Natternzungen



Natternzungen

Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum)

Systematik
Abteilung: Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
Farne
Klasse: Psilotopsida
Ordnung: Natternzungenartige (Ophioglossales)
Familie: Natternzungengewächse (Ophioglossaceae)
Gattung: Natternzungen
Wissenschaftlicher Name
Ophioglossum
L.
Ophioglossum californicum
Ophioglossum lusitanicum
Ophioglossum pendulum subsp. falcatum in Hawaii

Die Natternzungen (Ophioglossum) sind eine Gattung von Farnen aus der Familie der Natternzungengewächse (Ophioglossaceae).

Beschreibung

Wie alle Pflanzen der Familie besitzen die Natternzungen ein oder wenige grundständige Blätter, die aus einem unterirdischen, kurzen Stämmchen entspringen. Die Blätter sind bis zum Grund oder zumindest weit hinab in zwei Abschnitte geteilt, eine flächige, sterile „Spreite“, das Trophophyll, das man gewöhnlicherweise als "das Blatt" bezeichnet, und einen fertilen Teil, das Sporophyll.

Das Trophophyll ist bei den Natternzungen stets ungeteilt und ganzrandig. Von der Form her ist es zungenförmig, lanzettlich, bis herzförmig. Sein Grund umfasst das Sporophyll scheidig, so dass sich die beiden Blatteile auf den ersten Blick oft erst weit über dem Boden zu trennen scheinen. Der flächige Teil des Trophophylls kann sitzend oder gestielt sein. Seine Größe schwankt bei den verschiedenen Arten erheblich.

Die netzartige Nervatur der Trophophylls scheint darauf hinzudeuten, dass es sich bei den Natternzungen eher um eine abgeleitete als eine ursprüngliche Farngruppe handelt.

Das nicht immer vorhandene Sporophyll ist stets lang gestielt. Die Sporangien sind auf ihm in zwei vertikalen Reihen angeordnet und lateral verwachsen, so dass es wirkt, als seien sie in das Sporophyll eingesenkt. Letzteres ist schmal linear und endet bei den meisten Arten mehr oder weniger spitz.

Bei den meisten Arten in den gemäßigten Breiten wird pro Jahr nur ein einziges Blatt gebildet, bei tropischen Vertretern der Gattung manchmal auch bis zu fünf.

Verbreitung und Standortansprüche

Die Gattung ist weltweit verbreitet, wobei die meisten Arten in den Tropen und Subtropen vorkommen.

Bis auf zwei Arten wachsen alle Natternzungen auf feuchter bis nasser Erde auf Grasland. Sie werden wahrscheinlich oft übersehen, da sie in sterilem Zustand den Keimblättern von Einkeimblättrigen ähnlich sehen.

Die beiden erwähnten nicht auf Erde wachsenden Arten sind Ophioglossum pendulum und Ophioglossum palmatum. Diese wachsen epiphytisch und weichen auch im Habitus um einiges von den anderen Arten ab, weshalb sie oft auch als Ophioderma pendula bzw. Cheiroglossa palmata in eigene, monotypische Gattungen ausgegliedert werden.

Arten

Die Gattung umfasst weltweit zwischen 20 und 50 Arten.

Europäische Arten

In Europa kommen vier Arten vor:

  • Ophioglossum azoricum C. Presl, kommt in Westeuropa und sehr selten in Mitteleuropa vor.
  • Ophioglossum lusitanicum L., kommt im Mittelmeergebiet und in Westeuropa vor.
  • Ophioglossum polyphyllum A. Braun, kommt in Afrika und Südwestasien, aber auch in Portugal vor.
  • Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum L.), kommt in fast ganz Europa, in Nordamerika, Asien, Australien und Afrika vor.

Sonstige Arten (Auswahl)

  • Ophioglossum californicum Prantl, kommt in Kalifornien und in Mexiko vor.
  • Ophioglossum palmatum L. (Syn.:Cheiroglossa palmata (L.) C. Presl), kommt in Mittel- und Südamerika sowie in Madagaskar vor.
  • Ophioglossum pendulum L. (Syn.: Ophioderma pendula (L.) C. Presl), kommt in mehreren Unterarten in Asien und Polynesien vor.
  • Ophioglossum reticulatum L., kommt in Südasien vor.

Sonstiges

Bei den Natternzungen ist die Zahl der Chromosomen auffallend hoch. Die südasiatische Art Ophioglossum reticulatum hat mit 2n=1260 sogar die höchste Chromosomenzahl im gesamten Pflanzenreich.

Alle Natternzungenarten sind mykotroph, also in ihrem Leben mehr oder weniger stark auf das Zusammenleben mit Pilzen angewiesen. Beispielsweise fehlen den Wurzeln die Wurzelhaare, was darauf hindeutet, dass Mykorrhizapilze deren Funktion übernommen haben. Weiterhin bleibt das unterirdische Prothallium in der Regel chlorophylllos und damit nicht alleine lebensfähig. Bei einigen Arten schließlich ist das Sporophyll auch fast ganz reduziert.

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

  • Franz Fukarek: Urania Pflanzenreich. Band 2: Moose, Farne, Nacktsamer. Urania-Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-332-00495-6.
  • Wolfgang Frey, Jan-Peter Frahm, Eberhard Fischer, Wolfram Lobin: Kleine Kryptogamenflora. Band IV: Die Moos- und Farnpflanzen Europas. Gustav Fischer, Stuttgart, Jena, New York 1995, ISBN 3-437-30756-8.
  • Warren H. Wagner Jr., Florence S. Wagner: Ophioglossum. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 2: Pteridophytes and Gymnosperms. Oxford University Press, New York 1993, ISBN 0-19-508242-7, S. 102–105 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., online (englisch).
  • Werner Rothmaler, John Robert Akeroyd: Ophioglossum L. In:

Weblinks

Commons: Natternzungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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