Spanisches Ölsyndrom


Klassifikation nach ICD-10
T62 Toxische Wirkung sonstiger schädlicher Substanzen, die mit der Nahrung aufgenommen wurden
T65 Toxische Wirkung sonstiger und nicht näher bezeichneter Substanzen
T65.3 Nitro- und Aminoderivate von Benzol und dessen Homologen
- Anilin (Aminobenzol)
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Spanische Ölsyndrom (engl. Toxic Oil Syndrome (TOS), span. síndrome del aceite tóxico) entstand 1981 infolge einer Massenvergiftung durch verunreinigtes Speiseöl. Dabei erkrankten ca. 20.000 Personen, über 200 starben wenig später.

Vorgeschichte

Mit Anilin vergälltes Rapsöl wurde als Speiseöl in den Handel gebracht und in Spanien von Straßenhändlern verkauft.

Symptome

Unter anderem traten folgende Symptome auf:

  • Myalgie (allg. Muskelschmerz)
  • periphere Eosinophilie (Mitochondrienreichtum im Blutbild)
  • Lungeninfiltrate (Ansammlungen von Flüssigkeiten und zellulären Bestandteilen in der Lunge)
  • Sklerodermie (Bindegewebsverhärtung der Haut allein oder der Haut und innerer Organe)

Toxikologie

Der genaue Mechanismus der Vergiftung und damit das toxische Agens ist noch immer unklar. Nachdem sich die Anilin-Hypothese nicht bestätigt hat, werden nun unter anderem ein Zusammenhang mit Fettsäure-Estern des 3-(N-Phenylamino)-1,2-propandiols (PAP) sowie Autoimmun-Mechanismen diskutiert.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  • J. Falbe, M. Regitz (Hrsg.): Römpp Lexikon Chemie. 10. Aufl., Thieme, Stuttgart u. New York, 1996–1999. S. 2999.
  • E. Gelpí et al.: “The Spanish Toxic Oil Syndrome 20 years after its onset: A multidisciplinary review of scientific knowledge”. Environmental Health Perspectives 110 (5) (2002). PMID 12003748 (hier online)
  • Ten years of progress - umfangreiches Dokument der WHO (engl.) zum TOS (PDF-Datei; 1,54 MB)
  • Benedetto Terracini: The limits of epidemiology and the Spanish Toxic Oil Syndrome, in: International Journal of Epidemiology (2004) 33:443-444