Pierre Tarin


Bildtafel Anatomie aus der Encyclopédie.

Pierre Tarin (* 1721[1] in Courtenay (nach anderen Angaben 1725); † 1761 oder 1793[2]) war ein französischer Mediziner, Übersetzer und einer der Hauptbeiträger zur Encyclopédie für die Bereiche Anatomie und Physiologie.

Leben und Werk

Tarin wurde als Sohn eines Kaufmanns in Courtenay bei Montargis geboren. Er studierte Medizin in Paris, wahrscheinlich aber ohne Abschluss.[3]

Nach 1747 entfaltete er für ein paar Jahre eine große Aktivität: er unterrichtete Anatomie, übersetzte Albrecht von Hallers Primae linae physiologiae und Josias Weitbrechts Syndesmologia ins Französische, gab Herman Boerhaaves sechsbändige Elementa chemiae heraus und schrieb mindestens fünf weitere medizinische Werke. Hervorzuheben sind vor allem seine 1750 erstmals veröffentlichte Adversaria anatomica, die die erste bildliche Darstellung des menschlichen Nervensystems enthalten. Der Medizinhistoriker Paul Delaunay sieht in Tarin einen der besten Anatomen des 18. Jahrhunderts.[4]

Als Beiträger zur Encyclopédie wurde er schon angeworben, bevor Diderot und d’Alembert die Herausgeberschaft übernahmen. In den Bänden 1 bis 11 sind mehr als 370 Artikel mit seinem Autorenkürzel „L“ gekennzeichnet. Darüber hinaus wählte Tarin auch Bildtafeln zur Anatomie für den Tafelband aus und versah sie mit erläuternden Kommentaren. Nach Band 7 werden seine Beiträge spärlicher, allerdings vermutet Jacques Roger, dass auch anonyme Beiträge wie der Artikel Physiologie, in dem Boerhaave und Haller gelobt werden, von Tarin stammen.[5] Eine gründliche Aufarbeitung der Leistung Tarins für die Encyclopédie steht bisher aus.[6]

Werke (Auswahl)

  • Problemata anatomica, utrum inter arterias mesentericas, venasqne lacteas, immediatum datur commercium, Parisiis , 1748. in-8°.
  • Anthropotomie, ou l’art de disséquer, Paris, 1750, deux vol. in-12.
  • Adversaria anatomica, Parisiis, 1750, in-8°, avec figures.
  • Démosgraphie, ou description des ligaments du corps humain, Paris, 1752, in-8°.
  • Éléments de physiologie traduits du latin de Haller, Paris, 1752,in-8°.
  • Dictionnaire anatomique, suivi d’une Bibliothèque anatomique et physiologique, Paris, 1753, in-4°.
  • Ostéographie , ou description des os de l’adulte, du fœtus, etc. Paris, 1753, in-4°.
  • Myographie ou description des muscles, Paris, 1753, in-4°.
  • Observations de médecine et de chirurgie, Paris, 1755, 3 vol. in-12.

Artikel aus der Encyclopédie

  • « Bile », t. II, p. 249b, 218 l.
  • « Dents », t. IV, 320 l.

Literatur

  • „Tarin, Pierre“, in: Frank Arthur Kafker, The encyclopedists as individuals: a biographical dictionary of the authors of the Encyclopédie, Oxford 1988, ISBN 0-7294-0368-8, S. 360–362.
  • Wibke Larink: Bilder vom Gehirn: Bildwissenschaftliche Zugänge zum Gehirn als Seelenorgan. Oldenbourg Akademieverlag, 2011, S. 346

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Taufeintrag im Bürgermeisteramt von Courtenay ist auf den 20. Dezember 1721 datiert. Kafker, The encyclopedists as individuals, S. 362.
  2. Michauds Biographie universelle ancienne et moderne und Larousses Grand dictionnaire unversel geben 1761 als Sterbejahr an. Eine im Rathaus von Courtenay verwahrte Sterbeurkunde ist auf Pierre Tarin, „docteur en médecine, ancien démonstrateur d’anatomie de Paris“ ausgestellt und auf den 18. September 1793 datiert. Kafker, The encyclopedists as individuals, S. 361f.
  3. Das in der Bibliothek der medizinischen Fakultät der Universität von Paris verwahrte Quaestionum medicarum für die Jahre von 1752 und 1763 weist für Tarin weder einen Abschluss als Bakkalaureus, noch das Erreichen des Doktorgrades nach. Kafker, The encyclopedists as individuals, S. 360 sowie S. 361, Fußnote 1. In The Encyclopedists as a group (Oxford 1996) legt sich Kafker stärker fest: „Tarin studied at the Paris Faculty of Medicine, but for some unknown reasons never received his medical degree.“ (S. 57).
  4. Paul Delaunay, La Vie médicale aux XVIe, XVIIe et XVIIIe siècles, Paris 1935, S. 458.
  5. Jacques Roger, Les Sciences de la vie dans la pensée française du XVIIIe siècle, 2. Auflage, Paris 1971, S. 631.
  6. „A detailed study of Tarin’s treatment of anatomy and physiology in the Encyclopédie is long overdue“. Kafker, The encyclopedists as individuals, S. 361.