Reaktionskette
Als Reaktionskette (häufig auch Handlungskette genannt) gilt innerhalb der von Konrad Lorenz, Nikolaas Tinbergen und anderen vertretenen Instinkttheorie eine genetisch festgelegte Abfolge von Schlüsselreizen und durch sie veranlasste Instinktbewegungen. [1] Die auf einen ersten Schlüsselreiz folgende Instinktbewegung (Endhandlung) wird in diesem Zusammenhang gedeutet als neuerlicher (zweiter) Schlüsselreiz, dem eine zweite Instinktbewegung (Endhandlung) nachfolgt, die wiederum als 3. Schlüsselreiz gedeutet wird, der zu einer dritten Instinktbewegung (Endhandlung) führt, usw.
Solche Reaktionsketten, die stets in gleicher Weise ablaufen, wurden vor allem im Zusammenhang mit der Balz und mit ritualisierten Kämpfen beschrieben. Hier wird häufig eine bestimmte Verhaltensweise des einen Partners bzw. Gegners als Auslöser (Schlüsselreiz) für eine zweite Verhaltensweise des anderen Partners (Gegners) gedeutet, der eine dritte Verhaltensweise des ersten Partners (Gegners) folgt usw.
George Barlow macht sich allerdings beispielsweise in Grzimeks Tierleben, Ergänzungsband Verhaltensforschung [2] ein Fallbeispiel von Robert Hinde zu eigen, der das Verhalten eines Rüden beschrieb, dessen Weg zu einer läufigen Hündin durch einen Zaun versperrt ist: „Wenn zum Beispiel ein Hund einen Zaun überklettert, so ist die Überwindung dieses Hindernisses ein Appetenzverhalten, um die Hündin zu erreichen. Das Zusammensein mit der Hündin ist aber seinerseits wiederum nur eine Appetenz für den ersten Schritt einer langen Verhaltenskette, die schließlich zur Begattung führt.“ Hier wird der Begriff also auch auf die Abfolge von Verhaltensweisen bei einem einzigen Individuum angewandt, was stark an das frühere Konzept der Reflexketten erinnert. Eine solche Zerlegung von Verhaltensabläufen ist noch weit weniger objektivierbar als jene Verhaltensweisen, deren Auslösung auf externe Schlüsselreize zurückgeführt wird und daher umstritten.
Einzelnachweise
- ↑ biologie-online.eu: Beispielhafte Darstellung einer doppelten Reaktionskette (männlicher und weiblicher Dreistachliger Stichling). Dump vom 22. November 2009
vergl. auch Mark Buchta, Andreas Sönnichsen: Das Physikum: Gk 1-repetitorium. Urban und Fischer, 2003, S. 1066 Textauszug - ↑ Kindler Verlag, 1974, S. 208