Naturpark Solling-Vogler


Lage des Naturparks Solling-Vogler

Der Naturpark Solling-Vogler ist 52.000 Hektar großer Naturpark im Süden Niedersachsens (Deutschland), der seit 1966 besteht.

Der Naturpark umfasst insbesondere den Solling (zweitgrößtes Waldgebiet Niedersachsens)[1] und den Vogler aber auch den zwischen diesen beiden Mittelgebirgen bzw. östlich des Wesertals gelegenen Höhenzug Burgberg. Er wird vom „Zweckverband Naturpark Solling-Vogler“ betreut, dessen Träger die Landkreise Holzminden und Northeim und das Land Niedersachsen sind.

Geographie

Ilme im Naturpark Solling-Vogler entlang der L548 nahe der Abzweigung Richtung Abbecke

Der Naturpark Solling-Vogler liegt nordwestlich der Großstadt Göttingen in den beiden zuvor erwähnten Landkreisen zwischen den Flüssen Weser im Westen und Leine im Osten. Er befindet sich zwischen den Ortschaften Bodenwerder im Norden, Stadtoldendorf und Dassel im Nordosten, Moringen im Osten Hardegsen und Uslar im Südosten, Bad Karlshafen im Süden, Beverungen im Südwesten, Höxter im Westen und Holzminden im Nordwesten.

Der Naturpark liegt zwischen seinen Nachbarn Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln im Norden, dem Naturpark Münden im Süden, dem Nationalpark Harz im Osten und dem Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge im Westen.

Die Buntsandsteinkuppel des Sollings (bis 528 m ü. NN.) hat die Gestalt eines Hochplateaus mit Mischwäldern, Feuchtwiesen und Mooren. Auch der Vogler (460 m) ist ein Sandsteingebirge, aber mit vielen Bergen und Tälern mit steilen Felswänden.

Flora und Fauna

Buchen und Fichten-Bestände bedecken mehr als 80 Prozent der Naturparkfläche. Eine ausgeprägte Krautschicht ist nur in den Laubwaldzonen vorhanden. An einigen Standorten sind alte Eichen erhalten geblieben, darunter die die als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Eichenhudewälder bei Lauenberg. Stellenweise finden sich auch seltene Pflanzen wie Sonnentau, Streifenfarn und seltene Orchideenarten. Insgesamt sind im Solling 937 Arten von Farn- und Samenpflanzen nachgewiesen, wovon 261 in der Roten Liste gefährdeter Arten verzeichnet sind. Zudem kommen dort 296 Moose vor, davon 87 gefährdet, und 123 Flechten, von denen 49 gefährdet sind.[2] Auf schattigen Flächen sind die Weißliche Hainsimse und der Waldsauerklee typisch in der Krautschicht auffindbare Pflanzen, auf gut belichteten Flächen dagegen die Draht-Schmiele.[3] Auch Pilze spielen in dem Waldgebiet eine Rolle.[4]

Der bejagte Wildbestand setzt sich standorttypisch zusammen aus dem Hochwild, hier im Wesentlichen bestehend aus Rotwild, Schwarzwild und Rehwild, und dem Niederwild, hier bestehend aus Rotfuchs, Waschbär, Dachs, Marder und Iltis.

Zu den Brutvögeln des Sollings gehören Baumpieper, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Fitis, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Sommergoldhähnchen, Rotkehlchen,Singdrossel, Amsel, Kohlmeise, Tannenmeise, Kleiber, Buchfink und Star. Seltener finden sich an der Spitze der Nahrungskette stehende Vögel wie Eulen oder Greifvögel sowie Arten, die sich spezialisiert haben wie der Kuckuck und Arten, deren Habitat im Solling nur kleinflächig vorkommt wie Teichralle, Feldschwirl, Sumpfrohrsänger oder Rohrammer. In den Sommermonaten kommen Durchzügler wie Bergfink, Raufußbussard, Merlin, Waldwasserläufer, Schafstelze, Ringdrossel oder Feldlerche hinzu.[5]

Den meisten Vögeln dienen Gliederfüßer als Nahrungsgrundlage. Die Artenvielfalt der Gliederfüßer ist besonders hoch im Waldrandbereich, also in den schmalen Übergangszonen zum Sollingvorland wie auch an Rückegassen und anderen Wegrändern. Dort gehören Pappelschwärmer, Pappel-Eulenspinner, Vogelschmeiß-Spanner, Braunstirn-Weißspanner, Kleiner Frostspanner, Erpelschwanz-Rauhfußspinner, Pappel-Zahnspinner, Rundflügel-Kätzcheneule und Buchen-Streckfuß zu den saisonal zumindest an Sal-Weiden und Zitterpappeln häufig beobachtbaren auffälligen Arten.[6] Baldachinspinnen sind hier sowohl in Wiesen als auch in höheren Waldlagen mit montanem Charakter auffindbar.[7] Zudem kommen zahlreiche Arten von Kurzflüglern vor.[8]

Der gesamte Naturpark ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und überwiegend auch als Wasserschutzgebiet. Teilgebiete dieses Naturparks genießen den zusätzlichen Schutzstatus eines EU-Vogelschutzgebietes. Die ausgewiesenen Flächen sind Lebensraum von Mittelspecht, Raufußkauz, Schwarzstorch und anderen schutzwürdigen Vogelarten.

