Phyllostachys



Phyllostachys

Wald aus Moso-Bambus (Phyllostachys edulis)

Systematik
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Bambusgewächse (Bambusoideae)
Tribus: Bambus (Bambuseae)
Untertribus: Shibataeinae
Gattung: Phyllostachys
Wissenschaftlicher Name
Phyllostachys
Sieb. et Zucc.

Phyllostachys ist eine Pflanzengattung in der Tribus der Bambusse (Bambuseae) innerhalb Familie der Süßgräser (Poaceae). Diese Gattung enthält Arten, die die wichtigsten Lieferanten von Bambussprossen sind und auch wichtige Zierpflanzen.

Beschreibung

Erscheinungsbild und Blätter

Alle Phyllostachys-Arten wachsen mit einem unterirdischen, im Vergleich mit den Stämmen relativ schmalen Rhizomen, aus dem baumförmige oder strauchförmige, oberirdische Halme sprießen (leptomorphes Rhizom). Diese wachsen folglich nicht horstförmig, sondern rasenförmig ausgebreitet. Die Pflanzen können hierdurch ein Gesamtgewicht von mehreren Tonnen haben. Die oberirdischen Teile erreichen bei den meisten Arten Wuchshöhen von etwa 10 Meter.

Die Halme sind zwischen den Knoten (Nodien) rund und haben über den Seitenzweigen eine flachen Rinne bzw. sind deutlich abgeflacht (Sulcus). Die Halmknoten besitzen zwei mehr oder weniger stark ausgeprägte Querwülste. An jedem Knoten entspringen zwei mehr oder weniger gleich starke Seitenzweige, seltener auch drei, wobei in diesem Fall der dritte, mittlere Seitenzweig deutlich schwächer ist. Die Blattscheiden, die den Halm umgeben, fallen schließlich ab. Eine Ligula ist bei vielen Arten vorhanden, und lang borstig geöhrt.

Blütenstände und Blüten

Die Gesamtblütenstände bestehen aus ein bis sieben ährenförmigen Teilblütenständen, die wiederum zu Büscheln oder Knäueln zusammengefasst sind. Diese sitzen über eine winzigen, häutigen, zweikieligen Vorblatt, einem eventuell fehlenden brutkörpertragenden Tragblatt, dann zwei bis sechs nach oben hin vergrößerten schuppenförmigen Tragblättern, und schließlich zwei bis sieben scheidigen Tragblättern. Diese mit Blättern versehenen Blütenstände gaben der Gattung auch ihren wissenschaftlichen Namen, Phyllostachys aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet etwa „beblätterte Ähre“.

Die Ährchen bestehen aus zwei bis sieben Einzelblüten, wobei das oberste steril ist. Sie besitzen keine bis eine Hüllspelze, manchmal auch bis zu drei.

Mikrofotografie eines Blattes von Phyllostachys reticulata. Die volle Skala am linken Bildrand entspricht 1 mm

Vorkommen

Alle PhyllostachysArten stammen aus dem gemäßigten bis tropischen Ost- und Südasien, wahrscheinlich aus China. Von dort wurden sie in Japan, Korea und Indochina eingeführt, wo sie inzwischen ebenfalls heimisch sind. Viele werden aber auch in anderen Teilen der Welt kultiviert und können verwildern.

Sie wachsen als Unterbewuchs in Wäldern, oder können selber die dominierenden Arten in Wäldern sein.

Sprossen von Phyllostachys edulis (Takenoko) in einem japanischen Supermarkt

Verwendung

Bei den meisten Arten sind die jungen Triebe, kurz bevor oder kurz nachdem sie im Frühling aus der Erde kommen, essbar. In der Regel stammen die zum Verkauf angebotenen Bambussprossen von Phyllostachys edulis, die deshalb auch die wirtschaftlich bedeutendste Art der Gattung ist.

Das Holz der meist 7 bis 10 cm breiten Halme vieler Arten wird für die Konstruktion von Möbeln und Häusern verwendet. Bei einigen Arten kann das gespaltene Holz auch zum Flechten von Körben und anderen Gegenständen verwendet werden.

Viele Arten der Gattung werden als Zierpflanzen kultiviert. Besonders wichtig sind Phyllostachys aurea, Phyllostachys bissetii, Phyllostachys reticulata und Phyllostachys nigra. Wegen ihrer weit verzweigten unterirdischen Rhizomen können sie sich allerdings stark ausbreiten und benötigen deshalb eine Rhizomsperre. Andererseits werden einige Arten auch gerade deswegen zur Bodenbefestigung gepflanzt. Die Vermehrung erfolgt durch Rhizom-Teilstücke oder durch Teilung.

