Myiophilie
Myiophilie bezeichnet die Anpassung von Blumen – Fliegenblumen – an die Bestäubung durch Fliegen. Besonders die Schwebfliegen (Syrphidae) können mit ihrem Rüssel nicht nur den flüssigen Nektar aufsaugen, sondern mithilfe von Zähnchen an der Innenseite des Unterlippenpolsters auch den Pollen aufnehmen.
Die Blumen sind durch folgende Merkmale an die Bestäubung durch Fliegen angepasst:
- Die Blumen sind Scheiben-, Schalen-, Kesselfallen- oder Klemmfallenblumen.
- Der Nektar ist frei zugänglich, was dem kurzen Rüssel der Fliegen entgegenkommt. Bei den Täuschblumen (Aasfliegen- und Pilzmückenblumen) fehlt der Nektar.
- Die Blütenfarbe ist schmutzigweiß, schmutziggelb, grüngelb oder rotbraun, teilweise auch fleischfarben, was den Bruttrieb anspricht.
- Der Duft ist oft aminoid und aasähnlich, für den Menschen oft ekelerregend. Dieser Duft tritt häufig zusammen mit der rotbraunen Färbung auf. Andere Blumen duften fruchtig bis zitronig.
Nicht zu den Fliegenblumen gerechnet werden Arten, die durch langrüsslige Fliegen wie den Wollschweber (Bombylius major) bestäubt werden, wie etwa die Gemeine Ochsenzunge (Anchusa officinalis). Diese entsprechen eher dem Bienenblumen-Syndrom.
Typische Fliegenblumen sind viele Steinbrech-Arten (Saxifraga), das Milzkraut (Chrysosplenium), viele Euphorbien und die Waldreben (Clematis) mit ihren weißen Pollenblumen. Das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) ist eine Fliegen-Täuschblume.
Die Aristolochiaceae und die Rafflesiaceae sind überwiegend Aasfliegen- und Pilzmücken-Blumen. Die Gattung Aristolochia bildet Kesselfallenblumen, in die Fliegen gelockt werden.
Zu den Fliegenblumen gehören auch die Pilzmimeten: Sie locken Pilzmücken (Mycetophilidae) an, die ihre Eier in Pilzfruchtkörper legen wollen. Die Anlockung erfolgt wahrscheinlich durch den Duft, da die Blüten optisch den Pilzen nur wenig ähneln. Die Blüteninnenseite ähnelt allerdings dem Hymenium von Pilzfruchtkörpern. Ein Pilzmimet ist die amerikanische Haselwurz Asarum caudatum. Auch Aristolochia arborea aus Mexiko ist wahrscheinlich ein Pilzmimet, auch wenn der Bestäuber unbekannt ist.
Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium
Literatur
- Peter Leins: Blüte und Frucht. Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion, Ökologie. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2000, S. 219-227. ISBN 3-510-65194-4