Naturpark Steigerwald


Lage des Naturparks Steigerwald
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Logo des Naturparks Steigerwald

Am 8. März 1988 wies das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen ein 1.280 km² großes Gebiet im Norden Bayerns (Deutschland) als Naturpark Steigerwald aus[1]. Etwa die Hälfte der Fläche sind Landschaftsschutzgebiete. Betrieben wird der Naturpark durch den Tourismusverband Steigerwald und Naturpark Steigerwald e.V.

Die Landschaft ist geprägt von Laub- und Nadelwald, Teichen und Weinbau.

Lage

Der Steigerwald liegt am vom Dreifrankenstein markierten Schnittpunkt der Regierungsbezirke Unter-, Mittel- und Oberfranken. Er befindet sich zwischen den Städten Bamberg, Schweinfurt, Würzburg und Nürnberg. Im Norden wird er durch den Lauf des Mains begrenzt, im Osten durch die Regnitz. Die Grenze im Süden bildet die Aisch, im Westen wiederum der Main und in der Verlängerung eine Linie von Marktbreit über Uffenheim nach Bad Windsheim.

Statistiken

Flächenanteile nach Regierungsbezirken

Gesamtgröße: 1.280 km²

Regierungsbezirk Fläche Anteil
Mittelfranken 634 km² 49 %
Oberfranken 216 km² 17 %
Unterfranken 430 km² 34 %

Flächenanteile nach Landkreisen

Gesamtgröße: 1.280 km²

Landkreis Fläche Anteil
Bamberg 214 km² 16,72 %
Erlangen-Höchstadt 104 km² 08,13 %
Haßberge 176 km² 13,75 %
Kitzingen 192 km² 15,00 %
Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim 536 km² 41,88 %
Schweinfurt 058 km² 04,52 %

Landschaftsschutzgebiete nach Regierungsbezirken

Gesamtgröße: 675 km² (rund 53 % des Naturparks)

Regierungsbezirk Fläche Anteil
Mittelfranken 034 km² 05 %
Oberfranken 216 km² 32 %
Unterfranken 425 km² 63 %

Eigentumsverhältnisse der Waldflächen

Gesamtgröße: 512,7 km² (rund 40 % des Naturparks)

Eigentumsform Fläche Anteil
Bundeswald 000,8 km² 00 %
Körperschaftswald 145,5 km² 29 %
Privatwald 190,4 km² 37 %
Staatswald 175,9 km² 34 %

Nationalpark-Diskussion

Seit März 2007 wird die Aufnahme von Teilen des nördlichen Naturparks Steigerwald ins UNESCO-Weltnaturerbeprogramm durch die Umwidmung in einen Nationalpark Steigerwald kontrovers diskutiert.[2][3][4][5][6] Eine Studie des Bundesamts für Naturschutz listet jene Teile des Steigerwaldes auf Grund dort vorkommender sehr seltener Rotbuchen-Urwaldbestände und des immensen Artenreichtums als besonders schützenswert.[7] Rund 11.000 Hektar, was knapp neun Prozent des Staatsforstes ausmacht, sollen nach dem Konzept in einen Nationalpark umgewandelt werden.[8] Interessengruppen privater Waldbesitzer, Körperschaftswaldeigner, der Forst- und Landwirtschaft und politischer Lager versuchen dies vor allem im Hinblick auf den Verlust von Arbeitsplätzen zu verhindern.[9][10][11]

Befürworter

Als einer der ersten und berühmtesten Befürworter des Nationalparks Steigerwald gilt Bernhard Grzimek[12], außerdem der deutsche Forstwissenschaftler Georg Sperber[13][14]. Ende April 2008 riefen Naturschutzvereine den Freundeskreis Pro Nationalpark Steigerwald ins Leben, um gemeinsam für die Nationalparkidee zu werben.[15] In dem Zusammenschluss sind neun regionale und überregionale Interessengemeinschaften aktiv, darunter der Bund Naturschutz in Bayern, der Landesbund für Vogelschutz in Bayern und der WWF Deutschland (Stand 13. November 2010). Seit Anfang Oktober 2009 betreibt der Freundeskreis ein Informationsbüro in der Marktgemeinde Ebrach.[16]

Gegner

Kurz zuvor haben die Nationalparkgegner den Verein Unser Steigerwald e.V. gegründet. Zu den Mitgliedern zählen neben über 3.000 privaten Personen (Stand Juli 2010) 17 Organisationen wie der Bayerische Waldbesitzerverband, diverse Regionalgruppen des Bayerischen Bauernverbands und die Forstwirtschaftliche Vereinigung Unterfranken, hinzu kommen 14 der im angedachten Nationalparkgebiet liegenden Gemeinden (Stand 13. November 2010). Statt eines Nationalparks votieren die Gegner für ein Trittsteinkonzept der Bayerischen Staatsforsten: Der Forstbetrieb Ebrach nimmt einen Teil der Waldfläche aus der Nutzung heraus und vernetzt die über die Staatswaldfläche verteilten Trittsteine über Korridore. Die übrige Waldfläche wird weiter bewirtschaftet.