Systematik

Die Gattung Phyllostachys wurde 1843 durch Philipp Franz von Siebold und Joseph Gerhard Zuccarini in Abhandlungen der Mathematisch-Physikalischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 3 (3), S. 745, Tafel 5, Figur 3 aufgestellt. Ein Homonym ist Phyllostachys Torr., Annals of the Lyceum of Natural History of New York, 3, 1836, S. 404. Ein Synonym für Phyllostachys Sieb. & Zucc. ist Sinoarundinaria Ohwi. [1]

Die Gattung Phyllostachys wird in zwei Sektionen gegliedert [2]:

  • Sektion Heterocladae Z.P.Wang & G.H.Ye: Mit etwa elf Arten.
  • Sektion Phyllostachys: Mit etwa 40 Arten.
Schwarzrohrbambus (Phyllostachys nigra), gut zu erkennen die Längsrille im Halm über dem doppelten Seitenzweig.
Phyllostachys vivax

Je nach Auffassung werden 51 oder mehr Arten zur Gattung Phyllostachys gezählt, die fast alle auch in China (etwa 51 Arten) vorkommen [2]:

  • Phyllostachys acuta C.D.Chu & C.S.Chao : 4 bis 7 m hoch, mit grünen Halmen mit einem Durchmesser von etwa 6 cm und eßbaren Sprossen. Sie ist frosthart bis etwa -20°.
  • Phyllostachys angusta McClure : mit 4 bis 6 m hohen und 4 cm dicken, hellgrünen bis gelblichen Halmen, 15 × 2 cm großen, grünen Blättern und essbaren Sprossen. Sie ist frosthart bis -22°.
  • Phyllostachys arcana McClure
  • Phyllostachys atrovaginata C.S.Chao & H.Y.Chou
  • Goldrohrbambus (Phyllostachys aurea Rivière & C.Rivière)
  • Phyllostachys aureosulcata McClure
  • Bisset-Bambus (Phyllostachys bissetii McClure)
  • Phyllostachys carnea G.H.Ye & Z.P.Wang
  • Phyllostachys circumpilis C.Y.Yao & S.Y.Chen
  • Phyllostachys dulcis McClure
  • Moso-Bambus (Phyllostachys edulis (Carrière) J.Houz., Syn.: Phyllostachys pubescens Mazel ex J.Houzeau, Phyllostachys heterocycla (Carrière) Mitford): Eine bis 20 m hohe Art, die im gemäßigten Ostasien ausgedehnte Wälder bilden kann. Wegen ihrer essbaren Sprossen wohl die wichtigste Art der Gattung. Es gibt einige Kulturformen mit verwirrenden Handelsnamen.
  • Phyllostachys elegans McClure
  • Phyllostachys fimbriligula T.H.Wen
  • Phyllostachys flexuosa Rivière & C.Rivière: Mittelhoher, leicht hängender, graziöser Bambus. Die Blüteperiode war 1995. Sie wird als Zierpflanze verwendet.
  • Phyllostachys glabrata S.Y.Chen & C.Y.Yao
  • Phyllostachys glauca McClure:
    • Phyllostachys glauca McClure var. glauca
    • Phyllostachys glauca var. variabilis J.L.Lu
  • Phyllostachys guizhouensis C.S.Chao & J.Q.Zhang
  • Phyllostachys heteroclada Oliv.: Sie wird mit einigen Formen weitverbreitet angebaut und liefert qualitativ hochwertige Bambussprossen.
  • Phyllostachys incarnata T.H.Wen
  • Phyllostachys iridescens C.Y.Yao & S.Y.Chen
  • Phyllostachys kwangsiensis W.Y.Hsiung, Q.H.Dai & J.K.Liu
  • Phyllostachys lofushanensis Z.P.Wang, C.H.Hu & G.H.Ye
  • Phyllostachys makinoi Hayata
  • Phyllostachys mannii Gamble
  • Phyllostachys meyeri McClure
  • Phyllostachys nidularia Munro
  • Phyllostachys nigella T.H.Wen
  • Schwarzrohrbambus (Phyllostachys nigra (Lodd.) Munro):
    • Phyllostachys nigra var. henonis (Mitford) Stapf ex Rendle
    • Phyllostachys nigra (Lodd.) Munro var. nigra
  • Phyllostachys nuda McClure: Mittelgroßer, wenig anspruchsvoller und sehr winterharter Bambus mit dunkelgrünen Halmen und je vier Blättern an den Zweigen.
  • Phyllostachys parvifolia C.D.Chu & H.Y.Chou
  • Phyllostachys platyglossa C.P.Wang & Z.H.Yu
  • Phyllostachys prominens W.Y.Hsiung
  • Phyllostachys propinqua McClure
  • Phyllostachys reticulata (Ruprecht) K.Koch (Syn.: Bambusa reticulata Ruprecht, Phyllostachys bambusoides Sieb. & Zucc., Phyllostachys lithophila Hayata, Phyllostachys megastachya Steudel, Phyllostachys pinyanensis T.H.Wen, Phyllostachys quilioi Rivière & C.Rivière): Eine 10 bis 20 m hohe Art, die für ihre Massenblüten mit anschließendem Absterben bekannt ist. Der Abstand zwischen den Blühperioden kann mehr als 100 Jahre betragen. Nach Phyllostachys edulis eine der am häufigsten kultivierten Bambusarten für Speisesprossen. Es gibt einige Ausleseformen, die als Zierpflanzen verwendet werden, einige mit verwirrenden Handelsnamen.
  • Phyllostachys rivalis H.R.Zhao & A.T.Liu
  • Phyllostachys robustiramea S.Y.Chen & C.Y.Yao
  • Phyllostachys rubicunda T.H.Wen
  • Phyllostachys rubromarginata McClure
  • Phyllostachys rutila T.H.Wen
  • Phyllostachys shuchengensis S.C.Li & S.H.Wu
  • Phyllostachys stimulosa H.R.Zhao & A.T.Liu
  • Phyllostachys sulphurea (Carrière) Rivière & C.Rivière:
    • Phyllostachys sulphurea (Carrière) Rivière & C.Rivière var. sulphurea
    • Phyllostachys sulphurea var. viridis R.A.Young
  • Phyllostachys tianmuensis Z.P.Wang & N.X.Ma
  • Phyllostachys varioauriculata S.C.Li & S.H.Wu
  • Phyllostachys veitchiana Rendle
  • Phyllostachys verrucosa G.H.Ye & Z.P.Wang
  • Phyllostachys violascens Rivière & C.Rivière
  • Phyllostachys virella T.H.Wen
  • Phyllostachys viridiglaucescens Rivière & C.Rivière: Riesenbambus mit üppigen Blättern.
  • Phyllostachys vivax McClure: Größte Bambus-Art, die in Nordeuropa noch zu kultivieren ist, mit 4 bis 10 cm dicken Halmen.
  • Phyllostachys yunhoensis S.Y.Chen & C.Y.Yao: Die Bambussprossen sind sehr schmackhaft.
Kulturform Phyllostachys reticulata 'Holochrysa'.
Kulturform: Phyllostachys aureosulcata 'Spectabilis'

