“. Zugang zum PDF auf sciencemag.org; die Wiederholung betrifft die Originalarbeit aus Science, Band 317, Nr. 5843, 2007, S. 1402–1405, doi:10.1126/science.1144663
  11. Hauser resigns. In: Nature, Band 475, Nr. 7357, 2011, S. 429.
    harvardmagazine.com vom 20. Juli 2011: Marc Hauser Resigns.
    nytimes.com vom 20. Juli 2011: Scientist Under Inquiry Resigns From Harvard.
  12. National Institutes of Health vom 10. September 2012: Findings of Research Misconduct. Notice Number: NOT-OD-12-149.
  13. Siri Carpenter: Government Sanctions Harvard Psychologist. In: Science. Band 337, Nr. 6100, 2012, S. 1283, doi:10.1126/science.337.6100.1283
    sciencemag.org vom 6. September 2012: Harvard Psychology Researcher Committed Fraud, U.S. Investigation Concludes.