Stand

Der ehemalige bayerische Umweltminister Markus Söder sah für einen Nationalpark Steigerwald keine Zukunft, solange er nicht von der breiten Bevölkerung getragen wird. Dies sei aber gerade im Steigerwald derzeit nicht der Fall, erklärte Söder Anfang November 2010 am Rande des Festakts anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Nationalparks Bayerischer Wald.[17]

Am 12. Juli 2011 entschied sich die Bayerische Staatsregierung gegen die Gründung eines Nationalparks im Steigerwald. Stattdessen soll ein Zentrum für nachhaltige Waldbewirtschaftung entstehen. Es soll 2013 eröffnet werden. Der Tagungs- und Veranstaltungsort soll neben pädagogischen Angeboten auch Touristen anlocken, beispielsweise durch ein Tiergehege, einen Kletterwald oder ein Baumhotel. Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) begründete die Entscheidung mit dem Widerstand vor Ort und betonte, der Steigerwald sei eine Kulturlandschaft und kein Urwald. Er teilte ferner mit, dass Agrarminister Helmut Brunner (CSU) zeitnah entscheiden werde, wo das Zentrum entstehen soll.[18][19]

Siehe auch

  • Liste der Naturparks in Deutschland

Karten

  • Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern: Naturpark Steigerwald - südlicher Teil. Umgebungskarte 1:50.000. Aischgrund, Bad Windsheim, Erlangen, Fürth, Kitzingen. Mit Wanderwegen, Radwanderwegen, Gitter für GPS-Nutzer. 6. März 2009. (ISBN 978-3-86038-426-8)
  • Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern: Naturpark Steigerwald - nördlicher Teil. Umgebungskarte 1:50.000. Haßfurt, Schlüsselfeld, Kitzingen, Bamberg. Mit Wanderwegen, Radwanderwegen, Gitter für GPS-Nutzer. 6. März 2009. (ISBN 978-3-86038-428-2)

Literatur

  • Georg Sperber & Thomas Stephan: Frankens Naturerbe - Buchenwälder im Steigerwald. Bamberg: Fränkischer Tag 2008. 176 Seiten. (ISBN 978-3-93689-762-3)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verordnung über den "Naturpark Steigerwald" vom 8. März 1988. In: GVBl 1988, S. 95
  2. Jahrhundertchance. In: Fränkischer Tag, Bamberg. Rubrik Meinung und Hintergrund. 10. März 2007.
  3. Michael Wehner: Darauf wäre ganz Franken stolz. In: Fränkischer Tag, Bamberg. Rubrik Lokales. 10. März 2007.
  4. Viel Skepsis gegenüber Weltnaturerbe Steigerwald. In: Main-Post, Würzburg. Rubrik Gerolzhofen. 22. März 2007.
  5. Um Titel Weltkulturerbe kämpfen. In: Main-Post, Würzburg. Rubrik Burghaslach/Gerolzhofen. 26. März 2007.
  6. Christian Sebald: Glücksfall Steigerwald - Wo die Buchen in den Himmel wachsen. In: Süddeutsche Zeitung, München. Rubrik Bayern. 27. August 2007.
  7. BfN-Arbeitsgruppe "Buchenwälder": Naturerbe Buchenwälder - Situationsanalyse und Handlungserfordernisse. Bundesamt für Naturschutz. 19. Mai 2008.
  8. Ralf Straußberger: INFO aktuell - Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald. Informationsbroschüre des Freundeskreis' Nationalpark Steigerwald. 28. Februar 2009.
  9. Rafaela von Bredow: Zurück zum Urwald. In: Der Spiegel 1/2008. 31. Dezember 2007. S. 114–115.
  10. Heiner Kiesel & Michael Borgers: Wo Urwald wuchern soll, wächst Ärger. In: Deutsche Welle. Rubrik Biodiversität. 11. Januar 2010.
  11. Viola Franke: Nationalpark - "Nein Danke!". In: Bayerisches Fernsehen. Sendung Unkraut. Der Dicke Hund. 31. Mai 2010.
  12. Günter Flegel: Von Ostafrika nach Unterfranken. In: Fränkischer Tag, Bamberg. Rubrik Hassgau, Maintal, Steigerwald. 24. April 2009. S. 20.
  13. Georg Sperber: Ein Nationalpark für Franken. In: Nationalpark 2/2007. S. 4–8.
  14. Herbert Hackl: Aufruhr im Steigerwald. In: Das Erste. Sendung W wie Wissen. 19. April 2009.
  15. Ralf Straußberger: Freundeskreis Pro Nationalpark Steigerwald gegründet. In: Pressemitteilung des Freundeskreis' Pro Nationalpark Steigerwald. 24. April 2008.
  16. Ralf Straußberger: Neues Informationsbüro in Ebrach eröffnet. In: Pressemitteilung des Freundeskreis' Nationalpark Steigerwald. 2. Oktober 2009.
  17. Nationalparks: Streit um den Steigerwald. In: Bayerisches Fernsehen. Sendung Rundschau. 8. Oktober 2010.
  18. Steigerwald: Nein zum Nationalpark. In: Bayerisches Fernsehen. Sendung Rundschau. 13. Juli 2011.
  19. Kein Nationalpark Steigerwald. Auf: nordbayern.de. 12. Juli 2011.

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