Kulturformen

Es gibt viele Kulturformen, dies sind meist Ausleseformen, die vegetativ vermehrt werden. Sie können mit verschieden Bezeichnungen im Handel sein.

Kulturformen (Auswahl):

  • Phyllostachys aureosulcata var. spectabilis (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname): Hoher aufrechter Bambus mit goldgelben, teilweise auch roten Halmen mit hellgrünen Einkerbungen, winterhart.
  • Phyllostachys bambusoides var. castillonis inversa (keine gültige Form, sondern der Handelsname und gehört zu Phyllostachys reticulata): Hoher Bambus mit grünen Halme und gelblichem Sulcus.
  • Phyllostachys bambusoides var. castillonis (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname und gehört zu Phyllostachys reticulata): Hoher Bambus mit leuchtend goldgelben Halmen und glänzend grünem Sulcus.
  • Phyllostachys humilis (keine gültige Art oder Varietät, sondern der Handelsname): Manchmal auch als Varietät von Phyllostachys nigra aufgefasst. Bildet 4 bis 5 m hohe, bis 2 cm dicke grüne Halme. Die länglichen grünen Blätter bilden ein dichtes Laubwerk. Sie ist frosthart bis ca. -26 °C und ist damit eine der frosthärtesten Sorten.
  • Phyllostachys vivax var. aureocaulis (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname): (Zauberbambus) mit goldenen Halmen und weniger kräftig als die Wildform.
  • Phyllostachys vivax var. huangwenzhu-inversa (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname)

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

  • Zheng-ping Wang & Chris Stapleton: Phyllostachys, S. 163 - Online, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 22: Poaceae, Science Press u. a., Beijing u. a. 2006, ISBN 1-930723-50-4. (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  • Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Random House Australia 2003. Deutsche Ausgabe: Tandem Verlag GmbH 2003, ISBN 3-8331-1600-5.
  • Friedrich Eberts: Bambus. Deutsche Ausgabe: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG 2005, ISBN 3-405-16916-X.
  • Urania Pflanzenreich. Band 4: Blütenpflanzen 2, 1. Ausgabe. Urania-Verlag, Leipzig 1994, ISBN 3-332-00497-2.
  • Simon Crouzet und Oliver Colin: Bambus, Agrarverlag 2003, ISBN 3-8001-4195-7.

Einzelnachweise

  1. Eintrag bei Tropicos.
  2. 2,0 2,1 Zheng-ping Wang & Chris Stapleton: Phyllostachys, S. 163 - Online, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 22: Poaceae., Science Press u. a., Beijing u. a. 2006, ISBN 1-930723-50-4.

Weblinks

Commons: Phyllostachys – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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