Hochmoor Mecklenbruch bei Silberborn im Solling

Unter Naturschutz stehen im Naturpark Solling-Vogler folgende Flächen: Ahlewiesen, Eichenhudewälder bei Lauenberg, Friedrichshäuser Bruch, Graupenburg, Hellental, Kleines Bruch und Düsteres Bruch, Mecklenbruch, Südliche Burgberghänge, Torfmoor, Vogelherd, Weinberg bei Holenberg und Weinberg bei Rühle.

Sehenswürdigkeiten

In Nienover wurde ein Mittelalterhaus nachgebaut. Im nahegelegenen Reiherbachtal wurde im Zuge des Hutewaldprojekts Solling-Vogler die historische Nutzung des Sollings als Waldweide mittels Exmoor-Ponys und Heckrindern wiederhergestellt.[9][10] Bei Silberborn wird eine Herde des vom Aussterben bedrohten Roten Höhenviehs zur Landschaftspflege gehalten.[11] Zwischen Silberborn und Neuhaus steht der Aussichtsturm Hochsolling. In der näheren Umgebung des Turms befinden sich das Naturschutzgebiet Hochmoor Mecklenbruch bei Silberborn und der Wildpark Neuhaus mit Waldmuseum bei Neuhaus.

Der Weserradweg verläuft ebenso westlich des Naturparks entlang der Weser, wie die Touristenwege Deutsche Märchenstraße, Deutsche Fachwerkstraße und die Straße der Weserrenaissance. In der Talsenke zwischen Solling und Vogler verläuft der Europaradweg R1 (= D-Route 3).[12] Zahlreiche Rund- und Themenwanderwege führen durch den Naturpark,[13] darunter der Pilgerweg Loccum–Volkenroda.

Verkehr

Forstwege im Solling

Die südliche und nordwestliche Peripherie des Naturparks sind mit den Verbindungen Altenbeken–Kreiensen, Göttingen–Bodenfelde und der Sollingbahn per Bahn erschlossen. Hier verlaufen auch die Bundesstraßen 64 und 241. In das Zentrum des Naturparks, den Hochsolling, leiten die B 497 den nord-südlichen Verkehr und die Landesstraße 549 den ost-westlichen Verkehr. Die Buslinien sind im VSN organisiert. Die gesamte Waldfläche ist von Forstwegen durchzogen, die Fahrzeugen der Forstwirtschaft und Jagdpächtern vorbehalten sind und die im Winter etwa an der Großen Blöße zu Skiloipen gespurt sind sowie in den übrigen Jahreszeiten das Radwegnetz der Mountainbikeregion Solling-Vogler bilden.

Siehe auch

  • Liste der Naturparks in Deutschland

Literatur

  • Verordnung Landkreis Holzminden
  • Verordnung Landkreis Northeim
  • Birgit Czyppull, Heike Molthan, Dirk Reuter: Landschaftsführer Naturpark Solling-Vogler. 1996, ISBN 3-86134-293-6.
  • Jürgen Borris, Birgit Czyppull: Wo der Rauhfußkauz ruft: das geheimnisvolle Leben der Tiere im Naturpark Solling-Vogler. 1999, ISBN 3-931656-21-7.
  • Landesvermessungsamt Niedersachsen: Naturpark Solling-Vogler. Reihe Topographische Karten Niedersachsen, Wanderkarte, Blatt WL7, 1995, ISBN 3-89435-618-9.
  • Landesvermessungsamt Niedersachsen: Solling und Umgebung, Radwanderkarte. Blatt RC26, 2007, ISBN 978-3-89435-652-1.

Einzelnachweise

  1. Waldgesellschaften
  2. Niedersächsische Forstliche Versuchsanstalt, Niedersächsisches Forstplanungsamt: Indikatoren nachhaltiger Forstwirtschaft, Bericht über das deutsche Teilprojekt. 2002, S. 96.
  3. Martin Weckesser: Die Bodenvegetation von Buchen-Fichten-Mischbeständen im Solling - Struktur, Diversität und Stoffhaushalt. 2003, S. 116.
  4. Heinz Ellenberg, J. Schauermann: Ökosystemforschung: Ergebnisse des Sollingprojekts 1966-1986. 1986, S. 287.
  5. Erwin R. Scherner: Vogel und Umwelt im Solling. In: Faunistische Mitteilungen aus Süd-Niedersachsen. 3/1980, S. 170f.
  6. Matthias Damm: Faunistische Erfassung phytophager Insekten an ausgewählten Waldaussen- und Waldinnenrändern des Sollings unter besonderer Berücksichtigung der Makrolepidopteren und von Waldrandstrukturen. 2003, S. 52f.
  7. Reinhard Albert: Untersuchungen zur Struktur und Dynamik von Spinnengesellschaften verschiedener Vegetationstypen. 1982, S. 131.
  8. Alexander Sührig: Kurzflügelkäfer (Coleoptera: Staphylinidae) und Weberknechte (Arachnida: Opiliones) in Mischbeständen aus Fichte und Buche im Vergleich zu Fichten- und Buchenreinbeständen - eine Studie im Solling. 2004, S. 147.
  9. Modellhaftes Naturschutzprojekt
  10. Hutelandschaftspflege und Artenschutz mit großen Weidetieren im Naturpark Solling-Vogler
  11. Landschaftspflege mit Rotem Höhenvieh
  12. Verlauf des Radweges R1 zwischen Solling und Vogler
  13. Wandern im Naturpark Solling-Vogler

Weblinks